Niederreiter und Corvi schrieben bereits vor der WM Schlagzeilen, weil sie einst in Chur als Junioren zusammenspielten und nun 13 Jahre später wieder vereint auf höchster Ebene ihr «Comeback» gaben. Das Duo «rockt», wie es Corvi formuliert, auch während der WM. Keine anderen Schweizer sammelten in der Vorrunde mit je drei Treffern und vier Assists so viele Skorerpunkte wie Niederreiter und Corvi.
Während Niederreiter nach seiner Jugendzeit in Chur und später in Davos Nordamerika erobert hat und mittlerweile ein etablierter NHL-Profi ist, blieb Corvi im Bündnerland. «Wir hatten damals als Jugendliche beide die Chance, nach Davos zu gehen», erinnert er sich. «Nino ging sofort, ich dachte, ich müsse noch einen Lehrabschluss machen, damit ich später etwas habe. Das war im Nachhinein wohl der falsche Entscheid, denn zweieinhalb Jahre später brach ich die Lehre ab.»
Statt Heizungsinstallateur wurde Corvi doch noch Eishockey-Profi. Arno Del Curto holte ihn mit 20 Jahren zum HCD, bei dem er seither eine steile Karriere hinlegte. «In den letzten drei Jahren begann ich zu zünden», so Corvi, der diese Saison auch in Davos die erste Sturmformation als Center angeführt hatte. «Ich habe meinen Weg auch gemacht, halt mit Umweg. Aber das ist nicht schlimm.»
Corvis Fortschritte blieben auch von Nationaltrainer Patrick Fischer nicht unentdeckt. Im Februar 2016 wurde Corvi ein erstes Mal für das Nationalteam aufgeboten. Gleich im ersten Länderspiel gegen Weissrussland gelang ihm ein Tor. Zwei Jahre später erhielt er ein Aufgebot für die Olympischen Spiele, nun gehört er an der WM – trotz acht Spielern mit NHL-Einsätzen in dieser Saison – zu den wichtigsten Spielern im Schweizer Team.
Trotz Olympia- und WM-Premiere im selben Jahr ist Corvi nicht abgehoben. Zurückhaltend und freundlich ist der 25-Jährige geblieben. Die Öffentlichkeit sucht er überhaupt nicht. Auch auf dem Eis steht die Mannschaft für Corvi über allem. «Manchmal spiele ich einen Pass zu viel, weil ich es zu gut mit meinen Mitspielern meine.»
In Dänemark blüht Corvi als Mensch und Spieler aber auf, wie er selbst zugibt. Der Stürmer führt das auch darauf zurück, dass er sich «brutal wohl» fühle in dieser Mannschaft. «Wir sind wie eine grosse Familie. In Pyeongchang war ich zwar dabei, konnte aber keine Akzente setzen. All die Eindrücke und die grossen Erwartungen, vielleicht war das alles etwas viel», so Corvi.
Vielleicht lag es am Selbstbewusstsein, vielleicht benötigte Corvi die Erfahrung eines grossen Turniers, vielleicht lag es aber auch an Niederreiter. «Er ist ein Vorbild auf und neben dem Eis, er hilft mir sehr viel», sagt der 25-Jährige.
Niederreiter und Corvi – eine Kombination, die passt, obwohl sich die beiden in den letzten Jahren nicht sehr viel gesehen haben. Phasenweise sei der Kontakt gar ganz abgebrochen. «Die WM schweisst uns jedoch wieder zusammen», so Corvi.
Nimmt sich Corvi den gleichaltrigen Kumpel auch sportlich zum Vorbild? Wird gar ein Wechsel nach Nordamerika zum Thema? «Ganz ehrlich, ich habe mir noch nie ernsthaft Gedanken darüber gemacht. Mir gefällt es brutal in Davos und generell in der Schweiz», sagt Corvi. Würde sich etwas ergeben, würde er es sich bestimmt überlegen.
Aber jetzt stehe die WM an, dann folge schon bald das Sommertraining in Davos. Dort will Corvi die Grundlage legen, um die nächste Stufe zu zünden. (sda)