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Um den letzten kanadischen Stanley-Cup-Champion ausfindig zu machen, muss man bis ins Jahr 1993 (Montréal) zurückblättern. Im Land, in dem sich die Leute mehr als irgendwo sonst über das Eishockey definieren, ein untragbarer Zustand.
Erstmals seit 46 Jahren drohen jetzt sogar die Playoffs ohne Beteiligung einer kanadischen Franchise über die Bühne zu gehen. 1970 waren die Montréal Canadiens und die Toronto Maple Leafs, beides Mitglieder der «Original Six», allerdings noch die einzigen kanadischen Vertreter in der besten Hockey-Liga der Welt. Heute sind sieben der 30 NHL-Teams in Kanada ansässig. Dem Mutterland des Eishockeys droht eine beispiellose Demütigung:
Situation: Anfang Dezember grüssten die «Habs» noch von Platz 1 der Atlantic Division. Mit 58 Punkten nach ebenso vielen Partien beträgt der Rückstand auf den letzten Playoff-Platz aktuell sechs Punkte.
Das läuft schief: In Montréal sind Goalie Carey Price, Verteidiger P.K. Subban und Stürmer Max Pacioretty die Lebensversicherung. Wenn einer von ihnen fehlt, droht das fragile Konstrukt zu zerbrechen. Den starken Saisonstart hatten die «Habs» vor allem Price zu verdanken. Seit Ende November fehlt der Star-Goalie verletzt – und Sven Andrighetto und Co. gewinnen keinen Blumentopf mehr.
Situation: Wie Montréal halten auch die Senators nach 58 Spielen bei 58 Punkten. Es gilt, mindestens sechs Zähler aufzuholen.
Das läuft schief: Ottawa ist die Schiessbude der NHL. 178 Gegentore und durchschnittlich 33,1 Schüsse aufs eigene Tor sind die schlechtesten Werte der Liga. Superstar Erik Karlsson ist zwar Verteidiger, seine Stärken liegen aber in der Offensive. Mit dem Trade von Dion Phaneuf von Toronto wollen die Senators ihre anfällige Defensive endlich stabilisieren.
Situation: Toronto ist Tabellenletzter und hat als einziges Team die 50-Punkte-Marke noch nicht geknackt.
Das läuft schief: Die Maple Leafs befinden sich mitten in einer Wiederaufbau-Phase. Trainer Mike Babcock verfügt über einen Achtjahres-Vertrag. Die Franchise füllt den Kader mit jungen, vielversprechenden Spielern und ist darauf erpicht, Draft-Rechte zu sammeln. Dafür hat man vor der Saison Starspieler Phil Kessel abgegeben, Mitte Februar wurde Captain Dion Phaneuf zu Ottawa getradet. Der sportliche Erfolg muss in der grössten Stadt Kanadas derzeit hinten anstehen. Geduld ist gefragt.
Situation: Auch die Canucks liegen derzeit sechs Punkte hinter dem letzten Playoffplatz. Erst zum zweiten Mal seit 2008 und drei Jahre nach der Niederlage im Stanley-Cup-Final droht das Team aus einer der hockeyverrücktesten Städte der Welt die entscheidende Saisonphase zu verpassen.
Das läuft schief: Seit Jahren schon weigert sich die Canucks-Führung mit den mittlerweile 35-jährigen Sedin-Zwillingen zu brechen. Ligadominatoren sind die beiden Schweden nur noch in den feuchten Träumen der Vanvoucer-Anhänger. Auch Radim Vrbata ist bereits 34 Jahre alt. Dahinter wird die Luft in der Offensive dünn. Die Folge: 129 Treffer bedeuten die zweitschlechteste Ausbeute der Liga. Gut möglich, dass uns Sven Bärtschi, Luca Sbisa und Yannick Weber im Mai an der WM zur Verfügung stehen werden.
Situation: Neun Punkte hinter dem Strich liegend, müssten die Jets schon ein aussergewöhnliches letztes Quali-Drittel spielen, um die Playoffs noch zu erreichen.
Das läuft schief: Winnipeg gibt am wenigsten Geld aller NHL-Teams aus. Die ganz grossen Figuren fehlen im Kader. Dustin Byfuglien ist noch der klingendste Name. Vor allem fehlt den Jets aber eine starke Nummer 1 im Tor. Connor Hellebuyck, der sich die Aufgabe mit Michael Hutchinson teilt, spielt zwar eine solide Saison. Dass der 22-jährige Amerikaner Winnipeg noch in die Playoffs hexen wird, darf aber bezweifelt werden.
Situation: Nach dem Einzug in den Conference-Halbfinal 2015, laufen die Flames diese Saison auf Sparflamme. Mit 53 Punkten auf dem Konto sind die Playoffs momentan in weiter Ferne.
Das läuft schief: Calgary spielt bisher konstant unkonstant. Mit Mark Giordano, Dougie Hamilton, Yohnny Gaudreau, Sean Monohan, Sam Bennet und T.J. Brodie verfügt der Kader zwar über einen starken Kern mit guten Perspektiven. An Qualität fehlt es aber in der Breite – und auf der Goalie-Position. Karri Ramo fällt bis Saisonende verletzt aus, der Abgesang auf den 34-jährigen Jonas Hiller ist in Übersee längst in vollem Gange. Derzeit nicht ganz zu Unrecht.
Situation: Nach Verlustpunkten sind die Oilers das Tabellen-Schlusslicht. Die erste Playoff-Qualifikation seit zehn Jahren käme einer Sensation gleich.
Das läuft schief: Wie oft startete Edmonton in den vergangenen Jahren schon mit riesigen Hoffnungen in die Saison? Mit Taylor Hall (2010), Ryan Nugent-Hopkins (2011), Nail Jakupow (2012) und Connor McDavid (2015) haben die Oilers vier der letzten sechs Nummer-1-Draftpicks in ihren Reihen. Dazu kommt mit Jordan Eberle ein weiterer Starspieler. Das Problem: Nie sind alle gleichzeitig fit. Eberle verletzte sich noch in der Saisonvorbereitung. Dann fiel McDavid lange aus. Und kaum war dieser wieder fit, brach sich Nugent-Hopkins die Hand. Zusammen mit der löcherigen Verteidigung zu viel, um ein ernsthafter Playoff-Kandidat zu sein.
Trösten kann sich Hockey-Kanada, dass in den amerikanischen Teams mehr Landsmänner spielen, als in vielen einheimischen Klubs. Auf internationaler Ebene sind die Auswahlen mit dem Ahornblatt auf der Brust sowieso seit Jahren das Mass aller Dinge. Ob die Kanadier die Playoffs ohne eigenes Team so intensiv verfolgen werden wie sonst, ist mehr als fraglich und stellt auch die Liga vor Probleme. Gut möglich, dass einige kanadische Klubs auf dem Transfermarkt noch auf den schnellen Erfolg spekulieren. Die Trade-Deadline ist am 29. Februar.