Die Drogenlandschaft ist in Bewegung. Medien berichten über vermehrten Kokain- und Crack-Konsum in Schweizer Städten und über die zunehmende Reinheit des Kokains. In den USA hat Fentanyl mittlerweile Heroin verdrängt; schockierende Bilder von Süchtigen aus amerikanischen Städten schüren die Angst vor einem Übergreifen der Opioid-Krise auf Europa. In Afghanistan scheinen die Taliban unterdessen Ernst zu machen mit der Unterbindung des Mohnanbaus – was sich bald auf den Heroinmarkt in Europa auswirken dürfte.
Wie wirken diese Drogen, welche Gefahren sind mit ihrem Konsum verbunden? Wo werden sie angebaut oder produziert und auf welchen Wegen kommen sie hierher? Berücksichtigt werden hier nur einige ausgewählte Suchtstoffe; legale Drogen wie Alkohol, Nikotin oder Medikamente wie Tranquilizer, aber auch Cannabisprodukte bleiben ausser Betracht. In Teil 1 dieses Artikels geht es um Kokain, Crack und Heroin; Teil 2 befasst sich mit Fentanyl, Crystal Meth und MDMA.
Kokain ist ein Alkaloid, das der Strauch Erythroxylum coca in seinen Blättern bildet. In seiner reinen Form ist es ein kristallines Pulver, das jedoch nur schlecht wasserlöslich ist und daher nicht gut über die Nasenschleimhäute aufgenommen werden kann. Das weisse Pulver hingegen, das gemeinhin unter der Bezeichnung «Kokain» bekannt ist und von Dealern verkauft wird, ist eigentlich Kokainhydrochlorid. Es entsteht, wenn man aus den Blättern der Pflanze gewonnene Kokapaste in einem aufwendigen Verfahren mit Salzsäure versetzt. 500 Kilogramm Cocablätter ergeben so je nach Sorte ein bis fünf Kilogramm Kokainhydrochlorid.
Kokain kann auf unterschiedliche Weise konsumiert werden: Meist wird es geschnupft, es kann aber auch geschluckt, gespritzt oder – als Crack oder Freebase – geraucht werden. Die Droge, die eine starke lokalanästhetische Wirkung hat, ist akut toxisch. Eine zu hohe Dosierung bewirkt schwere Vergiftungen und im Extremfall den Tod. Kokain wirkt gefässverengend und steigert Herzfrequenz sowie Blutdruck. Hunger- und Durstgefühle werden abgeschwächt. Durch die Hemmung der Resorption der Neurotransmitter Noradrenalin, Dopamin und Serotonin – dies sind biochemische Stoffe, die Reize zwischen Neuronen übertragen – vermittelt die Droge dem Körper das Gefühl von Leistungsfähigkeit und Wachheit.
Kokain führt zu einer aufgehellten Stimmung bis hin zu Euphorie und wirkt entspannend und enthemmend. Die Libido wird erhöht. Beim Schnupfen hält die Wirkung bis zu eine Stunde an; beim Inhalieren von Crack indes nur 5 bis 15 Minuten. Wenn der Rausch langsam abklingt, beginnt das «Coming Down», eine Phase entgegengesetzter Gefühle wie Gereiztheit oder depressive Verstimmungen. Dies fördert den erneuten Konsum und damit die psychische Abhängigkeit. Diese kann sehr schnell einsetzen – besonders beim Rauchen von Crack – und sehr stark werden, auch wenn es nicht zu einer körperlichen Abhängigkeit kommt. Bei ständigem Konsum steigt die Toleranzgrenze durch Gewöhnungseffekte.
Neben der Suchtgefahr bestehen weitere Risiken: Die Gefahr einer Überdosis ist auch bei Erstkonsumenten gegeben. Zudem steigt das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Bei häufigem Konsum kann Gewichtsabnahme und eine Vernachlässigung des eigenen Körpers auftreten, dazu kann die Leber geschädigt werden. Beim Schnupfen werden die Schleimhäute der Nasenscheidewände angegriffen, es kann zum Verlust des Geruchssinns kommen. Langfristiger Konsum bringt das Risiko von Libidoverlust und Impotenz mit sich. Weitere Folgen sind Depressionen und Persönlichkeitsveränderungen; antisoziales und aggressives Verhalten nimmt zu. Schliesslich kann es zu einer Kokainpsychose kommen, die mit Wahnvorstellungen einhergeht.
Gesundheitliche Risiken sind zudem mit den Substanzen verbunden, mit denen Kokain fast immer gestreckt wird. Dazu zählen Produkte mit pharmakologischer Wirkung, wie Levamisol und Phenacetin, oder Produkte ohne pharmakologische Wirkung wie Laktose, Stärke oder Zellulose. Phenacetin, ein Schmerzmittel, wirkt euphorisierend, greift aber bei längerem Gebrauch die Nieren an; Levamisol ist ein Entwurmungsmittel in der Tiermedizin, das die Wirkung des Kokains verlängert, aber längerfristig eingenommen zu Veränderungen der weissen Substanz im Gehirn führt. Lidocain, das dem Kokain chemisch ähnelt, wird beigemischt, weil es die Schleimhäute betäubt und dadurch beim Probieren Qualität vortäuscht. Lidocain wird beim Crack-Kochen nicht aus dem Kokain entfernt und greift beim Rauchen die Lunge an.
In letzter Zeit scheint jedoch die Reinheit des Kokains zumindest in Zürich zugenommen zu haben, wie Daten des Zürcher Drogeninformationszentrums (DIZ) zeigen.
Der Kokastrauch gedeiht in den Anden in einer Höhe von 300 bis 2000 Metern. Dort befinden sich nach wie vor die wichtigsten Anbaugebiete, auch wenn die Pflanze mittlerweile auch in den USA, in Südeuropa, Ostafrika, Asien oder Australien angebaut wird. Koka ist einfach anzupflanzen und kann mehrmals im Jahr geerntet werden.
Die Blätter des Strauchs werden im Herkunftsgebiet gekaut, wobei der Zusatz von Kalk das Kokain in Ecgonin umwandelt, das nicht süchtig macht. Auch bei der Verwendung der Blätter zur Teezubereitung scheint es nicht zu Suchterscheinungen zu kommen. Der Anbau der Pflanze durch Kokabauer ist in den Andenländern legal, allerdings nur in bestimmten Mengen. Die Weiterverarbeitung der Blätter zu Kokain oder seinen Vorprodukten ist verboten.
Nach wie vor gilt Kolumbien laut dem UNO-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) trotz der neuen Anbaugebiete in Asien als grösster Kokain-Produzent der Welt vor Peru und Bolivien. 2021 nahm demnach die Anbaufläche in dem südamerikanischen Staat im Vergleich zum Vorjahr um 43 Prozent zu – von 143'000 Hektar auf 204'000 Hektar. Das Potenzial für die Kokainproduktion stieg ebenfalls – auf einen Höchstwert von 1400 Tonnen. Dies liegt nicht nur an der Vergrösserung der Anbaufläche: Die Menge an Blättern, die auf einem Hektar geerntet werden kann, nimmt zu, ebenso die Menge an Alkaloid, das in den Blättern vorhanden ist. Daneben wurde auch die Infrastruktur zur Produktion ausgebaut.
Anbau und Produktion haben sich insbesondere in den Grenzgebieten Kolumbiens zu Ecuador und Venezuela konsolidiert, wo die Bedingungen für den Anbau und die Anbindung an Schmuggelrouten günstig sind. Auch in Peru hat die Anbaufläche innerhalb eines Jahres um 18 Prozent zugenommen, auf mittlerweile 95'000 Hektar im Jahr 2022. Nach Schätzungen könnten auf dieser Fläche etwa 870 Tonnen Kokain produziert worden sein. Bolivien als drittgrösster Produzent fällt dagegen mit 29'400 Hektar Anbaufläche im Jahr 2020 etwas ab.
Während der Anbau nach wie vor stark in den drei genannten Ländern konzentriert ist, gibt es Anzeichen dafür, dass Kokainhydrochlorid auch andernorts in Südamerika und entlang der Schmuggelrouten raffiniert wird – zunehmend auch in Europa. Die hohe Nachfrage aus den Konsumentenländern sorgt dafür, dass die Kokainproduktion lukrativ bleibt – was bei der extremen Armut in dieser Region, besonders bei der indigenen Bevölkerung, noch mehr ins Gewicht fällt. Die Einnahmen aus dem Drogenexport werden auch dazu benutzt, die Behörden zu korrumpieren. Überdies ist das Niveau der legalen landwirtschaftlichen Produktion niedrig und die dafür vorhandene Infrastruktur kaum ausgebaut.
Früher beherrschten kolumbianische Drogenkartelle den lukrativsten Kokainmarkt der Welt, den US-Markt. Sie wurden dort von mexikanischen Kartellen verdrängt. Mittlerweile ist jedoch auch Europa zu einem grossen Absatzmarkt geworden – seit 2019 wird in Europa mehr Kokain beschlagnahmt als in den USA.
Europa ist heute gemäss dem Think-Tank InSight Crime der «wohl attraktivste Kokainmarkt der Welt», dessen Grösse und Bedeutung weiter zunehmen. Hier sind die Risiken geringer als in den USA, die Gewinne höher und das Wachstumspotenzial immens. Nach Schätzungen des European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) lag das Gesamtvolumen des Kokainmarktes in der EU im Jahr 2020 bei rund 10,4 Milliarden Franken.
Laut InSight Crime, das sich auf einen hochrangigen europäischen Polizeibeamten beruft, gelangten 2019 und in den ersten Monaten des folgenden Jahres zwischen 500 und 800 Tonnen Kokain nach Europa – vermutlich mehr, als im gleichen Zeitraum in die USA exportiert wurde. Da der Konsum in Europa aber nach wie vor niedriger als in den USA ist, dürfte ein erheblicher Anteil davon von Europa aus in andere Teile der Welt gelangen. Insgesamt sind aber nach Schätzungen von UNODC fast vier von fünf Kokainkonsumenten weltweit entweder in den USA oder Europa zu finden.
Im Gegensatz zu den Schmuggelrouten, die von den Produktionsgebieten in die USA führen, muss das für Europa bestimmte Kokain ein enormes Hindernis überwinden – den Atlantik. Nach Europa besteht keine Landbrücke wie in die USA. Der Schmuggel läuft also ausschliesslich über den Luft- oder Seeweg. Dafür werden auch Drogen-U-Boote eingesetzt: 2019 beschlagnahmten die spanischen Behörden das erste solche U-Boot in europäischen Gewässern. Es hatte den Atlantik mit drei Tonnen Kokain überquert.
Aus den Anbaugebieten gelangt das Kokain über mehrere Routen nach Europa; die derzeit beliebteste ist gemäss InSight Crime jene über Brasilien. In den brasilianischen Häfen wird das Kokain von Bandenmitgliedern in Containern versteckt, die direkt oder via Westafrika nach Europa gelangen. Weitere Mitglieder der Schmugglerbande nehmen den Container dann in Europa in Empfang. Mittlerweile sind nicht mehr Häfen in Spanien der Hauptbestimmungsort, sondern Rotterdam und Antwerpen, wo niederländische Banden das Geschäft kontrollieren. Die Ladung gelangt dann in ein Zwischenlager, wo sie von verschiedenen Käufern abgeholt wird, die sie dann weiterverteilen.
Beim Kokainimport in die Schweiz spielen offenbar 'Ndrangheta-Clans eine wichtige Rolle, wie die italienisch-schweizerische Antimafiaoperation Nuova Narcos Europea im November 2021 zeigte, bei der ein gut eingespielter Drogenhandel aufgedeckt wurde. Die Ware gelangte dabei in Containern versteckt aus Südamerika in italienische Mittelmeerhäfen wie Livorno oder La Spezia. Ebenfalls eine Rolle spielten Flugverbindungen von Ecuador nach Europa.
Crack ist die freie Base des Kokains, also das eigentliche Kokain. Es eignet sich nicht zum Schnupfen oder Injizieren, sondern wird geraucht – die Bezeichnung «Crack» leitet sich aus den knisternden Geräuschen ab, die beim Verbrennen der zerplatzenden gelblich-weiss bis rosa gefärbten Körner entstehen. Der aus den Blättern des Kokastrauchs gewonnene Stoff ist harzartig und löst sich nicht in Wasser, brennt aber gut – bereits bei 96 °C verdampfen die Kristalle.
Beim weissen Pulver, das normalerweise als Kokain verkauft wird, handelt es sich hingegen um Kokainhydrochlorid, das aus mit Salzsäure versetzter Kokapaste gewonnen wird und sich zum Schnupfen eignet, weil es wasserlöslich ist.
Crack wirkt durch die Aufnahme über die Lungen sehr schnell – nach dem Inhalieren gelangt das freigesetzte Kokain innert Sekunden über den kleinen Blutkreislauf direkt ins Gehirn und löst nach 1 bis 5 Minuten einen sehr starken Rausch aus. Dies erklärt das im Vergleich zu anderen Applikationswegen erheblich erhöhte Suchtpotenzial. Crack macht schneller süchtig als Kokain. Es gilt neben Methamphetamin und Heroin als die Droge mit dem höchsten psychischen Abhängigkeitspotenzial; sogar für Erstkonsumenten besteht Suchtgefahr.
Wie Kokain wirkt Crack euphorisierend und stimmungsaufhellend; Konsumenten fühlen sich leistungsfähiger und wacher. Das sexuelle Verlangen steigt, und es besteht eine Neigung zur Selbstüberschätzung bis hin zum Grössenwahn. Nebenwirkungen sind Blutdruckerhöhung, Verengung der Blutgefässe, Dehydrierung, Anstieg der Körpertemperatur und Pupillenerweiterung. Die Wirkung lässt allerdings ebenfalls schnell wieder nach, der Rausch dauert lediglich 10 bis 15 Minuten. Dann können Angstgefühle, depressive Verstimmungen und Reizbarkeit auftreten – und Süchtige verspüren erneut das Verlangen nach einem Kick.
Und dieser hat auch seinen gesundheitlichen Preis: Eine Überdosis kann zu Atem- und Herzstillstand führen. Der Konsum kann mit unkontrollierbaren Zittern, Schwächegefühlen, Paranoia und schizophrenieähnlichen Zuständen einhergehen. Als Langzeitschäden drohen Lungenschäden – eine sogenannte Cracklunge – sowie depressive oder wahnhafte Psychosen. Weitere Folgen können Bluthochdruck sowie chronische Appetitlosigkeit und Abmagerung sein. Abhängige werden aufgrund der hohen Beschaffungskosten oft kriminell und verwahrlosen.
Crack wird meist aus Kokainhydrochlorid unter Zugabe einer alkalischen Lösung wie Natriumhydrogencarbonat – das etwa in Backpulver enthalten ist – auf einem Löffel oder in einem anderen geeigneten Behälter gekocht. Das Gemisch trennt sich in zwei Schichten, wobei die obere Lösungsmittelschicht das gelöste Kokain enthält. Das Lösungsmittel wird dann verdampft, wobei fast reine Kokainkristalle zurückbleiben. Wird der Ausgangsstoff mit Ammoniak gekocht, entsteht sogenanntes Freebase.
Ein Teil der Streckmittel bleibt beim Kochen zurück – insbesondere beim Freebase. Crack und mehr noch Freebase sind dadurch in der Regel reiner als Kokainhydrochlorid – und daher noch gefährlicher.
Da Crack meistens von den Konsumenten aus Kokain (Kokainhydrochlorid) gekocht wird, sind die Schmuggelrouten jene des Kokains. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass auch gebrauchsfertiges Crack in portionierten Mengen angeboten wird. So hat laut einer im Auftrag des Kantons Genf erstellten Studie die Ankunft von neuen Dealern in Genf zu einem Crack-Boom geführt. Diese gemäss Polizeiangaben typischerweise aus Subsahara-Afrika stammenden Männer verkaufen für eine Inhalation portionierte Crack-Steine zu zehn Franken das Stück. Die Käufer müssen ihr Crack so nicht mehr selber kochen.
In der Tat scheint es, dass Crack europaweit auf dem Vormarsch ist. Hotspots sind etwa der Hauptbahnhof Gare du Midi (Brussel Zuid) in Brüssel oder der Platz der Schlacht von Stalingrad im 19. Pariser Arrondissement, der im Volksmund mittlerweile «Stalincrack» genannt wird. In der Schweiz ist vornehmlich Genf betroffen, das die meisten Crack-Konsumenten in der Romandie zählt. Dort hat sich die Zahl der Konsumenten innerhalb eines Jahres verdoppelt, wie das Departement für Sicherheit, Bevölkerung und Gesundheit im Mai 2023 mitteilte. 2022 verzeichnete der Drogenkonsumraum Quai 9 beim Genfer Bahnhof über 17'000 Besuche von Personen, die Crack rauchen wollten – weit mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor.
Auch in Luzern sind laut einem Bericht von zentralplus.ch solche Crack-Steine im Umlauf, dies jedoch bereits seit zwei Jahren. Durch die Zunahme von Crack-Konsumenten werde der Drogenkonsum sichtbarer, da der Konsum einfach und schnell sei und daher Crack vermehrt im öffentlichen Raum konsumiert werde.
In Zürich ist die Bäckeranlage, ein öffentlicher Freiraum mit Park im Kreis 4, zum Problemgebiet geworden. In den letzten Wochen tauchten vermehrt Süchtige auf und konsumierten auch tagsüber vornehmlich Crack. Nun befürchten Anwohner und Behörden die Bildung einer neuen offenen Drogenszene.
Der Begriff «Heroin» weckt in der Schweiz sofort Erinnerungen an die grossen offenen Drogenszenen in Zürich, Mitte der Achtzigerjahre bis 1992 auf dem Platzspitz und von 1993 bis 1995 am Letten. Nach wie vor ist der «Heroinjunkie» für viele Leute der Prototyp des Süchtigen. Der Heroinkonsum verursacht immer noch einen grossen Teil der Drogenprobleme in der Schweiz, wie Sucht Schweiz im «Schweizer Suchtpanorama 2021» feststellt. Die Lage sei jedoch stabil und die Zahl der Erstkonsumenten gering. Europaweit scheint der Heroinkonsum abzunehmen, während gleichzeitig vermehrt andere Opioide wie Morphin, Methadon oder Fentanyl auf dem Markt auftauchen.
Heroin oder Diamorphin ist ein stark analgetisches Opioid, das halbsynthetisch mittels Essigsäure aus dem Alkaloid Morphin gewonnen wird, das wiederum als Naturprodukt in Opium enthalten ist. Opium ist der getrocknete Milchsaft aus den Samenkapseln des Schlafmohns (Papaver somniferum). Heroin kann geraucht oder in einer schwachen Säure gelöst und injiziert werden.
Heroin hat ähnlich wie Morphin eine euphorisierende und analgetische Wirkung. Je nach Applikation wirkt es mit einer Halbwertszeit von vier bis sechs Stunden, das heisst, eine Heroindosis wirkt nach dieser Zeit nur noch halb so stark. Die Wirkung setzt beim Injizieren bereits nach zehn Sekunden ein, beim Rauchen oder Schnupfen nach wenigen Minuten. Danach stellt sich ein Zustand der Beruhigung und Geborgenheit ein, wobei aber auch das Zentralnervensystem erregt wird, was sich in gesteigertem Selbstvertrauen äussert. Ängste werden durch den Konsum unterdrückt; manche Konsumenten beschreiben den Zustand, als sei man «in Watte gepackt».
Sofort eintretende Folgen des Konsums bestehen in der Verlangsamung der Atmung, Übelkeit – besonders bei Erstkonsumenten –, Blutdruckabfall, Pulsverlangsamung und Pupillenverengung. Als Nebenwirkung tritt Verstopfung auf. Auch Koordinationsstörungen oder eine Verringerung der Libido können vorkommen. Eine Überdosierung führt zu Atemdepression, Verengung der Atemwege, niedriger Körpertemperatur sowie Lungenversagen. Auch Herzrhythmusstörungen können auftreten. Besonders bei zusätzlichem Konsum von anderen sedierenden Substanzen wie Alkohol oder Barbituraten droht Atemstillstand mit Todesfolge («goldener Schuss»).
Da bei Heroin die Differenz zwischen einer wirksamen und einer tödlichen Dosis sehr klein ist – kleiner als bei allen anderen gängigen Drogen –, ist die Gefahr einer Überdosierung sehr gross, umso mehr als die Unterschiede im Wirkstoffgehalt des illegal beschafften Heroins beträchtlich sein können. Durch die starke Toleranzbildung sind Dosen, die für Erstkonsumenten tödlich wären, für chronische Konsumenten verträglich. Bei mehrmonatigem Nichtkonsum, etwa während eines Entzugs, bildet sich die Toleranz jedoch wieder zurück, sodass die gewohnte Dosis zu hoch ist. All dies führt zusammen mit dem extrem hohen Abhängigkeitspotenzial und einer Tendenz zur Dosissteigerung aufgrund der Toleranzbildung zu einer hohen Zahl von Todesfällen.
Reines Heroin gehört zwar zu den Substanzen mit dem höchsten Abhängigkeitspotenzial überhaupt, ist aber für die Organe des menschlichen Körpers nicht toxisch. Das gilt aber nicht unbedingt für die Substanzen, mit denen es meist gestreckt wird, etwa Koffein, Paracetamol, Mehl oder Ascorbinsäure. Durch nicht steriles Spritzenbesteck können zudem Krankheitserreger wie Hepatitis-C oder HIV übertragen werden. Langfristiger chronischer Konsum kann, besonders wenn er mit dem Leben in der Drogenszene und Obdachlosigkeit verbunden ist, zu körperlichem Verfall führen, etwa durch Leberschädigung, Magen-Darm-Störungen und Zahnausfall.
Bis Ende der Siebzigerjahre stammte das in Europa konsumierte Heroin nahezu ausschliesslich aus Südostasien – aus dem «Goldenen Dreieck» im Grenzgebiet von Myanmar, Laos und Thailand. Heute kommt es indes überwiegend aus Südwestasien, hauptsächlich aus dem sogenannten Goldenen Halbmond, der aus den Ländern Afghanistan, Pakistan und Iran besteht. Opium für die Heroinherstellung wird dabei vornehmlich in Afghanistan angebaut, während der Iran nur Konsum- und Transitland ist. Auch in einigen Gebieten Lateinamerikas wird Heroin produziert, doch diese Ware taucht in Europa nur selten auf.
Während Heroin aus Südwestasien ein braunes Pulver ist, das in Wasser unlöslich, aber in organischen Lösemitteln löslich ist, liegt das seltenere Heroin aus Südostasien meist in Form eines weissen Pulvers (Hydrochlorid-Salz) vor, das wasserlöslich, aber in organischen Lösemitteln unlöslich ist. Südwestasiatisches Heroin kann inhaliert werden, wenn man die Masse auf einer Metallfolie über einer Flamme erhitzt und die Dämpfe einatmet («Folienrauchen»). Um es spritzen zu können, muss es zuerst in Zitronensäure gelöst werden. Heroin aus Südostasien eignet sich für die direkte Injektion einer Lösung.
Afghanistan hat schon vor mehr als dreissig Jahren Myanmar als grössten Opiumproduzent abgelöst und lieferte zeitweise bis zu 90 Prozent der Weltproduktion. Mit der Machtübernahme durch die Taliban vor zwei Jahren beginnt sich dies zu ändern: Die fundamentalistischen Islamisten kündigten damals an, den Anbau von Opium zu unterbinden, und setzten das Verbot nach der Ernte 2022 rigoros durch. Ob die Taliban diese neue Politik durchzuziehen vermögen, ist noch nicht klar. Weizenanbau anstelle des Schlafmohnanbaus ist wesentlich weniger lukrativ; er bringt im Vergleich nur etwa ein Zehntel ein.
Im Westen begrüsst man einerseits das Opium-Anbauverbot der Taliban – befürchtet aber zugleich, dass der Opiummangel Drogensüchtige weltweit dazu nötigen könnte, auf die synthetisch hergestellte und einfacher verfügbare Droge Fentanyl umzusteigen. Diese ist 50-mal stärker als Heroin und hat in den USA zu einem dramatischen Anstieg von Drogentoten geführt. Bis es dazu kommt, dürfte es aber noch eine Weile dauern, da es in Afghanistan noch grosse Lagerbestände an Opium gibt.
Das meiste aus Afghanistan geschmuggelte Heroin gelangt auf der sogenannten Balkanroute, also auf dem Landweg, nach Europa. Daneben gewinnen aber zwei weitere Routen an Bedeutung: eine südliche über den Golf von Oman und eine nördliche über Zentralasien und Russland.
Teil 2 dieses Artikels gibt es hier:
«Fentanyl, Meth und MDMA – der Boom der synthetischen Drogen»
Aber bitte nur auf der Strasse Druck aufsetzen, den mit dem Drogengeld kann die Schweiz perfekt umgehen.
So Kari, nun haben wir es diesen Drogensüchtigen wieder mal gezeigt. Aber hol doch noch noch schnell 2 Flaschen Weissen vom Kühlschrank und bring noch eine Schachtel Krumme mit...