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Papst bittet Schweizer Missbrauchsopfer um Vergebung

epa07401012 Pope Francis arrives to lead the weekly general audience in Saint Peter's Square, Vatican City, 27 February 2019. EPA/ETTORE FERRARI
Bild: EPA/ANSA

Papst bittet Schweizer Missbrauchsopfer um Vergebung – und bezeichnet Täter als «Monster»

03.03.2019, 03:4503.03.2019, 14:12

Der Papst hat erstmals eine Gruppe von Schweizer Missbrauchsopfern im Vatikan persönlich empfangen. Bei der Privataudienz am Samstag bat Franziskus die Betroffenen laut deren Angaben um Vergebung.

An dem Treffen am späten Morgen in den Räumen des Pontifex nahmen der Initiator der Wiedergutmachungs-Initiative, Guido Fluri, sowie eine Frau und ein Mann teil, die im kirchlichen Umfeld sexuellen Missbrauch erlebt hatten. Die beiden Betroffenen berichteten Franziskus von ihren Erlebnissen, wie die Guido Fluri Stiftung mitteilte.

Guido Fluri, Initiant der Wiedergutmachungsinitiative, zweiter von links, fotografiert mit seinen Kinder waehrend des grossen Treffens ehemaliger Verdingkindern, am Samstag, 30. Juni 2018 in Muemliswi ...
Guido Fluri mit seinen Kindern.Bild: KEYSTONE

Der heute 63-jährige Mann war laut eigenen Angaben als Jugendlicher in einer Erziehungsanstalt in Bad Knutwil LU von Mönchen mehrfach geschlagen und sexuell missbraucht worden. Die 74-jährige Frau erlebte in einem von katholischen Nonnen geführten Kinderheim in Malters LU ebenfalls Gewalt und sexuellen Missbrauch.

Papst spricht von «Monstern»

Der Papst bat die Opfer im Namen der Kirche um Verzeihung und um Vergebung. Ein Mensch, der Kinder missbrauche – sei es ein Priester, ein Ordensmann oder eine Ordensfrau – werde zu einem «Monster», habe der Papst wörtlich gesagt, heisst es in der Mitteilung.

Nach dem Treffen zeigte sich Opfervertreter Fluri zufrieden. Die Begegnung des Papstes mit den Schweizer Missbrauchsopfern sei ein wichtiges Zeichen an die Betroffenen, dass die Kirche das grosse Leid, das den Opfern im kirchlichen Umfeld angetan worden sei, umfassend anerkenne. Der Papst habe sich ohne Wenn und Aber für die Null-Toleranz und für die strafrechtliche Verfolgung der Täter ausgesprochen. Diesen Worten müssten nun Taten folgen.

Anti-Missbrauchsgipfel

Das Treffen zwischen Papst Franziskus und der Delegation aus der Schweiz fand eine Woche nach dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan statt. Bei diesem hatte Papst Franziskus erneut ein hartes Durchgreifen der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch und ein Ende der Vertuschung versprochen - jedoch ohne konkrete Konsequenzen aus der jahrzehntelangen Krise zu benennen.

Es war das erste Mal, dass eine Gruppe von Schweizer Missbrauchsopfern dem Papst von ihrem Leid berichten konnte. Beim Treffen war auch Kurt Kardinal Koch anwesend. Der Vatikan lud Fluri und eine Gruppe von Missbrauchsopfern bereits 2015 zu einer Generalaudienz ein.

Ende 2014 reichte der Solothurner Unternehmer Guido Fluri die Wiedergutmachungs-Initiative ein, die 500 Millionen Franken für die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen forderte. Knapp zwei Jahre später hiessen die Räte einen indirekten Gegenvorschlag gut, der für die Ausrichtung der Solidaritätsbeiträge 300 Millionen Franken zur Verfügung stellte. Gegen 9000 Betroffene haben ein Gesuch gestellt.

Fürsorgerische Zwangsmassnahmen waren in der Schweiz bis 1981 angeordnet worden. Zehntausende von Kindern und Jugendlichen wurden an Bauernhöfe verdingt oder in Heimen platziert, viele wurden misshandelt oder missbraucht. (sda)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zwei Fallende Stimmen
03.03.2019 11:42registriert Februar 2019
Reine PR zur Schadensbegrenzung. Konkrete Massnahmen, wie zum Beispiel finanzielle Wiedergutmachung, konkrete Aufarbeitung der Taten, die Aufhebung des Zölibats u.ä.: Natürlich nada.
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Oxymora
03.03.2019 10:47registriert August 2016
Mit Entschlossenheit wird der Papst gegen Missbrauch, Homophobie vorgehen und sich für Wissenschaft, Menschenrechte, Gleichberechtigung der Geschlechter etc. ins Zeug legen. Und mit dem nächsten Papst und den folgenden werden die Betroffenheitsbekundungen mit beten, büssen, appellieren die Kirche total verändern.

Die Kirche findet Ihre Worthülsen offenbar werbewirksam.

Wer glaubt dem Verein noch?


Aus dem Verein austreten und/oder Politiker zu wählen, die auf eine klare Trennung von Religion und Staat hinarbeiten, ist sicher die wirksamer als auf die nächsten 100 Päpste zu vertrauen.
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