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Warum Sekten in diesem Blog nicht gelobt werden

Uriella, das Fiat-Lux-Oberhaupt, zeigt auch in der Sendung 'Arena' von SF1 zum Thema 'Sekten - Macht und Ohnmacht', am Freitag, 14. April 2000, ihr bekanntes Laecheln. (KEYSTONE/Wa ...
Die Sekte Fiat Lux des verstorbenen Sprachrohrs Gottes Uriella wird im Blog nicht gelobt, weil die negativen Aspekte bei weitem überwiegen.Bild: KEYSTONE
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Warum Sekten in diesem Blog nicht gelobt werden

Gläubige kritisieren oft, dass im Sektenblog die positiven Seiten problematischer Glaubensgemeinschaften weggelassen werden. Dafür gibt es Gründe.
02.10.2021, 07:59
Hugo Stamm
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Der wöchentliche Aufschrei hier im Blog ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Bloggerinnen und Blogger, für die Spiritualität und Religiosität ein zentraler Lebensinhalt sind, ärgern sich oft über meine Impulstexte.

Das kann ich verstehen. Sie fühlen sich betroffen und missverstanden. Ich kann allerdings schlecht nachvollziehen, wenn manche behaupten, ich würde ihre religiösen Gefühle verletzen. Denn ich zeige lediglich Ungereimtheiten, Widersprüche und missbräuchliche Praktiken der Sekten und Glaubensgemeinschaften auf.

Ausserdem kritisiere nie eine gläubige Person wegen ihres Glaubens, sondern höchstens religiöse Führer, die radikale bis fundamentalistische Dogmen vertreten, ihre Position missbrauchen oder mit raffinierten Indoktrinationsmethoden ihre Anhänger abhängig machen. Es geht mir also um die Aufklärung von Missständen aller Art.

Was jemand glaubt und denkt, ist mir egal. Es sei denn, die Person setzt ihren Glauben ein, um andere auf versteckte oder unredliche Art zu missionieren.

Meine Kritiker monieren weiter, dass ich nur die negativen Aspekte von Sekten und radikalen Glaubensgemeinschaften thematisiere und die positiven weglasse.

Nur: Von religiösen Gruppen und Bewegungen, die sich als Hüter von Moral und Ethik ausgeben, darf man erwarten, dass sie grundsätzlich seriös sind, ihre Anhänger mit Respekt und Würde behandeln und ihnen individuelle Freiheiten selbstverständlich zugestehen.

Der Vorwurf, ich sei ein Sektenjäger, trifft nicht zu. Ich habe nie eine Aktion gegen Sekten lanciert, sondern ausschliesslich mit journalistischen Mitteln Aufklärung betrieben.

Doch dies ist nur allzu oft nicht der Fall, nicht einmal bei der katholischen Kirche. Deshalb ist mein journalistischer Fokus auf den missbräuchlichen Aspekten. Vom Selbstverständlichen kann man ausgehen und es muss nicht speziell erwähnt werden.

Würde ich auch die positiven Seiten hervorheben, würde ich quasi Werbung für problematische Gemeinschaften machen. Ich habe nämlich mehrfach erlebt, dass mich Sekten benutzten, um ihr Image aufzupolieren. Ihr Trick: Sie rissen ein Zitat von mir aus dem Zusammenhang, um sich reinzuwachsen.

Sie schrieben beispielsweise, sogar der Sektenjäger Hugo Stamm habe sie lobend erwähnt oder ihnen einen Persilschein ausgestellt. Konkret erklärte eine Glaubensgemeinschaft, ich habe bestätigt, dass es sich bei ihr nicht um eine Sekte handle.

Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen

Den Rest meiner Aussagen verschwieg sie vornehm. Der lautete nämlich, die Gemeinschaft sei zwar keine Sekte im klassischen Sinn, weise aber deutliche Sektenmerkmale auf.

Eine Zwischenbemerkung: Der Vorwurf, ich sei ein Sektenjäger, trifft nicht zu. Ich habe nie eine Aktion gegen Sekten lanciert, sondern ausschliesslich mit journalistischen Mitteln Aufklärung betrieben.

Kommt hinzu, dass ein Blog die persönliche Meinung und Haltung des Autors wiedergibt. Wie bei einem Kommentar, einem Meinungsartikel oder einem Essay. Ein Impulstext darf provozieren, um die Diskussion anzuregen. Die vielen Kommentare bei meinem Blog zeigen, dass dies gelingt.

Gegenargumente kommen in den Kommentaren zum Ausdruck

Wichtig dabei: Die verärgerten Gläubigen können mit Gegenargumenten und ergänzenden Informationen einen Ausgleich schaffen. Somit sind Meinungsvielfalt und Ausgewogenheit gewährleistet.

Es gibt einen weiteren Grund, weshalb ich keine Bedenken habe, die positiven Aspekte von Glaubensgemeinschaften auszublenden. Die religiösen Gruppen und Bewegungen haben mit ihren Internetauftritten und ihren Posts in den sozialen Medien eine Reichweite, von der ich mit meinen aufklärerischen Texten nur träumen kann.

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Ausserdem nutzen sie sämtliche Möglichkeiten, um in der Öffentlichkeit zu missionieren. Zu berücksichtigen ist auch, dass ich in der Schweiz so ziemlich der einzige Journalist bin, der regelmässig über Sekten und Glaubensgemeinschaften schreibt.

Eine kritische Stimme sollte es ertragen

Eine kritische Stimme sollte doch eine pluralistische und aufgeklärte Gesellschaft ertragen, zumal meine Texte im PR-Gewitter der von mir kritisierten Bewegungen und Gruppen förmlich untergehen.

Ausserdem bleiben bei rund 1000 Sekten und problematischen Gemeinschaften aus dem christlichen und esoterischen Umfeld die meisten verschont.

Kommentierende sowie Bloggerinnen und Blogger, denen Spiritualität und Religiosität ein Anliegen sind, sind herzlich eingeladen, sich weiterhin am Diskurs zu beteiligen. Vorausgesetzt, sie bleiben sachlich. Was natürlich für alle gilt.

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Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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373 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nette
02.10.2021 09:10registriert Juli 2021
Ja, es erträgt locker eine kritische Stimme. Besonders da sie für viele Betroffene spricht die aus verschiedenen Gründen ruhig bleiben. Weiter so Herr Stamm!
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pamayer
02.10.2021 09:06registriert Januar 2016
Aufklärung. Immer wieder. Immer wichtig. Wer sich dagegen stellt hat in der Regel Dreck am Stecken. Danke lieber Hugo Stamm, für deine unermüdliche, aufklärerische Haltung.
So sollte Journalismus sein.
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Grausichtiger
02.10.2021 09:00registriert Juli 2020
Wenn eine Gruppierung etwas schlechtes macht ist es irelevant was sie sonst gutes macht. Böse Taten werden nicht durch gute aufgehoben.
Bei Berichten über Hitler beklagt sich ja auch niemand, dass nicht erwähnt wurde dass er Vegetarier und Tierfreund war.
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Der Ort, an dem die Frauen baggern
Ich war für ein Wochenende in Davos und habe eine kleine Analyse und eine Nummer für euch mitgebracht.

Wer in Zürich jemanden kennenlernen will, so im echten Leben, in einer Bar oder einem Club, ich rede hier nicht von den ganz verrückten Dingen, die nur in Filmen passieren, wo sich Leute am helllichten Tag auf dem Trottoir kreuzen und so verzaubert sind, dass sie umdrehen und einander auf der Stelle ehelichen, nein, ich rede hier vom billigbanalen, promillebedingten Ansprechen an Orten, wo man sich kaum sieht und hört, davon rede ich, und auch das passiert in Zürich nie. Mir nicht, meinen Freundinnen und Freunden nicht und dir ganz bestimmt auch nicht. Ausser vielleicht, du siehst aus wie Jennifer Lawrence. Aber wer sieht schon aus wie Jennifer Lawrence? Eben.

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