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National League: Warum der SC Bern und die ZSC Lions in der Krise stecken

ZSC Headcoach Hans Wallson, vorne, gibt seinen Spielern Mattias Sjoegren, Roman Wick, Patrick Geering, Fredrik Pettersson und Goalie Niklas Schlegel, von links, in einem Time-Out kurz vor Schluss der  ...
Beim ZSC steht Trainer Hans Wallson unter scharfer Beobachtung.Bild: PPR

Die schwankenden Riesen – warum Meister Bern und der ZSC in der Krise stecken

Bei den Hockey-Grossklubs in Bern und Zürich läuft derzeit vieles nicht wie gewünscht. Die Gründe der Krise könnten allerdings unterschiedlicher nicht sein.
15.12.2017, 11:3315.12.2017, 12:28
marcel kuchta / Aargauer Zeitung
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Der SC Bern und die ZSC Lions, die beiden Klub-Schwergewichte des Schweizer Eishockeys, durchleben derzeit eine schwierige Phase. In Bezug auf den amtierenden Meister Bern ist das allerdings Jammern auf hohem Niveau.

Klar: Das Ausscheiden aus der Champions League im Viertelfinal gegen den schwedischen Vertreter Växjö Lakers (3:2, 2:4) war für den SCB, der im europäischen Wettbewerb hohe Ziele anvisiert hatte, schmerzhaft.

Berns Torhueter Leonardo Genoni und Berns Thomas Ruefenacht nach dem Gegentor zum 3-3, im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem SC Bern und dem EHC Biel, am Samstag, 2. Dezemb ...
Bild: KEYSTONE

Und die vier Niederlagen in den letzten fünf Meisterschaftsspielen deuten ebenfalls darauf hin, dass sich in der Hauptstadt ein kleines Adventstief installiert hat. Aber eben: Auf der anderen Seite stehen die Berner in der Tabelle immer noch allein auf weiter Flur an der Spitze. Durch die jüngste Niederlagenserie schmolz der Vorsprung auf den ersten Verfolger Lugano auf immer noch sehr komfortable sieben Punkte.

Ein Fall von Wohlstandsverwahrlosung

Die aktuelle SCB-Depression ist ein klassischer Fall von «Wohlstandverwahrlosung». Wenn es einer Mannschaft wochenlang läuft, sie kaum Widerstände überwinden muss, dann kommt in der Regel irgendwann einmal der Punkt, an dem man den nötigen Extra-Effort eben nicht mehr leistet. Die Berner verspielten bei den Heimniederlagen gegen die Strichteams Langnau (3:5), Biel (4:5 nach Penaltyschiessen) und Servette (3:4 nach Verlängerung) zweimal eine 3:0- und einmal eine 3:1-Führung.

SC Bern Headcoach Kari Jalonen, speaks during the Champions Hockey League group F match between Switzerland's SC Bern against Vaexjoe Lakers in Bern, Switzerland, this Tuesday, December 5, 2017.  ...
Kari Jalonen geriet mit dem SCB in eine Negativspirale.Bild: KEYSTONE

Headcoach Kari Jalonen stellte bei seinen Spielern, die fast drei Monate lang kaum Schwächen gezeigt hatten, plötzlich eine gewisse Nervosität fest. Und auch fehlende Energie bei (den von ihm oft forcierten) Leistungsträgern. Aus dem anfänglichen Betriebsunfall gegen Langnau entwickelte sich eine Negativspirale, welche mit dem Ausscheiden aus der Champions Hockey League einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Muss man sich beim Meister deswegen Sorgen machen? Kaum. Diese Mannschaft ist schlicht zu gut und zu breit besetzt, als dass diese Schwächephase allzu lange dauern wird.

Schwächephase? Dafür gibt's die Rute.

Video: watson/Angelina Graf

Ganz anders sieht die Situation bei den ZSC Lions aus. Die Zürcher tun sich schon seit dem Saisonstart schwer, in den Rhythmus zu kommen. Nach einem schlechten Auftakt in die Meisterschaft folgte eine gute Phase, ehe sich die Mannschaft zuletzt wieder von der sehr inkonstanten Seite zeigte. Die 1:5-Heimniederlage gegen Schlusslicht Kloten am vergangenen Samstag förderte all die Probleme, die die Lions aktuell plagen, zutage.

Ein Blick auf die Abwesenheitsliste zeigt aber, dass die nicht von ungefähr kommen. Mit Robert Nilsson (verletzt), Frederik Pettersson (aktuell mit der schwedischen Nationalmannschaft unterwegs) und Pius Suter (verletzt, gab am Dienstag sein Comeback) fehlten fast permanent eines oder mehrere Mitglieder des Paradesturms. Stammgoalie Lukas Flüeler, der nach langer Durststrecke endlich wieder in Form gekommen war, verletzte sich ebenfalls und fällt noch ein paar Wochen aus. Mit Christian Marti und Severin Blindenbacher fehlen zwei der wichtigsten Verteidiger. Und der Amerikaner Drew Shore, auf welchen man in Zürich nach seiner starken letzten Saison in Kloten grosse Hoffnungen gesetzt hat, fehlt seit längerem wegen einer Gehirnerschütterung

Zurich's players Inti Pestoni, Roger Karrer and Fabrice Herzog, from left, are disappointed at the end of the preliminary round game of National League Swiss Championship 2017/18 between HC Ambri ...
Was ist mit der zweiten Reihe der Lions los?Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Dass sich auch die Lions aus der Champions Hockey League verabschiedet haben, ist angesichts des momentanen personellen Aderlasses nicht überraschend. In den zwei Partien gegen den tschechischen Vertreter aus Liberec gelang den dezimierten Zürchern nur ein Törchen, welches immerhin zu einem 1:0-Sieg in Tschechien gereicht hatte. Letztlich schied man im Rückspiel (0:1) erst nach Penaltyschiessen aus.

Was allerdings aus Sicht der ZSC Lions trotz allen Abwesenden bedenklich ist, ist die Tatsache, dass aus der zweiten Reihe, die angesichts von Spielern mit Roman Wick, Chris Baltisberger, Reto Schäppi, Fabrice Herzog oder Inti Pestoni auch nicht gerade untalentiert ist, kaum Support kommt, wenn Not am Mann ist.

Wer findet zuerst aus der Krise?

Klar ist: Im Gegensatz zu den Bernern dürfte die aktuelle Schieflage den Zürchern noch weit länger Kopfzerbrechen bereiten. Dem Trainerduo Wallson/Johansson, das seit Wochen unter erhöhter Beobachtung steht, stehen weitere heikle Tage bevor. Die Weihnachtspause kann für sie nicht früh genug kommen.

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8 Kommentare
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MARC AUREL
15.12.2017 12:11registriert Dezember 2014
Bin schon lange der Meinung das die Schachschweden aussortiert werden müssten! So wird es nix mit SCHWEIZERMEISTER von mir aus gesehen! Man darf aber nicht vergessen das die Lions natürlich über mehr als genug Talent verfügen um ende Saison zuoberst zu stehen!
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David Ruppolo
15.12.2017 15:09registriert März 2017
Ehrlich jetzt? Beim Z hat es Verletzte? Das ist ja schon etwas Einzigartiges, NIE dagewesenes! Bei dem Kader und den vielen guten Ersatzspielern, die die Breite beim Z ausmachen, soll und darf ein solches Argument nie und nimmer thematisiert werden... Aber das passt ja schon: Ist der Löwe satt, legt er sich hin und entspannt mal schön - mal sehen, wie langer der Müssiggang geht...
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