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Du willst nur das Beste? Voilà:
Ich bin, gelinde gesagt, generell kein grosser Fan von Offroad-Autos. Das sind doofe, überdimensionierte Dinger, welche die Strassen der Innenstadt versperren. Ausserdem sind sie so ziemlich genau nie «off road» anzutreffen, sondern werden vorzugsweise von gestressten Züriberg-Mamis gelenkt, die ihre Tochter in den Ballettunterricht bringen müssen und danach husch in der Galerie der Freundin vorbeischauen müssen, um den Anmeldetalon für den Flötenunterricht ihres Sohnes abzuholen.
Dabei schneiden diese 4x4-Monster in ziemlich allen Belangen schlechter ab als herkömmliche Autos: Aufgrund ihres hohen Gewichts und dem Vierradantrieb sind sie Benzinschlucker sondergleichen. Wegen dem hohen Schwerpunkt kippen sie beim Elchtest schneller um. Und einen längeren Bremsweg haben sie auch noch. Sagt mal, welche Vollpfosten fahren eigentlich solche Autos?
Ich, zum Beispiel.
Zumindest für eine Woche tu ich das. Denn ich will wissen, was der Reiz daran sein könnte, sich sowas anzutun.
Nun will ich aber nicht irgendeinen Lifestyle-Softroader fahren oder ein Luxus-SUV-Schiff, nein. Wenn schon, denn schon: Ein echtes Geländefahrzeug, Baby! Camel Trophy. Daktari. Ihr versteht schon. Ein reinrassiger Offroader ohne wenn und aber, von denen es aktuell gerade mal drei Modelle direkt ab Fabrik gibt:
Und Letzteren bekomme ich, um eine Woche lang die unbezwingbare Wildnis der Strassen Zürichs zu erkunden.
Und nicht etwa irgendein Jeep Wrangler, sondern den Rallye-Aïcha-des-Gazelles-Wrangler! Just der Wagen, mit dem die beiden Waadtländerinnen Régine Zbinden und Ela Steiner die 2500 Kilometer lange marokkanische Wüsten-Rallye befuhren – und gewannen!
Hey, er hat immer noch Sahara-Sand im Heck. Wie cool ist das denn? Und unter dem Tankdeckelschutz. Und im Handschuhfach … ach, ich bin schon ein wenig begeistert, bevor ich überhaupt einen Meter gefahren bin.
Bevor wir losfahren, schnell noch dies: «Wenn du dich für einen Wagen interessierst», gab mir ein Autokenner mal den weisen Rat, «musst du dich fragen: ‹Kann ich mir vorstellen, in diesem Auto vor einem belebten Strassencafé zu parkieren und auszusteigen?›».
Der Rallye-Wrangler aber ...
... sieht schon ein wenig aus wie ....
... oder?
Aber die Geschmäcker sind verschieden: Unsere Videopraktikantin Angelina bezeichnet ihn als «ein Traum». Mein Trinkkumpan Luke bezeichnet ihn als: «Ein bisschen doof, nicht?» Meine achtjährige Tochter wiederum ist vollumfänglich begeistert. Weil er so grosse Räder hat. Und weil er pink ist und keine Rückbank hat. Und weil sie instinktsicher gemerkt hat, dass man darauf herumklettern kann. Daddy soll ihn behalten, so die Order.
Nun, wie fährt sich der Jeep? Bubi-einfach, so die schnelle Antwort. Ja, es hat riesige Stollenpneus und eine Rundumsicht, die knapp mal besser ist als die eines Sherman-Panzers, aber dank Servolenkung und Automatikgetriebe fühlt es sich keinesfalls so bukolisch an wie ein Defender. Der Fiat-basierte 2,8-Liter-Dieselmotor gehört zu den bewährtesten und besten seiner Klasse. Dank dem kurzen Radstand hat der Wrangler ausserdem ein Wendekreis, der Londoner Taxis Konkurrenz macht.
Und wie bei allen Geländewagen sitzt man ordentlich hoch über der Strasse und bekommt ein wohliges Gefühl der Unbezwingbarkeit. Anders als bei den meisten Offroadern ist Letzteres beim Wrangler sogar gerechtfertigt. Nein, ich kann das nicht etwa deshalb belegen, weil ich da spätnachts eine Treppe hinuntergefahren bin. Nein. Nichts dergleichen ist passiert. Ichschwör.
Na, dann wollen wir doch mal testen, ob der Inhalt das hält, was die Verpackung verspricht. Dazu fahren wir zum Safety Driving Event Center Seelisberg, wo man mich dann auf die krasse Geländestrecke losschickt. All die Lifestyle-4x4s würden die schwierigeren Passagen nicht schaffen, so Yves Meyer, Instruktor vom Event Center, doch der Wrangler und der Defender, die können das. Fragt sich nur, ob ich es kann:
Die Erfahrung ist schier unglaublich: Man schaltet die Geländeuntersetzung ein und legt den Differentialsperre-Hebel um (wobei man ein wohltuend mechanisches KLOINK wahrnimmt) und schon fühlt man sich wie in einem – na ja – Lift. Es mag noch so steil hinauf gehen, es fühlt sich stets an, als würde der Fahrersitz in die Höhe gehoben. Felspartien, Schlammbecken – überall kommt der Wrangler durch. Und danach sputet man auf der Autobahn nach Hause, als wäre nichts gewesen.
Das Wissen, dass man etwas fährt, das unaufhaltbar, unbezwingbar ist – das macht den Reiz des Offroaders aus. Spezifisch einen pinkschwarzen Rallye-Wrangler zu fahren ist erst recht ein Stinkfinger an Konformität und Vernunftdenken. Vielleicht deshalb wohl wollte ich im Jeep ausschliesslich Punk hören. Bei offenem Fenster. Und erst recht im Feierabendverkehr.
Somit revidiere ich meine Voreingenommenheit etwas. Ja, die Cayennes, X5s und ähnliche Goldküsten-Traktoren können mir weiterhin gestohlen bleiben. Grosskotzige Protzkisten, allesamt. Ein schlammiger Landcruiser, Defender oder Wrangler hingegen – da würde ich nicht Nein sagen.