«Gran Turismo» feiert im Dezember seinen 25. Geburtstag, «Call of Duty» wird nächstes Jahr 20. Aber alle werden von «Microsofts Flight Simulator» locker in den Schatten gestellt, denn der begeht in diesen Tagen seinen 40. Geburtstag.
Wir waren beim Jubiläums-Event in Berlin dabei und werfen einen Blick zurück auf vier Jahrzehnte. Microsoft hatte den perfekten Ort für diese Veranstaltung gewählt, das Technik Museum im Herzen der deutschen Hauptstadt. Umgeben von Klassikern der Luftfahrtsgeschichte und anderen historischen Exponaten bekam der runde Geburtstag des «Microsoft Flight Simulator» (MFS) ein ganz besonderes Gewicht.
Inmitten von so viel Historie wirkten die Spielstationen für Besucher fast futuristisch – ausgerüstet mit modernster Hardware konnte jeder die «Microsoft Flight Simulator 40th Anniversary Edition» ausprobieren. Diese spezielle Version des 2020 veröffentlichten Basisspiels bringt eine ganze Reihe von neuen Inhalten, dazu gehört unter anderem der «Airbus A310-300». Ein Passagierflugzeug, das von vielen Fans sehnlichst herbeigewünscht wurde.
Dasselbe gilt nach Aussage von Microsoft für die ebenfalls taufrischen Hubschrauber und Segelflieger und sieben berühmte historische Flugzeuge wie die «Hughes H-4 Hercules» (auch bekannt als Spruce Goose). Die Brücke zur Vergangenheit des Games schlägt Microsoft nicht allein mit den legendären Fliegern, sondern 24 Missionen, die aus vorherigen Ablegern der Serie stammen. Für Spieler, die das Game bereits besitzen bzw. im Rahmen des Game Pass nutzen, ist dieser Zusatzcontent übrigens kostenlos.
Add-ons für den MFS haben übrigens eine lange Tradition, wie im Verlauf einer lockeren Gesprächsrunde anlässlich des Events auch Nichteingeweihten klar wurde. Denn einer der Speaker war Andreas Mügge, Co-Geschäftsführer des Spiele-Herstellers Aerosoft. Seine Firma veröffentlichte vor 30 Jahren das erste Add-on für den «Flight Simulator», berichtet er – etliche folgten im Laufe der nächsten drei Jahrzehnte.
Gemeinsam mit drei weiteren Panelteilnehmern berichtet er aus der Welt des Flugsimulators, wobei die zwei Content Creator Toni und Pascal Schmidt selbst auch im realen Leben als Piloten tätig sind. Die beiden betonen genauso wie Eckhard Voss, der Vorsitzender des Flugsimulator Clubs (FSC) ist, dass hinter der Begeisterung für das Spiel echte Liebe zur Luftfahrt stehe. Und mehr noch – der «Flight Simulator» helfe den Piloten sogar dabei, sich auf echte Flüge und Tests vorzubereiten, weil das Game der Realität in vielen Belangen so gut nachempfunden sei.
Das passt zu dem Anspruch der Entwickler, die Realismus, Genauigkeit und Authentizität des Fluges bestmöglich in dem Spiel darstellen wollen. Wie ernst viele Spieler den «Flight Simulator» nehmen, lässt sich an der Darstellung des Vereinslebens ablesen. Während es auch eine Gruppe der «Rotweinflieger» gebe, wo es sehr locker zugehe, legen etliche Spieler der mehr als 280 Klub-Mitglieder grossen Wert auf Professionalität bei den Spieleabenden. Dabei würden oft Flüge simuliert, die in Echtzeit ablaufen. Dauert ein Flug mehrere Stunden, so sitzen die Gamer auch genauso lange vor dem Bildschirm und spulen ein Programm ab, das den realen Flügen kaum nachsteht – inklusive virtueller Fluglotsen.
Obwohl für den Streamer Pascal Spass und Community im Mittelpunkt stehen, werden Flugeinsätze oft mit einer grossen Seriosität angegangen: «Ich bin häufig sehr beeindruckt, wie viel Ernst dahintersteckt, da entsteht eine richtige Arbeitsbelastung im Cockpit! Die Leute lesen sich krass ein und manchmal fühlt man sich sogar als Amateur, weil viele Leute so tief im Thema stecken.»
Deutschland sei dabei traditionell eines der Länder, in dem zumindest aus Sicht von Mügge besonders viele Fans des MFS sitzen. Die Add-ons seines Unternehmens wurden früher zu einem Drittel auf dem heimischen Markt verkauft, ein weiteres Drittel ging je nach Europa und den Rest der Welt.
Allerdings ist auch virtuell noch kein Meister vom Himmel gefallen – der «Flight Simulator» ist ein komplexes Spiel und erfordert viel Zeit. Da schliesst sich für Pascal Schmidt der Kreis zur Realität, denn in beiden Welten kommt man um die unter Piloten wohl berüchtigten «Platzrunden» nicht herum. Nur so bekomme man nach und nach den Dreh raus, heisst es. Der Experte empfiehlt dabei unter Zustimmung der weiteren Podiumsteilnehmer, dass sich Interessenten ein kleines Flugzeug mit einem kleinen Flugplatz nehmen und einfach loslegen.
Die eigene Stadt erkunden, das Wohnhaus finden und dann immer einen Level weitergehen und so schliesslich die Welt bereisen. Die Einstiegsschwelle sei durch das neue Spiel viel kleiner geworden, schliesslich gebe es den «Flight Simulator» ja mittlerweile auch für Xbox-Konsolen und nicht mehr nur für PCs. Und ab sofort ist, wie erwähnt, eben «Microsoft Flight Simulator 40th Anniversary Edition» verfügbar.
Die Geburtstagsausgabe ist für Gamer ein idealer Sandkasten, in dem man sich einfach mal fliegerisch austoben kann – ohne die Risiken der ersten Flieger-Pioniere einzugehen, die vor mehr als 120 Jahren mit selbst entworfenen Flugzeugen ihren Hals riskierten.