Die Ähnlichkeiten von Action-Hits wie «Ghost of Tsushima» und «Sekiro – Shadows Die Twice» zum neuen Werk von Team Ninja sind unverkennbar. «Rise of the Ronin» verzichtet jedoch weitgehend auf Fantasy-Elemente und setzt stattdessen auf ein spannendes historisches Setting und ein packend-spektakuläres Kampfsystem. Weshalb wir nach den ersten Stunden begeistert sind und ob wirklich alle Zeichen auf Hit stehen, erfahrt ihr hier.
Schon die Charaktererstellung in «Rise of the Ronin» beginnt anders. Hier erschafft nicht einen Helden, sondern gleich ein Zwillingspaar. Als Kinder wurden die beiden während der Kriegswirren gerade so von ihrer neuen Herrin gerettet, die sie zu Samurai macht und nun im Kampf gegen das Tokugawa-Shogunat einsetzt. Euer erster Auftrag führt euch auf eines der sogenannten Schwarzen Schiffe, mit denen der britische Commodore Matthew Perry die Öffnung Japans zum Westen erzwingen will. Die Konfrontation mit der historischen Persönlichkeit, die ein bisschen so wie in «Assassin's Creed» in die Handlung eingewoben ist, endet auf denkbar dramatischste Weise, was der Story zusätzlich eine sehr persönliche Komponente gibt.
Die damit verknüpfte, hier nicht näher beschriebene Entscheidung im Prolog ist indes nur eine von vielen, die den Verlauf und womöglich auch den Ausgang der Story massgeblich beeinflussen werden. Aber auch kleinere Entscheidungen machen bereits einen Unterschied. Nur, wer als Startfertigkeit den Lügen-Skill wählt, kann etwa später in Yokohama eine Geisha über sein eigentliches Ziel täuschen. Ob die «Dame der Künste» ihr Wissen später gegen euch einsetzt, wenn ihr die Wahrheit sprechen müsst? Die Frage ist genauso spannend wie die, welche Konsequenzen das Verschonen oder Töten der ersten namhaften Gegner hat.
Grundsätzlich ähnelt das hochdynamische Kampfsystem mit seinen duellartigen Begegnungen dem der früheren «Soulslikes» von Team Ninja. Besonders wichtig ist die Konterfunken-Mechanik, ein timingbasiertes Abwehrsystem, das entfernt an «Sekiro» erinnert. Damit wehrt ihr sogar besonders mächtige, regulär nicht blockbare Spezialattacken der Gegner ohne Schaden zu nehmen ab, verursacht massiv KI-Schaden und versetzt euren Feind mitunter gar in Panik, was ihn leichter angreifbar macht. Leert ihr die feindliche KI-Leiste, die quasi der Ausdauer entspricht, komplett, dürft ihr zu einem mächtigen Finisher ansetzen.
Viele Situationen könnt ihr zum Teil auch heimlich im Schleichmodus lösen und dabei Stealth-Kills an normalen Gegnern ausführen. Auch Luftattentate von einem Dach oder direkt vom recht früh im Spiel verfügbaren Gleitschirm aus sind möglich. Ein weiteres Gadget ist der vielseitige Wurfanker, der auch alternative Pfade in den Levels öffnet, wenn ihr euch etwa an einem Baum über einen Abgrund schwingt. Im offenen Kampf verkürzt ihr damit auf Wunsch rasch die Distanz zu Gegnern und bringt sie bisweilen aus der Balance. Besonders spektakulär nutzt ihr den Haken, um in der Nähe befindliche Feuerfässer und anderes auf eure Kontrahenten zu pfeffern. Mitsamt Pistolen und anderen Schusswaffen kommt ein gleichsam vertraut wirkendes und doch einzigartiges Kampfsystem heraus. Möglichem Frust typischer Soulslikes beugt «Rise of the Ronin» indes mit verschiedenen Elementen vor. Es gibt drei wählbare Schwierigkeitsstufen und durch den Sieg über bestimmte Gegner könnt ihr einen Teil der Widersacher vom Respawn ausschliessen.
Nach dem kurzen Prolog öffnet sich «Rise of the Ronin» schnell und versetzt euch in ein ziemlich weitläufiges Areal in und um die Stadt Yokohama. Gerade die kleineren Siedlungen im Umland werden von Banditen und Tokugawa-Anhänger terrorisiert. Ihr dürft diese Dörfer befreien und so euren Ruf verbessern. Als Dank winkt der Zugriff auf einen zusätzlichen Rast- und Schnellreisepunkt, vor allem aber auf Händler und zusätzliche Quest-Geber. Wie motivierend oder auch für die Spielbalance relevant diese Befreiungsaktionen langfristig sind, bleibt abzuwarten.
Aber schon allein die freie Erkundung der Welt zu Fuss oder auf dem Rücken eines unserer fein animierte Pferde macht Laune, auch wenn die Welt in künstlerischer Hinsicht nicht ganz so hübsch ausfällt wie in «Ghost of Tsushima». Technisch ist sie dennoch durchaus beeindruckend, wobei wir uns noch nicht genauer mit den drei Performance-Modi auseinandergesetzt haben, die den Schwerpunkt auf Bildqualität, Bildrate oder Raytracing-Features legen.
Die ersten Spielstunden in «Rise of the Ronin» hinterlassen einen erstklassigen Eindruck. Die Story zieht uns gleich mit, die audiovisuelle Kulisse sorgt für mächtig Atmosphäre. Am besten gefällt uns aber das Kampfsystem, das einen fliessenden Wechsel zwischen Stealth und offenem Schlagabtausch, brachialem Nah- und taktisch relevantem Fernkampf bietet. Gerade dank der Schwierigkeitsgrade ist «Rise of the Ronin» für eine deutlich breitere Zielgruppe interessant als gängige Soulslikes. Ein paar Fragen bleiben noch offen, aber nach den ersten Stunden sieht alles nach einem Hit aus!