Am 10. November 2020 kommt Microsofts neue Konsolen-Generation auf den Markt. Neben Titeln von Drittherstellern werkeln insgesamt 15 Microsoft-Studios an potenziellen Hits für die neue Hardware. Kürzlich kam mit dem sensationellen Kauf von Bethesda ein echtes Schwergewicht hinzu. Der Clou der Xbox ist aber sicher der Game Pass, der bereits zehn Millionen Nutzer weltweit verzeichnet. Neuerscheinungen aus dem Hause Microsoft sollen ausnahmslos auch über das «Netflix für Spiele» abrufbar sein.
Auch wenn das Startaufgebot insgesamt etwas dünn ausfällt, gibt es doch einiges, auf das man sich freuen kann.
Die grosse Party findet ohne den Master Chief statt. Zweifellos eine bittere Pille für die ansonsten nicht leicht zu erschütternde Xbox-Fangemeinde. Erste Einblicke in das kommende Epos waren, um es vorsichtig auszudrücken, den Qualitätsansprüchen der «Halo»-Jünger nicht ganz gerecht geworden. Der Launch einer neuen Xbox ohne ein «Halo», das die Möglichkeiten der Hardware ins rechte Licht rückt, wäre früher kaum denkbar gewesen. Doch was ist schon normal in diesem Jahr? Alle Hoffnungen richten sich auf eine Zukunft, in der alles wieder so wird wie früher. Zumindest ein bisschen. Dieses Versprechen trägt «Halo Infinite» schon im Titel. Wenn es, wann auch immer das sein wird, erscheint, wird die gefühlt endlose Wartezeit hoffentlich mit endlosem Spielspass vergolten. Der Master Chief wird auferstehen und uns in eine neue Ära nach «Halo 5» führen.
Erstmals wird ein «Halo» eine offene Spielwelt bieten, die über zehn Jahre (!) hinweg immer weiter ausgebaut werden soll. Trotzdem soll die Story den Mittelpunkt und roten Faden bilden. Ab einem gewissen Punkt darf man sich abseits der abgesteckten Pfade bewegen. Es geht gegen den War Chief Escharum und die «Verbannten», eine Söldnertruppe, die bereits in «Halo Wars 2» aufgetaucht ist. Die Aufklärung der mysteriösen Ereignisse rund um den Ring bilden den Abschluss der Blutsväter-Saga – ein Neuanfang also auch im erzählerischen Sinne. Seit fast zehn Jahren ist das in Kirkland, Washington, ansässige Microsoft-Studio «343 Industries» mit der Entwicklung von «Halo»-Spielen befasst. Von daher sollte also nichts anbrennen, und man darf authentisches «Halo»-Feeling erwarten. Wenn «Halo Infinite» denn endlich erscheint. Wollen wir hoffen, dass es keine unendliche Geschichte im negativen Sinn wird.
Entwickler: 343 Industries, USA
Publisher: Microsoft
Genre: First-Person-Shooter
Erscheint: 2021
Auch in der Familie stehen die Zeichen auf Neuanfang. In der «ehrenwerten» Familie, um genau zu sein. Im siebten Teil müssen wir unser geliebtes Kamurocho verlassen und nach Yokohama ziehen. Kiryu Kazuma darf nach «Yakuza 6: Song of Life» in den Ruhestand gehen, der neue Hauptcharakter heisst Ichiban Kasuga. Dürfte schon das bei eingefleischten Yakuza-Fans ein gewisses Fremdeln auslösen, kommt es nun noch dicker: Während gegnerische Kämpfer bislang immer in Echtzeit auf die Mütze bekamen, laufen die Strassenfights nun rundenbasiert ab. Eine unserer absoluten Lieblingsserien als JRPG? Kann das funktionieren? Vielleicht ist das ja ein echter Kunstgriff der Entwickler. Denn so spassig die Kloppereien immer waren, sie waren doch vergleichsweise auch etwas hüftsteif. Ein bisschen frischer Wind kann da sicher nicht schaden.
Entsprechend dem RPG-Prinzip startet man ganz unten auf der kriminellen Karriereleiter und muss sich Stück für Stück nach oben zu Ruhm und Reichtum kämpfen. Was dabei auf keinen Fall fehlen darf: eine grössere Anzahl schräger Minispiele, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann. Dazu gehören diesmal unter anderem Darts, Go-Kart-Rennen, Baseball und Arcade-Automaten mit diversen Sega-Klassikern. Ausserdem gilt es, eine eigene Firma zu managen und erfolgreich zu machen. Es gibt sicher schlechtere Arten, eine neue Hardware stilvoll einzuweihen.
Entwickler: Sega
Publisher: Koch Media
Genre: Action-Adventure
Erscheint: Starttitel
Einfach mal abheben und das mühsame Leben auf der Erdoberfläche hinter sich lassen! Ganze 14 Jahre hat es gedauert, bis der legendäre Flugsimulator wieder abheben konnte – zuerst auf dem PC, nun auch für die Xbox! Die Software, die einen leicht wie einen Vogel schweben lässt, ist in vielerlei Beziehung ein Schwergewicht. Grundlage der teilweise fotorealistischen Grafik sind zwei Petabyte, also unglaubliche zwei Millionen Gigabyte, an Weltdaten und Luftbildern aus Microsofts Kartendienst Bing Maps. Erfasst wurden rund zwei Millionen Städte, 45'000 Flughäfen sowie sämtliche Strassen und Berge. Hier kann die neue Hardware erstmals so richtig die Muskeln spielen lassen, und der Xbox-Controller eignet sich allemal besser für die Steuerung als Maus und Tastatur.
Die Flieger für den «Flight Simulator» wurden mit Laserscannern exakt vermessen. Die Detailversessenheit geht so weit, dass sogar die Geräusche der Schalter für jeden Flugzeugtyp aufgezeichnet werden. Für die Flughäfen verwenden die Programmierer hochauflösende Luftbilder. Flugtechnische Details wie Beleuchtung und Rollbahnmarkierungen werden aus offiziellen Luftfahrkarten übernommen. Wer sich in der Welt des «Flight Simulator» auskennt, könnte sich also fast schon in ein echtes Cockpit wagen. Nicht unterschätzen sollte man allerdings die Übungszeit, die man dafür aufwenden muss. Unterschätzen sollte man auch den Speicherplatz nicht, den das Schwergewicht frisst. 150 GB waren es auf dem PC, da man auf der neuen Xbox maximal ein Terabyte zur Verfügung hat, fällt das schon ganz schön ins Gewicht. Eventuell muss der eine oder andere da schon an den Kauf einer der neuen Xbox-Speicherkarten denken…
Entwickler: Asobo Studio
Publisher: Microsoft
Genre: Flugsimulator
Erscheint: Starttitel / bereits erschienen (Xbox One, PC)
Im Falle von Obsidian Entertainment muss man, um sich angemessen auf künftige Grosstaten freuen zu können, nur ein paar Titel aufzählen: «Pillars of Eternity», «Fallout: New Vegas», «The Outer Worlds». Der Entwickler all dieser Highlights gehört zu Microsofts jüngeren Studioeinkäufen und durfte sein Fantasy-RPG in Form eines Trailers auf dem Xbox Game Showcase zeigen. Seither weiss man immerhin, dass man in der First-Person-Perspektive durch Eora, also die Welt des allgemein gefeierten «Pillars of Eternity», unterwegs sein wird.
Ein Schwert, Magie und eine fantastische Landschaft waren im Trailer zu sehen, den Rest muss man sich wohl oder übel zusammenorakeln. Fest steht dagegen bereits, dass «Avowed» auch für PC erscheinen und natürlich auch Teil des Game Pass sein wird. Damit sind an dieser Stelle zwei Asse genannt, die Microsoft gegen die mächtigen Konkurrenten Sony und Nintendo im Ärmel hat: die Nähe zur PC-Welt und ein nicht nur für Vielzocker verlockendes Abo-Konzept. Wenn nun Obsidian noch wie erwartet abliefert, ist das definitiv ein Angebot, das man nicht ablehnen kann.
Entwickler: Obsidian Entertainment
Publisher: Microsoft
Genre: Rollenspiel
Erscheint: Termin steht noch nicht fest
Wofür kann man die geballte Rechenpower der neuen Hardware ausser für eine brillante Grafik in 4K noch gebrauchen? Für Splitscreen! Die Hauptprotagonistin Marianne ist das titelgebende Medium und bewegt sich als solches zwischen Diesseits und Geisterwelt. Die Umgebung bleibt die gleiche, und doch sieht je nach Perspektive alles ganz anders aus. Das ist die Grundidee von «The Medium», und wir freuen uns über diesen innovativen Ansatz in einem Genre, das etwas kreativen Input durchaus gebrauchen kann. Auch grafisch macht der Titel Lust auf mehr, die Mitwirkung des «Silent Hill»-Komponisten Akira Yamaoka lässt auf gepflegte Gänsehautatmosphäre hoffen.
Ob das am Ende auch alles so funktioniert, kann man zum jetzigen Zeitpunkt aber unmöglich vorhersagen. Der Entwickler Bloober Team kennt sich in dem Genre aus, lieferte bislang aber vor allem gepflegtes Mittelmass ab. Schon der Multiplattformer «Blair Witch» spielte 2019 mit verschiedenen Zeit- und Realitätsebenen. Die Story war allerdings eher mau, und auch das Gameplay hinterliess einen zwiespältigen Eindruck. Trotzdem liess der Titel insgesamt schon erkennen, dass die Truppe durchaus weiss, was sie tut. Ob das tatsächlich so ist, werden wird bald erfahren, da der Titel bereits zum Weihnachtsgeschäft erscheinen soll.
Entwickler / Publisher: Bloober Team
Genre: Adventure
Erscheint: 4. Quartal
Es gibt Spiele, die muss man einfach lieben. Wie zum Beispiel dieses märchenhafte Adventure mit dem leichten Zungenbrecher-Effekt im Titel. Den namensgebenden Helden des Plattformers muss man an diversen Fährnissen vorbei durch einen verwunschenen Wald steuern. Das Spiel ist für Xbox One, PC und Switch schon länger auf dem Markt, soll aber auf der neuen Hardware mit noch grösserer grafischer Magie erstrahlen. Das kann man sich eigentlich kaum vorstellen, aber wir lassen uns in diesem Fall sehr gern eines Besseren belehren. Und natürlich freuen wir uns über den willkommenen Anlass, das kleine Wunderwerk noch einmal von vorne bis hinten durchzuspielen.
Entwickler: Moon Studios
Publisher: Microsoft
Genre: Plattform-Adventure
Erscheint: Starttitel // bereits erschienen (div. Plattformen)
Wie bitte? Das ist doch noch gar nicht angekündigt! Nein, aber dafür hat Microsoft die dazugehörige Firma Bethesda Ende September mal eben gekauft. Für schlappe 7.5 Milliarden Euro. Der Betrag bildet so in etwa den Stellenwert ab, der Bethesda beigemessen wird. Wir meinen: zu Recht! Wenn irgendjemand der neuen Xbox einen Boost verpassen kann, dann die Truppe aus Rockville, Maryland. Die kann nebenbei gesagt nach der Bauchlandung mit «Fallout 76» ebenfalls etwas moralische wie auch monetäre Unterstützung gebrauchen. Die neuen Werke, «Deathloop» und «Ghostwire Tokyo», werden dem Microsoft-Coup zum Trotz zunächst zeitexklusiv für Sonys PS5 erscheinen. Dann aber legt der Konzern seine Hand mit hoher Wahrscheinlichkeit an den längeren Hebel.
Bis dahin darf gerätselt werden. Wird es wirklich «The Elder Scrolls» sein? Oder «Wolfenstein», «Fallout», «Dishonored», «The Evil Within»? Jeden dieser Namen könnte man ohne zu zögern in dieser Liste auf eine der oberen Positionen setzen. Welcher wird es sein? Und wie wird er auf der leistungsstärksten Konsole am Markt aussehen? Wird Microsoft seinen Trumpf ausspielen und ein Xbox Exclusive daraus machen? Oder wird der Konzern möglichst viel Geld aus seiner Investition ziehen und potenzielle Bethesda-Hits auch auf konkurrierenden Systemen veröffentlichen?
All das sind spannende Fragen, die vor allem eines verdeutlichen: Diese Next-Gen startet vielleicht mit angezogener Handbremse. Langweilig wird es in den nächsten Jahren allerdings sicher nicht.
Entwickler: Bethesda
Publisher: Microsoft
Genre: diverse
Erscheint: Termin steht noch nicht fest