Die Tschechische Republik hat ein Referendum zur russischen Exklave Kaliningrad abgehalten. Eine riesige Mehrheit der dortigen Bevölkerung hat dafür gestimmt und sich als neue Provinz Královec den Tschechen angeschlossen.
Es gibt sogar schon eine Webseite für die aussergewöhnliche neue Touristenattraktion: visitkralovec.cz.
Und einen eigenen Hashtag #VisitKralovec 😎 pic.twitter.com/wAQn2NxNe0
— Botschaften der Russischen Lügeration (@lugeration) October 5, 2022
Nein, natürlich nicht. Es handelt sich um eine – wie viele Social-Media-User finden – besonders gelungene Form von Internet-Satire. Die Initianten wollen sich damit über die (leider todernste) Annexion von Teilen der Ukraine durch das russische Verbrecherregime lustig machen.
Satirische Beiträge aus Osteuropa sorgten diese Woche auf den Social-Media-Plattformen für Aufsehen. Die Urheber machen sich unter dem Hashtag #KaliningradIsCzechia über die russischen Annexionen von besetzten Gebieten in der Ukraine lustig, indem sie fordern, das ehemalige Königsberg an die Tschechische Republik anzuschliessen.
Unter dem Slogan «Make Kaliningrad Czech Again» (Macht Kaliningrad wieder tschechisch) wurden unter anderem die Bürgerinnen und Bürger Tschechiens aufgefordert, sich vor der russischen Botschaft in Prag zu versammeln.
Die meisten Memes kommen aus Polen und Tschechien, wie watson-Medienpartner t-online.de berichtete. So forderte ein tschechischer Twitter-User, die Exklave zwischen Polen und Tschechien aufzuteilen – und lieferte auch gleich eine Karte mit einem möglichen Grenzverlauf.
Ein polnischer Twitter-User namens Tomasz Komentasz zeigte das Bild eines Flugzeugträgers mit dem Namen des legendären tschechischen Schlagersängers «Karel Gott», der gerade den Hafen von Kaliningrad verlässt.
Make Kaliningrad Czech Again! 😂
— OliverGarch (@OlliverGarch) October 6, 2022
Tschechien annektiert Kaliningrad.
"Es ist Zeit, daß unsere tschechischen Brüder endlich Zugang zum Meer bekommen"
Der tschechische Flugzeugträger
Karel Gott im Hafen von Kaliningrad!
🤣😂🤣 pic.twitter.com/ToPMMv3k6M
Auch Kremlchef Putin selbst bekam sein Fett weg, wie ein weiteres via Twitter verbreitetes Meme zeigte: Auf einem Bild sitzt der russische Machthaber entspannt am Telefon und erkundigt sich, wie die Lage in Kaliningrad sei. Auf dem nächsten Bild frage er: «Was meinen sie mit Ahoi?» Dabei handelt sich um das tschechische Wort für Hallo und Tschüss.
Mehrere Twitter-User schlugen eine U-Bahn-Linie zwischen der zweitgrössten tschechischen Stadt Brünn, der polnischen Hauptstadt Warschau und Kaliningrad vor – oder eine Bier-Pipeline «Beer Stream», die Kaliningrad von Prag aus mit dem bekannten tschechischen Gerstensaft versorgt.
Und es kommt noch besser.
Nachdem Tschechien als Antwort auf die russischen Fake-Referenden Kaliningrad „annektiert“ hat, wird dieses auch in den Wetternachrichten aufgegriffen https://t.co/GGOL6ShBX0
— Enno Lenze (@ennolenze) October 6, 2022
Sie finden's offenbar weniger lustig.
Der tschechische Politiker Tomas Zdechovsky, der auch Mitglied des Europaparlaments ist, verbreitete den Scherz auf Twitter – und löste damit empörte Reaktionen in Russland aus, wie am Mittwoch berichtet wurde.
Das russische Nachrichtenportal EurAsia schrieb von einem «revanchistischen» Tweet und bezeichnete die Autoren der scherzhaft gemeinten Petition für die Annexion Kaliningrads als «Provokateure». Zdechovsky erwiderte:
Es gibt einen historischen Hintergrund für den Scherz:
Russland hat in Kaliningrad seine baltische Flotte stationiert. Auf dem Landweg ist die russische Exklave nur über Litauen oder Polen zu erreichen.
Tschechien hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne und unterstützt die Ukraine bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg mit erheblicher humanitärer und militärischer Hilfe, wie es in Berichten heisst.
(dsc)