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Make Kaliningrad Czech Again: Tschechen trollen Putin mit Referendum

Gelungener Internet-Streich: «Es ist an der Zeit, Kaliningrad zu teilen, damit unsere tschechischen Brüder endlich Zugang zum Meer haben», heisst es diese Woche bei Twitter.
Gelungener Internet-Streich: «Es ist an der Zeit, Kaliningrad zu teilen, damit unsere tschechischen Brüder endlich Zugang zum Meer haben», heisst es diese Woche bei Twitter.screenshot: twitter

Die Tschechen trollen Putin und annektieren Kaliningrad – Bier-Pipeline geplant

06.10.2022, 18:4707.10.2022, 10:46
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Was ist passiert?

Die Tschechische Republik hat ein Referendum zur russischen Exklave Kaliningrad abgehalten. Eine riesige Mehrheit der dortigen Bevölkerung hat dafür gestimmt und sich als neue Provinz Královec den Tschechen angeschlossen.

Es gibt sogar schon eine Webseite für die aussergewöhnliche neue Touristenattraktion: visitkralovec.cz.

Ist das ernstgemeint?

Nein, natürlich nicht. Es handelt sich um eine – wie viele Social-Media-User finden – besonders gelungene Form von Internet-Satire. Die Initianten wollen sich damit über die (leider todernste) Annexion von Teilen der Ukraine durch das russische Verbrecherregime lustig machen.

Satirische Beiträge aus Osteuropa sorgten diese Woche auf den Social-Media-Plattformen für Aufsehen. Die Urheber machen sich unter dem Hashtag #KaliningradIsCzechia über die russischen Annexionen von besetzten Gebieten in der Ukraine lustig, indem sie fordern, das ehemalige Königsberg an die Tschechische Republik anzuschliessen.

Unter dem Slogan «Make Kaliningrad Czech Again» (Macht Kaliningrad wieder tschechisch) wurden unter anderem die Bürgerinnen und Bürger Tschechiens aufgefordert, sich vor der russischen Botschaft in Prag zu versammeln.

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Der russische Despot Wladimir Putin bei einem früheren Besuch in Kaliningrad: Im Internet wird die Exklave in Spass-Beiträgen Tschechien zugeschlagen.archivBild: keystone

Die meisten Memes kommen aus Polen und Tschechien, wie watson-Medienpartner t-online.de berichtete. So forderte ein tschechischer Twitter-User, die Exklave zwischen Polen und Tschechien aufzuteilen – und lieferte auch gleich eine Karte mit einem möglichen Grenzverlauf.

«Es ist Zeit, Kaliningrad aufzuteilen, damit unsere tschechischen Brüder endlich Zugang zum Meer bekommen»
Twitter-User «Papiez internetu» (Internet-Papst)quelle: twitter

Ein polnischer Twitter-User namens Tomasz Komentasz zeigte das Bild eines Flugzeugträgers mit dem Namen des legendären tschechischen Schlagersängers «Karel Gott», der gerade den Hafen von Kaliningrad verlässt.

Auch Kremlchef Putin selbst bekam sein Fett weg, wie ein weiteres via Twitter verbreitetes Meme zeigte: Auf einem Bild sitzt der russische Machthaber entspannt am Telefon und erkundigt sich, wie die Lage in Kaliningrad sei. Auf dem nächsten Bild frage er: «Was meinen sie mit Ahoi?» Dabei handelt sich um das tschechische Wort für Hallo und Tschüss.

Mehrere Twitter-User schlugen eine U-Bahn-Linie zwischen der zweitgrössten tschechischen Stadt Brünn, der polnischen Hauptstadt Warschau und Kaliningrad vor – oder eine Bier-Pipeline «Beer Stream», die Kaliningrad von Prag aus mit dem bekannten tschechischen Gerstensaft versorgt.

Bild
screenshot: twitter

Und es kommt noch besser.

Hier die neue Landkarte:

Aus dem russischen Kalingrad wird die neue tschechische Provinz Královec.
Aus dem russischen Kalingrad wird die neue tschechische Provinz Královec.screenshot: twitter

Wie reagieren die Russen?

Sie finden's offenbar weniger lustig.

Der tschechische Politiker Tomas Zdechovsky, der auch Mitglied des Europaparlaments ist, verbreitete den Scherz auf Twitter – und löste damit empörte Reaktionen in Russland aus, wie am Mittwoch berichtet wurde.

Das russische Nachrichtenportal EurAsia schrieb von einem «revanchistischen» Tweet und bezeichnete die Autoren der scherzhaft gemeinten Petition für die Annexion Kaliningrads als «Provokateure». Zdechovsky erwiderte:

«Russen haben nicht viel Sinn für Humor»
Europa-Politiker Tomas Zdechovskyquelle: twitter

Warum gerade Kaliningrad?

Es gibt einen historischen Hintergrund für den Scherz:

«Die Hauptstadt der heute russischen Exklave Kaliningrad wurde im 13. Jahrhundert von deutschen Rittern zu Ehren des damaligen böhmischen Königs Premysl Otakar Königsberg genannt. Später wurde Königsberg zunächst Teil Preussens und dann auch des Deutschen Reichs. 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde Ostpreussen zwischen Polen und der Sowjetunion aufgeteilt – und die Gegend um Kaliningrad verblieb nach deren Auflösung bei Russland.»
quelle: n-tv.de

Russland hat in Kaliningrad seine baltische Flotte stationiert. Auf dem Landweg ist die russische Exklave nur über Litauen oder Polen zu erreichen.

Tschechien hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne und unterstützt die Ukraine bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg mit erheblicher humanitärer und militärischer Hilfe, wie es in Berichten heisst.

Quellen

(dsc)

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75 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sansibar
06.10.2022 18:59registriert März 2014
Da hätte ich jetzt aber erwartet, das vom Postillon zu erfahren! Die seriösen Medien sind auch nicht mehr das, was sie mal waren 😂😂
24017
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neoliberaler Raubtierkapitalist
06.10.2022 19:13registriert Februar 2018
Königsberg gehört Deutschland. Die Russen sollten das besetzte Gebiet endlich zurückgeben.
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Sälüzäme
06.10.2022 19:27registriert März 2020
Können Sie die Bierpipeline bis zu uns verlegen?
Dann werden wir Feldschlösschen nicht mehr brauchen und weiss jemand ob man die Karel Gott besichtigen kann?

Ich mag solche Trolle! 😂🤣😂🤣
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