Mit deutlichen Aufrufen zu einem entschlosseneren Kampf gegen die Erderwärmung ist am Sonntag im polnischen Kattowitz die 24. Uno-Klimakonferenz (COP) eröffnet worden.
Die Klimapolitik ist ein Kattowitz.
— alf frommer (@siegstyle) 2. Dezember 2018
Vertreter von knapp 200 Staaten begannen mit den Verhandlungen über konkrete Massnahmen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens aus dem Jahr 2015. Bis zum 14. Dezember soll dazu ein so genanntes Regelbuch ausgearbeitet werden.
Uno-Klimasekretärin Patricia Espinosa mahnte zur Eile im Kampf gegen die Erderwärmung. «Die Auswirkungen des Klimawandels sind so gross wie nie zuvor», sagte sie in Kattowitz. «Dieses Jahr ist wohl eines der vier wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.» Dies mache deutlich, «dass wir viel mehr tun müssen». Die Klimakonferenz müsse dies ermöglichen.
Auch die Präsidenten früherer Uno-Klimagipfel riefen die Delegierten zu massiven Anstrengungen auf. In einer gemeinsamen Erklärung drängten sie angesichts dramatischer Warnungen von Klimaforschern und extremer Wetterereignisse weltweit zu «entscheidenden Massnahmen», um der «akuten Bedrohung» etwas entgegenzusetzen. Die Folgen des Klimawandels seien kaum mehr zu übersehen. «Wir fordern tiefgreifende Veränderungen unserer Wirtschaften und Gesellschaften», hiess es.
Die Uno-Klimakonferenz soll dazu beitragen, die Pariser Klimaziele doch noch zu erreichen. In dem Abkommen hatte die internationale Gemeinschaft Ende 2015 vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1.5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.
Offiziell geht es bei den Verhandlungen in Kattowitz aber nicht darum, die nationalen Klimaschutzziele verbindlich anzuheben. Vielmehr soll in einem Regelbuch festgelegt werden, welche Massstäbe bei den nationalen Klimaschutzzusagen gelten sollen und wie diese offengelegt und überprüft werden.
Die Klimakonferenz birgt reichlich Zündstoff, nicht nur wegen des angekündigten Austritts der USA aus dem Pariser Abkommen. In Kattowitz wird voraussichtlich auch wieder hart ums Geld gerungen. Die Entwicklungsländer fordern von den Industrieländern mehr Unterstützung beim Klimaschutz und im Umgang mit den Folgen des Klimawandels.
«Wenn wir jetzt nicht handeln, dann riskieren wir, dass es kein Zurück mehr gibt», sagte der Chefunterhändler der Allianz Kleiner Inselstaaten, Amjad Abdulla. Er warnte vor «katastrophalen Folgen» für die Menschheit.
Mehrere wissenschaftliche Berichte hatten zuletzt infrage gestellt, dass die Ziele des Pariser Abkommens überhaupt noch zu erreichen sind. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) warnte vor einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um drei bis fünf Grad, sollten keine Gegenmassnahmen ergriffen werden.
Das Uno-Umweltprogramm (Unep) erklärte, die internationale Gemeinschaft müsse zur Erreichung der Paris-Ziele ihre Anstrengungen mindestens verdreifachen. Der Weltklimarat IPCC forderte «schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen».
In Brüssel gingen am Sonntag 65'000 Menschen für mehr Klimaschutz auf die Strasse. In Berlin und Köln hatten bereits am Samstag zehntausende Menschen für mehr Klimaschutz und einen Ausstieg aus der Kohle demonstriert. Umweltschützer werfen der Bundesregierung vor, sich von der deutschen Vorreiterrolle beim Klimaschutz verabschiedet zu haben.
Am G20-Gipfel in Buenos Aires hatten sich mit Ausnahme der USA alle Staaten zu gemeinsamen Anstrengungen beim Klimaschutz und dem Pariser Abkommen bekannt. In der Anschlusserklärung bekräftigten die Unterzeichner des Klimaabkommens, dass die Vereinbarung «unumkehrbar» sei. US-Präsident Donald Trump bekräftigte hingegen den Entschluss seiner Regierung, sich aus dem Pariser Abkommen zurückzuziehen. (sda/afp/bal)