Ich: «Guten Morgen.»
Haut: «Ja, du mir auch.»
Ich: «Jaaaa, ich weiss. Ich hab mich gestern Abend wieder nicht abgeschminkt. Aber ich war ja nicht total aufgebrezelt, das wird ja nicht so schlimm sein.»
Sie: «Nicht nur Make-up verschliesst meine Poren, sondern auch andere Überbleibsel des Tages, wie Staub oder Schweiss. Und über Nacht vermehren sich Bakterien.»
Ich: «Dann wasch ichs jetzt ab. Besser spät als nie.»
Sie: «Okay, aber achte auf die Inhaltsstoffe deiner Seife. Keine aggressiven Alkohole, die trocknen die Haut aus. Nur pflegende Alkohole wie Cetyl, Cetearyl, Lanolin oder Stearyl.»
Ich: «Ich merks mir. Ich mach gleich auch noch ein Peeling.»
Sie: «Wag es nicht! Du hast erst vorgestern eins gemacht. Wenn ich zu oft gepeelt werde, können ganz, ganz feine Risse entstehen, die machen mich anfälliger für Umwelteinflüsse.»
Ich: «Wie Sie wünschen, Madame. Noch irgendwelche Vorgaben für die Tagescreme?»
Sie: «Hast du irgendeine Ahnung, was für ein Hauttyp ich bin?»
Ich: «Ääääähm, trocken?»
Sie: «Feuchtigkeitsarm. Das ist nicht das gleiche. Im Gegensatz zu trockener Haut kann ich genügend Hautfette produzieren, aber ich kann die Feuchtigkeit nicht halten. Es bringt also nichts, mich mit Fett zuzukleistern, alles, was ich brauche, ist Feuchtigkeit. Seinen Hauttypen kann man übrigens bei der Dermatologin oder dem Dermatologen ermitteln lassen.»
Ich: «Gut, ich hüpf dann mal unter die Dusche.»
Sie: «Ufpasse!»
Ich: «Ich brech mir schon nichts.»
Sie: «Das ist mir Wurscht. Schau die Inhaltsstoffe deiner Duschmittel an.»
Ich: «Was sollte da idealerweise nicht drin sein?»
Sie: «Polyethylenglykole. Die sogenannten PEGs binden schützende Fette, und wenn sie in Kontakt mit Wasser kommen, wird mein Schutzfilm abgewaschen. Auch viele Duftstoffe können zu Hautirritationen führen. Analysen haben zum Beispiel festgestellt, dass 44 Prozent aller Deos Allergene enthalten.»
Ich: «Nicht gut. Kann ich ernährungstechnisch etwas tun, um dich zu schützen?»
Sie: «Und ob. Trink mindestens zwei Liter Wasser pro Tag, besser drei, das versorgt mich mit Feuchtigkeit. Dann brauch ich Aminosäuren, die mich vor Schadstoffen schützen, Antioxidantien, welche negative Einflüsse wie UV-Strahlen, Zigarettenrauch oder Abgase ausgleichen, Eisen, das die Bildung von roten Blutkörperchen fördert, welche mich mit Sauerstoff versorgen, Silizin, das Wasser bindet und hilft, Feuchtigkeit zu speichern und Vitamin B, das meine Widerstandsfähigkeit steigert.»
Ich: «Und wie krieg ich all das?»
Sie: «Easy. Früchte, Gemüse, Hafer, Hirse, Hülsenfrüchte, Vollkorn, Fisch, Eier, mageres Fleisch, Nüsse, Quark. Und dunkle Schoggi. Die Inhaltsstoffe von Kakao schützen vor UV-Strahlen und regen die Durchblutung an.»
Ich: «Schoggi schützt dich? Geil!»
Sie: «Nicht so schnell, gute Freundin. Ich sagte Kakao. Je mehr Zucker etwas enthält, desto schlechter ist es für mich. Zu viel Zucker führt zu Glykation, auch bekannt als Verzuckerung. Überschüssige Zuckermoleküle verbinden sich mit Proteinzellen. Diese Gebilde sorgen nicht nur für vorzeitige Hautalterung, sondern führen auch zu Entzündungen und Zellschädigungen. Abgesehen davon machen sie nicht vor mir Halt, sondern können auch Arterien verstopfen und Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes auslösen.»
Ich: «Das klingt gfürchig. Ich esse nie wieder Zucker!»
Sie: «Das dürfte relativ schwierig sein. Die Menge machts. Einfach nicht übertreiben. Das gilt auch für rotes Fleisch, Salz, und alles, was irgendwelche E-Nummern auf der Verpackung stehen hat. Und Alkohol. Bei letzterem empfehle ich zur Schadensbegrenzung zu jedem Glas davon ein Glas Wasser zu trinken, um den Feuchtigkeitsverlust auszugleichen.»
Sie: «He! Was machst du da? Hände aus dem Gesicht!»
Ich: «Hallo? Ich werd mir ja wohl noch selbst ins Gesicht fassen dürfen.»
Sie: «Wenn du meinst … Hast du dir schon mal überlegt, was du da vorher alles angefasst hast? Handy, Computertastatur, Türklinken – alles voller Bakterien. Kein Wunder, wenn ich dann Pickel und Entzündungen entwickle.»
Ich: «Okay, sorry. Aber reg dich mal ein bisschen ab. Ist ja nicht so, dass ich wegen ein paar Bakterien gleich Neurodermitis bekomme.»
Sie: «Ist es tatsächlich nicht, Misses Superschlau. Viel Ahnung von solchen Ekzemen hast du aber nicht, oder?»
Ich: «Nein. Aber ich hab das Gefühl, du änderst das gleich.»
Sie: «Ekzeme sind Entzündungen der obersten Hautschicht. Sie entstehen durch direkten Kontakt mit hautreizenden oder allergieauslösenden Stoffen, zum Beispiel in Seifen. Neurodermitis ist ein Spezialfall: eine Hautreaktion des Immunsystems, welche vom Körper selbst ausgeht. Genau wie Schuppenflechten übrigens.»
Ich: «Die hatte ich mal. Unangenehm.»
Sie: «Eine autoimmune Systemerkrankung, der Körper wehrt sich gegen die eigenen Zellen, die sich in der Folge entzünden. Auslöser können zum Beispiel Infekte oder Medikamente sein. Ausserdem besteht eine Veranlagung. Wenn beide Elternteile diese haben, besteht die Chance, an Schuppenflechten zu erkranken, zu 70 Prozent.»
Ich: «Ist sie ansteckend?»
Sie: «Hast du zugehört, Dummy? Hab ich gesagt, da sind Viren oder Bakterien im Spiel? Hab ich nicht. Nein, sie ist nicht ansteckend. Nicht mal bei direktem Hautkontakt.»
Ich: «Gilt das auch für die Wundrose?»
Sie: «Total andere Geschichte! Ein Infekt, bei dem Bakterien in Hautverletzungen eindringen, gepaart mit einem geschwächten Immunsystem, zum Beispiel, wenn man krank ist. Muss unbedingt behandelt werden, bevor Lunge, Nieren oder Herz angegriffen werden.»
Ich: «Und ist in demfall ansteckend. Eine Gürtelrose auch?»
Sie: «Ja. Die ist allerdings noch ein Spezialfall. Bei den schmerzhaften Bläschen handelt es sich um eine erneute Aktivierung von Windpocken-Viren. Sie gehören zu den Herpes-Viren, welche lebenslang im menschlichen Körper bleiben. Unter bestimmten Umständen – zum Beispiel bei einem geschwächten Immunsystem – melden sie sich wieder. Wer also als Kind Windpocken hatte, muss sich nicht wundern, wenn er oder sie in späteren Jahren, wenn das Immunsystem nicht mehr so fit ist, eine Gürtelrose entwickelt.»
Ich: «Die häufigsten Haut-Erkrankungen sind aber Mykosen, oder?»
Sie: «Genau. Fusspilz, Nagelpilz, Hautpilze wie Ringelflechten. Kann man natürlich in Hallenbädern und dergleichen auflesen, sie können aber auch zum Beispiel durch Medikamente, Antibiotika, viel Stress oder Fehlernährung ausgelöst werden.»
Ich: «Okay, okay, ich seh schon. Weniger Zucker, weniger Alkohol, mehr Grünzeug.»
Sie: «Und mehr Schlaf. Im Schlaf werden Hormone ausgeschüttet, welche gut sind für die Regeneration der Hautzellen.»
Ich: «Echt? Gilt das auch für die Gehirnzellen?»
Sie: «Neuronen können nach neueren Erkenntnissen tatsächlich auch nachwachsen. Ob das bei dir so schnell geschieht, wage ich allerdings zu bezweifeln. Sonst würdest du dich abends regelmässig abschminken und wir könnten uns solche Diskussionen sparen.»
Welche «Geheimwaffen» habt ihr so, wenns um eure Haut geht? Teilt sie mit uns in den Kommentarspalten.