Schweiz
Digital

SVP-Digitalexperte will eine Cyber-Armee aufbauen

Soldiers sit at computers, pictured on November 13, 2013, in Kriens, Switzerland, during a simulation exercize in the General Staff School GSS of the Swiss Armed Forces Senior Cadre Training.

Soldate ...
Nur 25 Soldaten der Schweizer Armee sind IT-Spezialisten.Bild: KEYSTONE

Für 500 Millionen: SVP-Digitalexperte will eine Cyber-Armee aufbauen

SVP-Digitalexperte Franz Grüter will 500 Millionen für IT-Soldaten ausgeben und erhält Zuspruch von unerwarteter Seite.
12.03.2017, 20:0913.03.2017, 09:46
Schweiz am Wochenende

Deutschland rüstet sich für den digitalen Krieg. In drei Wochen nimmt ein Cyber-Kommando der Bundeswehr seine Arbeit auf – als gleichberechtigte Einheit neben Heer, Marine und Luftwaffe. Bis 2021 soll die Truppe 13'500 Soldaten umfassen. Sie hat nicht nur die Aufgabe, das Land zu verteidigen, sondern auch geheime Angriffe auszuführen. Die Bundeswehr-Universität in München wird die Cyber-Krieger in einem neuen Studiengang ausbilden.

Ganz anders ist die Ausgangslage bei der Schweizer Armee. Sie beschäftigt gerade einmal 25 Personen für die digitale Landesverteidigung. Hinzu kommen 17 Leute des Nachrichtendienstes, die im Bereich Cyber Security arbeiten.

SVP-Nationalrat und IT-Unternehmer Franz Grüter (LU) fordert jetzt – auch mit Blick nach Deutschland – einen radikalen Umbau: «Wir brauchen eine Cyber-Streitkraft, die den gleichen Status wie die Luftwaffe hat.» Dafür seien zehn Prozent des Rüstungsbudgets nötig: 250 Millionen Franken für IT-Spezialisten und 250 Millionen für technisches Equipment. «Wir sparen lieber bei den Kampfpanzern», meint er.

Franz Grueter, Nationalrat der SVP, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur Vorstellung des neuen Positionspapiers zur Schweizer Medienpolitk der SVP, am Freitag, 26. August 2016 in Bern. (KEYSTONE ...
SVP-Nationalrat und IT-Unternehmer Franz Grüter fordert einen radikalen Umbau.Bild: KEYSTONE

Die jüngsten Enthüllungen der Plattform Wikileaks müssten für die Schweiz ein Weckruf sein, sagt Grüter. Die Berichte zu den Fähigkeiten des amerikanischen Geheimdienstes CIA hätten die Vermutung bestätigt, dass andere Staaten der Schweiz weit voraus seien. Wer die Eidgenossenschaft lahmlegen wolle, müsse nicht mit Panzern oder Kampfjets angreifen: «Mit Cyber-Angriffen könnte man unsere kritischen Infrastrukturen innert weniger Wochen ausser Gefecht setzen. Wir sind nicht in der Lage, unser Land zu schützen.» Grüter kritisiert den Bundesrat seiner Partei: «Guy Parmelin hat noch zu wenig erkannt, dass Cyber-Angriffe eine der grössten Bedrohungen für unser Land darstellen.»

ETH soll Soldaten ausbilden

Für eine Cyber-Armee hätte die Schweiz allerdings gar nicht genügend qualifizierte IT-Fachleute. Grüter fordert deshalb auch ein Umdenken bei den Bildungsinstitutionen. Die Cyber-Security-Ausbildungen in der Schweiz stuft er als «zu mager» ein. Die ETH solle eigene Ausbildungsgänge für Cyber-Defense-Soldaten anbieten. Lino Guzzella, Präsident der ETH Zürich, habe sich bereit erklärt, ihn zu einem Gespräch zu treffen. Guzzella bestätigt dies und sagt, die Hochschule habe die Forschung im Bereich der Informationssicherheit in den vergangenen Jahren ausgebaut. Zu weiteren Plänen hält er sich bedeckt.

Jetzt auf

Als Geschäftsmann hat Grüter auch ein persönliches Interesse an einer Cyber-Offensive. Er ist Verwaltungsratspräsident der Rechenzentrum-Betreiberin Green. Je sicherer seine Datenbunker sind, desto teurer kann er sie vermieten. Sein Anliegen wird jedoch auch von Armee-Kritikern unterstützt. SP-Fraktionschef Roger Nordmann (VD) sagt: «Die SP will definitiv mehr in Cyber-Verteidigung investieren.» Er verstehe nicht, warum die Armee stattdessen zig Millionen für Munition und Mörser ausgebe. SP-Sicherheitspolitiker Pierre-Alain Fridez (JU) erarbeitet derzeit ein Konzept für eine Armee, die sich auf «reale Risiken» statt auf konventionelle Kriegsführung fokussiert.

Parmelin warnt vor Attacken

Bundesrat Guy Parmelin spricht an der Fruehlingssession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 6. Maerz 2017 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Rechnet ebenfalls mit Cyber-Angriffen – Guy Parmelin.Bild: KEYSTONE

Eine Cyber-Armee nach deutschem Vorbild beurteilt Verteidigungsminister Parmelin skeptisch. Im Unterschied zu Deutschland sei die Cyber-Abwehr in der Schweiz primär Aufgabe von Zivilangestellten, sagt sein Sprecher. Parmelin habe aber den Auftrag erteilt, Aufgaben, Rollen und Ressourcen zu überprüfen. Die Erkenntnisse würde er bald dem Bundesrat vorstellen.

Parmelin informierte die Bundesratsparteien an den Von-Wattenwyl-Gesprächen Anfang Februar über die neusten Erkenntnisse zu den russischen Cyber-Attacken bei den Wahlen in den USA und Frankreich. Er sagte, auch in der Schweiz drohten Angriffe auf kritische Infrastrukturen.

Beste Armee der Welt
Das sind die besten Rekruten der besten Armee der Welt
72
Das sind die besten Rekruten der besten Armee der Welt
von Philipp Reich, Lea Senn
Der Armee gehen die Soldaten aus – und Schuld sei der Zivildienst
153
Der Armee gehen die Soldaten aus – und Schuld sei der Zivildienst
Geldstrafe wegen schiefen Tönen: Die Armee büsste schon drei Musiker, die falsch spielten
15
Geldstrafe wegen schiefen Tönen: Die Armee büsste schon drei Musiker, die falsch spielten
von Fabio Vonarburg
Verlorene Panzer, übermütige Rekruten und Wasserdiebstahl: Die 11 grössten Fails der Schweizer Armee
132
Verlorene Panzer, übermütige Rekruten und Wasserdiebstahl: Die 11 grössten Fails der Schweizer Armee
von Leo Helfenberger
Die beste Intriganten-Truppe der Welt – die Armee hat ein Mobbing-Problem
16
Die beste Intriganten-Truppe der Welt – die Armee hat ein Mobbing-Problem
von andreas Maurer
Im Kampfjetpoker bekommt es Amherd mit Schneider-Ammanns Truppen zu tun
18
Im Kampfjetpoker bekommt es Amherd mit Schneider-Ammanns Truppen zu tun
von Henry Habegger
Armee wollte «Hakenkreuz»-Rekruten Karriere machen lassen
68
Armee wollte «Hakenkreuz»-Rekruten Karriere machen lassen
Hitlergruss und Hakenkreuz: Brisantes Foto von Schweizer Soldaten aufgetaucht
100
Hitlergruss und Hakenkreuz: Brisantes Foto von Schweizer Soldaten aufgetaucht
Kritik für Bundesrat Parmelin – Notbremse wurde bei Raketen-Beschaffung voreilig gezogen
1
Kritik für Bundesrat Parmelin – Notbremse wurde bei Raketen-Beschaffung voreilig gezogen
Bodluv-Desaster: Norweger boten der Schweiz ein weit günstigeres Abwehrsystem an
5
Bodluv-Desaster: Norweger boten der Schweiz ein weit günstigeres Abwehrsystem an
von Henry Habegger
F/A-18 Flieger sollen für den Erdkampf umgerüstet werden: Parmelins Pläne unter Beschuss
21
F/A-18 Flieger sollen für den Erdkampf umgerüstet werden: Parmelins Pläne unter Beschuss
von antonio fumagalli
Mit 19 oder 25? Wann du in die RS musst, kannst du künftig selbst entscheiden
14
Mit 19 oder 25? Wann du in die RS musst, kannst du künftig selbst entscheiden
Neue Kampfjets: Airbus will die Schweiz vom Eurofighter überzeugen
52
Neue Kampfjets: Airbus will die Schweiz vom Eurofighter überzeugen
von henry habegger, tallinn
Wie die Schweizer Armeewaffen verschwinden
32
Wie die Schweizer Armeewaffen verschwinden
Jeder vierte Militärpflichtige ist übergewichtig
16
Jeder vierte Militärpflichtige ist übergewichtig
Militärkader kommen in Yverdon mit Geldstrafen und Freispruch davon
Militärkader kommen in Yverdon mit Geldstrafen und Freispruch davon
Blocher: Die Europäer haben «ihre Armeen verludern lassen, auch die Schweiz»
64
Blocher: Die Europäer haben «ihre Armeen verludern lassen, auch die Schweiz»
Referendum «Nein zur Halbierung der Armee!» ist gescheitert
12
Referendum «Nein zur Halbierung der Armee!» ist gescheitert
Wie werde ich untauglich? Wir sammeln die besten Militär-Ausreden 
85
Wie werde ich untauglich? Wir sammeln die besten Militär-Ausreden 
von Corsin Manser
Norwegen macht's vor: Bundesrat soll Dienstpflicht für Frauen prüfen
52
Norwegen macht's vor: Bundesrat soll Dienstpflicht für Frauen prüfen
von Lorenz Honegger
Frauen antreten! Warum wir endlich auch von der Dienstpflicht profitieren wollen 
173
Frauen antreten! Warum wir endlich auch von der Dienstpflicht profitieren wollen 
von Rafaela Roth
Danke, liebe User! Ihr seid einfach grossartig: Eure Top-13 der Militär-Ausreden
12
Danke, liebe User! Ihr seid einfach grossartig: Eure Top-13 der Militär-Ausreden
von Corsin Manser, Viktoria Weber
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
47 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mafi
12.03.2017 20:20registriert Januar 2015
Sinnvoller wie Luftabwehrraketen auf jeden Fall.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Fischra
12.03.2017 20:35registriert Juli 2016
Ich finde diesen Vorschlag wirklich Sinnvoll. Die Vernetzung führt dazu das Kriege heute schon anders geführt werden. Angriffe auf Wahlveranstaltungen. Fake news etc ist nur ein ganz kleiner Teil.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gipfeligeist
12.03.2017 20:41registriert Januar 2016
Wenn wir den Anschluss der Welt nicht jetzt verlieren wollen, müssen wir sofort auf Cyber-Einheiten setzen! Der nächste Krieg wird nicht auf dem Gotthart ausgefochten, sondern im Netz. Jetzt in die Zukunft investieren oder nie!

Oder aber wir werden abhängig vom Schutz der NATO...
00
Melden
Zum Kommentar
47
Nationalratskommission spricht sich für digitale Führerausweise aus
Fahrzeuglenkende sollen künftig keinen physischen Führerschein mehr mitführen müssen. Dieser Meinung ist die zuständige Nationalratskommission. Sie plädiert für die Digitalisierung der Führer- und Fahrzeugausweise.
Zur Story