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Wer braucht schon Karten – es gibt doch Google Maps! Diese Karten, die der Engländer Diccon Bewes für sein neues Buch «Mit 80 Karten durch die Schweiz» gesammelt hat, wird man in der Tat eher nicht dafür verwenden, um den Weg von A nach B zu finden. Nein, diese Karten aus sieben Jahrhunderten erlauben dem Betrachter, sich durch Raum und vor allem Zeit zu bewegen. «Eine Zeitreise» – so lautet völlig zu Recht der Untertitel dieses ungewöhnlichen Atlanten, der die Schweiz und ihre Regionen in Vergangenheit, Gegenwart und möglicher Zukunft zeigt.
Wie sehr Karten Zeugen ihrer Zeit sind, das merkt man nicht nur bei der über 300 Jahre alten Landkarte von Jakob Störcklein, die den Kanton Bern als Bären darstellt. Man merkt es sogar noch deutlicher bei dem erst rund 40 Jahre alten «Stadtplan für Männer», der Dienstleistungen für Sextouristen in Zürich verzeichnet. Die offene Einstellung, die hier gegenüber dem käuflichen Sex an den Tag gelegt wird, wirkt heute seltsam.
Bewes ist ein Kenner der Schweiz. Der Brite lebt bereits seit zehn Jahren in Bern und hat schon zuvor Werke veröffentlicht, die sich mit Schweizer Eigenheiten befassen – zum Beispiel «Swiss Watching» oder den Bestseller «Der Schweizversteher».
Sein neuer Atlas enthält eine Fülle von sehenswerten Karten: Die erste Darstellung der Eidgenossenschaft 1480 von Alfred von Bonstetten, zum Beispiel. Oder die um 1570 entstandene Karte von Aegidius Tschudi, die erstmals die Eidgenossenschaft farblich von ihren Nachbarn absetzt. Diese historischen Karten sind nur zwei von zwölf, die im ersten Kapitel «Räume & Grenzen» zu finden sind. Jede einzelne von ihnen erklärt Bewes auf witzige und lehrreiche Art.
Im Kapitel «Stadt & Land» kommen die Regionen und Städte der Schweiz zum Zug, darunter der Vierwaldstättersee in 3-D – eine Abbildung des ältesten Landschaftsreliefs der Welt, 1786 vollendet von Franz Ludwig Pfyffer, oder die Befestigungsanlagen der Stadt Genf um 1760.
Martialisch geht es auch im Kapitel «Krieg & Frieden» zu und her: Hier finden wir unter anderem den Plan der Zweiten Schlacht um Zürich (1799), als die Franzosen die Russen besiegten. Neueren Datums ist dagegen der Angriffsplan der Wehrmacht von 1940. Das «Unternehmen Tannenbaum» wurde zum Glück nie ausgeführt.
«Transport & Tourismus», mit 21 Karten das umfangreichste Kapitel, enthält kartographische Sehenswürdigkeiten wie die Höhenprofil-Karte der schweizerischen Eisenbahnen aus dem Jahr 1915 oder das Streckennetz der mittlerweile verblichenen Swissair im Jahr 1949.
Wie der Grossverteiler Migros die Schweiz für seine regionalen Genossenschaften einteilt, wird im Kapitel «Menschen & Märkte» ebenso gezeigt wie die bekannte Käsekarte von Otto M. Müller aus dem Jahr 1975. Die für unser Land so symbolträchtige Kuh erscheint gleich auf zwei Karten: Der Vergleich des Rindviehbestands 1911 und 2011 zeigt, dass heute die Kühe viel gleichmässiger übers Land verteilt sind als vor einem Jahrhundert.
Im letzten der sechs Kapitel, «Visionen & Fiktionen», begegnen wir dann beispielsweise dem Plan der nie gebauten Zürcher U-Bahn oder der Karte einer fiktiven Grossschweiz, die entstanden wäre, wenn die Eidgenossen alle Eroberungen hätten behalten können. Diese Karte hat Bewes übrigens – leicht modifiziert – von einem watson-Artikel übernommen.