Die Schweiz ähnelt einem Stachelschwein, Italien hat die Form eines Stiefels. Manche Länder sind auf der Karte unverkennbar. Chile überzeugt durch seine Länge. Das südamerikanische Land besteht, das verrät ein flüchtiger Blick auf die Karte, praktisch nur aus Länge und nur ganz wenig Breite. Das ist auch der auf ungewöhnliche Karten spezialisierten Website Brilliantmaps.com aufgefallen, die Chile mit Europa und den USA vergleicht.
Es scheint so, als hätte man ein normales Land – zum Beispiel die Türkei, die nur knapp grösser als Chile ist – an zwei entgegengesetzten Ecken gepackt und erbarmungslos in die Länge gezogen. Die 756'000 km2 von Chile – das ist gut 18 Mal die Fläche der Schweiz – verteilen sich auf eine Nord-Süd-Ausdehnung von über 4200 Kilometern. Dagegen beträgt die durchschnittliche West-Ost-Ausdehnung nur gerade 177 Kilometer. Das ist etwa so viel wie die Distanz zwischen Lausanne und Zürich (Luftlinie rund 173 km).
Dennoch wirkt «das langgestreckte Land» auf herkömmlichen Weltkarten nicht so lang, wie es in Wahrheit ist. Das liegt an der traditionellen Mercator-Projektion, die zwar winkeltreu ist, aber nicht flächentreu. Gebiete in Polnähe sind bei dieser Projektion bedeutend grösser als jene in der Nähe des Äquators.
Wie unglaublich lang Chile in Wirklichkeit ist, zeigt sich, wenn man es aus seinem Kontext reisst und an eine andere Stelle verpflanzt. Das lässt sich mit Hilfe der Website thetruesize.com leicht bewerkstelligen. Hier sehen wir Chile in Europa:
Norwegen, der lange Lulatsch Europas, ist ein Nasenwasser im Vergleich zum echten Längen-Champion aus Südamerika. Wenn Chile in seiner korrekten Nord-Süd-Ausrichtung auf die Europa-Karte projiziert wird, erstreckt es sich vom Nordkap bis fast an die libysche Küste.
In die andere Richtung geneigt reicht das Land vom Nordkap bis nach Kirgisistan in Zentralasien.
Hier noch eine quergelegte Variante:
Der Effekt ist womöglich noch deutlicher, wenn man Chile mit den USA vergleicht. Um 90 Grad nach rechts gekippt reicht der Andenstaat von Küste zu Küste, von San Francisco bis nach New York.
Hier noch ein Vergleich mit Japan:
Und hier mit Neuseeland, das übrigens in Realität auf gleicher geographischer Breite liegt wie die mittleren Zonen Chiles. Deshalb verzerrt auch die Mercator-Projektion die relative Grösse der beiden Länder zueinander kaum.
(dhr)