Es sollte der nächste Verkaufsschlager werden und insbesondere junge Menschen ansprechen. Doch nun stellt Coca-Cola die Produktion der Geschmacksrichtung «Spiced» nach nur sechs Monaten wieder ein.
Typischer Cola-Geschmack, vermischt mit intensiven Himbeernoten: Mit diesem Mix wollte US-Getränkehersteller Coca-Cola neue junge Trinker der Generation Z anlocken. Aber nein. Die Nachfrage war zu klein. Obwohl der weltweite Umsatz des US-Getränkegiganten im zweiten Quartal 2024 insgesamt stieg, sank er in Nordamerika – just im einzigen Markt, in dem «Spiced» erhältlich war.
Doch letztlich ist «Spiced» nur das neueste Beispiel einer langen Liste von Softdrink-Flops. Beispiele gefällig? Bitte sehr:
Nach Jahren stagnierender Verkäufe beschloss man 1985 bei Coca-Cola, radikale Massnahmen zu ergreifen. Um die Marktanteilverluste an Pepsi wieder zurückzugewinnen, ersetzte der Getränkehersteller aus Atlanta seine legendäre, streng geschützte 99-jährige Formel durch einen angeblich weicheren, süsseren Geschmack: New Coke.
Es kam nicht gut. Nur 13 Prozent der Cola-Trinker mochten New Coke. Wütende Fans starteten Kampagnen, sammelten Unterschriften und starteten Hotlines. Und siehe da, nur 77 Tage später brachte das Unternehmen die alte Cola-Formel wieder zurück.
Der Marketing-Fehler wird heute in Business Schools häufig als Beispiel dafür angeführt, wie man ein neues Produkt nicht auf den Markt bringt. Doch letztendlich erwies sich der Marketing-Fail als unverhofftes Glück. Durch die Publicity und das wiedererstarkte Verlangen nach Classic Coke erlebte Coca-Cola einen Boost, der bis heute anhält.
Was nicht heisst, das ab und an trotzdem Fehler gemacht wurden. Etwa:
In den frühen 2000er-Jahren war man offenbar der Meinung, eine Mischung aus Cola und Kaffee sei eine gute Idee. Zumindest die 17 Monate lang, in denen Coca-Cola Blak in den Verkaufsregalen zu finden war, dachte man so. Und danach nicht mehr. Blak out.
15 Jahre vorher hatte der alte Konkurrent Pepsi schon mal etwas in der Richtung versucht. Nachdem die Coca-Cola-Company durch ihren New-Coke-Flop-der-dann-die-alte-Formel-wieder-hip-machte wieder erstarkt war, beschloss man, die Kundschaft dann anzugreifen, wenn sie am verwundbarsten war: frühmorgens. Und zwar mit Pepsi A.M., «with ALL the sugar and TWICE the caffeine» der normalen Pepsi.
Knapp ein Jahr hielt man am Experiment fest, bis man einsah, dass da irgendwie doch keine wirkliche Nachfrage nach Limo zum Frühstück bestand.
Haargenau wie deine Lieblings-Pepsi, so vom Geschmack her. Bloss ohne jene lieb gewordene, satte braune Farbe. Ich hatte mal das Vergnügen. Und es war SO WAS VON merkwürdig.
Und offenbar reagierten die meisten Konsumenten wie meine Wenigkeit, denn Crystal Pepsi gab es von 1992-1993 und danach nicht mehr (von ein paar Retro Runs in limitierten Stückzahlen abgesehen).
Nicht besser erging es Rivella mit dem 2008 lancierten Rivella Gelb. Die nervige Werbekampagne «Welche Farbe hat Dein Durst?» war gigantisch, aber der Soja-Geschmack kam nicht gut an. Zunächst passte Rivella die Rezeptur an, aber auch das half wenig. 2012 verschwand Rivella Gelb aus den Schweizer Läden.
Anno 2001 – und dann nochmals 2004: So gerne hätte die schweizerischste aller Limos den US-Markt geknackt. Doch leider nein. Die Testläufe erreichten jeweils ihre Minimalziele bei Weitem nicht. Die Idee, dass man ausgerechnet aus Molke etwas Erfrischend-Spritziges machen könnte, liess sich partout nicht verkaufen. Kommt noch hinzu, dass etwas aus der Hochpreisinsel Schweiz wohl stets ein eher teures Nischenprodukt bleiben würde. Gescheitert waren übrigens auch die Grossbritannien-Pläne. Die Niederlande, aber, waren dankbare Abnehmer.
Limo an sich ist nicht gerade gesund. Wie stünde es also mit Speck-Limo? Bacon Soda schaffte es nie in die Verkaufsregale der Grossverteiler, sondern blieb ein Obskurum, das heute nur noch als Gimmick auf Amazon erhältlich ist.
Ein Produkt direkt von den 360-Grad-Fantasien Richard Bransons: Während man in der Virgin Class an Bord eines Virgin-Jets über den Atlantic fliegt und On-Demand-Virgin-TV guckt, gönnt man sich noch ein Virgin Vodka mit Virgin Tonic.
Will das eigentlich irgendwer? Zumal das Substantivattribut «virgin» in Zusammenhang mit Drinks gleichbedeutend mit «alkoholfrei» ist (siehe Bloody Mary vs. Virgin Mary; Piña Colada vs. Virgin Colada). Alkoholfreier Wodka, also? Wäre das nicht ... Wasser? Doch Bransons Virgin war hochprozentig. Jedenfalls verschwand die Spirituose sang- und klanglos nach ein paar Jahren.
1994 führte die Original Pet Drink Company mit Sitz in Florida Thirsty Dog! und Thirsty Cat! ein – abgefülltes Wasser für Haustiere. Das kohlensäurehaltige, vitaminangereicherte Getränk kam in zwei tierfreundlichen Geschmacksrichtungen: Crispy Beef für Hunde und Tangy Fish für Katzen. Das Getränk wurde gar von der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel FDA für den menschlichen Verzehr zugelassen (falls das eine oder andere Herrchen ein plötzliches Verlangen nach flüssigem Filet hatte). Es war ein Flop. Anscheinend vergassen die Hersteller, dass Tiere, die sich gerne ihren eigenen Hintern lecken, sich nicht wirklich darum scheren, woher ihr Wasser kommt.
Aus irgendeinem Grund stehen die Japaner auf «Clear»-Versionen unserer Lieblingsgetränke. Dort hat Coca-Cola jüngst etwa Clear Coke lanciert, ...
... und es gibt Clear Beer beziehungsweise Mineralwasser mit Biergeschmack. Ja, das habt ihr richtig gelesen. Und es gibt gar Clear Espresso and Milk.
What a time to be alive.