Mit einer kreativen Erfindung muss man einfach Erfolg haben. Diesem Irrglauben erliegen viele Unternehmer. «Wir wissen, dass 80 bis 90 Prozent aller neuen Produkte bei den Kunden durchfallen. Bereits nach kurzer Zeit hört man nie mehr etwas von ihnen», sagt Samuel West. Der 43-Jährige leitet Schwedens Museum der Misserfolge in Helsingborg. Es gibt jenen Produkten ein letztes Zuhause, die zwar innovativ waren, bei den Kunden aber gnadenlos durchfielen.
«Rund ein Drittel der im Museum des Scheiterns ausgestellten Gadgets habe ich auf Ebay ersteigert, ein weiteres Drittel auf Special-Interest-Seiten im Web gefunden und einige Flops wurden uns gespendet», erklärt Museumsleiter West im folgenden Video.
Mit dieser seltsamen Kiste konnten Schweden schon in der Vor-Internet-Ära online nach Telefonnummern suchen oder einkaufen. Der Teleguide wurde in den 80ern vorgestellt, fasste aber nie richtig Fuss. Er scheiterte nicht zuletzt, weil sich die damalige schwedische Telekom beim Preis verkalkuliert hatte und mit jedem verkauften Gerät Geld drauflegen musste.
1984 kam die Coke II oder New Coke auf den Markt. Der Geschmack fand wenige Anhänger und Coca Cola kehrte rasch zu seiner ursprünglichen Formel zurück.
Ab 1992 verkaufte Pepsi in der Schweiz seine transparente Cola. Diese sollte rein und gesund wirken. Die Konsumenten waren aber eher verwirrt, da Crystal Pepsi wie ein Mineralwasser aussieht und dennoch wie Pepsi schmeckt.
1993 zog der Getränkehersteller die transparente Cola wieder aus mehreren Testmärkten zurück. 2016 kehrte Crystal Pepsi in einigen Ländern für kurze Zeit zurück, doch am 10. April 2017 nahm Pepsi das Getränk (endgültig?) aus den Läden.
Nicht besser erging es Rivella mit dem 2008 lancierten Rivella Gelb. Die Werbekampagne «Welche Farbe hat Dein Durst?» war gigantisch, aber der Soja-Geschmack kam nicht gut an. Zunächst passte Rivella die Rezeptur an, aber auch das half wenig. 2012 verschwand Rivella Gelb aus den Schweizer Läden.
Das bei uns gänzlich unbekannte Itera-Bike ist vielen Schweden als epischer Flop in schlechter Erinnerung: Das Plastik-Velo wurde 1982 im hohen Norden erfunden. Es kostete doppelt so viel wie ein klassisches Fahrrad, war äussert instabil und ging rasch kaputt. Nach nur drei Jahren war das Projekt Geschichte.
Zig Millionen US-Dollar butterte Ford in den 1950er-Jahren in die neue Marke Edsel. Nach zehn Jahren Vorlaufzeit rollten 1957 die ersten Edsel-Limousinen, -Cabrios und -Kombis auf der Strasse.
Die Autos waren technisch auf der Höhe der Zeit, aber eben auch nicht viel besser als die Konkurrenz. Ford hatte durch seine lange Geheimniskrämerei eine zu hohe Erwartungshaltung geschürt, die man nicht einlösen konnte.
Die weltweite Rezession von 1958 versetzte der neuen Marke den Todesstoss. Ford brach die Übung ab und Edsel gilt bis heute als einer der grössten Flops der Auto-Industrie. Der Edsel brachte Ford einen geschätzten Verlust von 250 Millionen Dollar ein (heute etwa zwei Milliarden Dollar).
2009 brachte eine Firma namens Peek den Twitter Peek auf den Markt. Mit dem Gerät konnte man twittern – mehr konnte das Gadget allerdings nicht. Dafür wollte natürlich niemand 200 US-Dollar hinblättern, zumal es schon damals Smartphones gab, die twittern und weit mehr konnten.
«Das DivX-Verleihsystem wurde 1998 rechtzeitig zur Weihnachtssaison auf den Markt gebracht und bereits am 16. Juni 1999 wieder eingestellt», heisst es im Wikipedia-Artikel.
Und so funktionierte es: Wer sich für ein paar Dollar eine günstige DivX kaufte, konnte den einmal angefangenen Film nur innerhalb von 48 Stunden zu Ende schauen. Um den Inhalt nach dieser Frist weiter schauen zu können, wurde eine Gebühr von etwas mehr als 3 Dollar fällig. Die Konsumenten hassten es.
Die Gesichtsmaske «Rejuvenique» wurde Ende der 90er in Telemarketing-Sendungen beworben. Das Konzept: Die Gesichter von Kunden sollten durch kleine elektrische Schocks «trainiert» werden, sprich, Falten sollten so verschwinden. Klar. Wer's glaubt!
Straffere Haut gab's nicht, dafür Gruselerlebnisse in der Familie, zumal die «Rejuvenique» stark an die Maske von Michael Myers im Horrorklassiker «Halloween» erinnert.
Donald Trump hat ein Vermögen gemacht, allerdings floppten auch immer wieder Produkte, die mit seinem Namen werben. Dem Brettspiel «Trump: The Game» blieb der Erfolg auf jeden Fall verwehrt. Auch andere Produkte wie Trump Vodka und Trump Steaks blieben Ladenhüter.
Die in den 70er-Jahren neuen Videokassetten sollten das Kino-Erlebnis in die Wohnzimmer bringen. Sonys Betamax-Kassetten konkurrierten gegen Video 2000 von Grundig und Philips und VHS von JVC. Betamax bot die beste Bildqualität und Video 2000 konnte bis zu 16 Stunden Aufnahmen speichern. Trotzdem verloren beide Technologien den «Formatkrieg» gegen die günstigeren VHS-Kassetten. Dass sich die VHS-Technologie durchsetzte, lag nicht zuletzt daran, dass Sony und Philips sich weigerten, ihre Formate der Pornobranche zu lizensieren.
Einer der grössten Apple-Flops war mit Sicherheit der Newton, ein 1993 vorgestellter persönlicher digitaler Assistent (PDA). Der zum Luxuspreis von 700 Dollar erhältliche Newton sollte das «digitale Zeitalter definieren» und sei «eine Revolution für die Jackentasche», sagte der damalige Apple-Boss John Sculley – und lag mit diesen Aussagen gründlich daneben. 1998, nach Steve Jobs Rückkehr zu Apple, wurde die Produktion eingestellt. Das Projekt soll 100 Millionen US-Dollar verschlungen haben.
Ab 2005 verkaufte Swisscom den Ogo. Eine mobile Chat-Maschine mit Datenabo für Kids, die vermutlich auch unterwegs MSN nutzen wollten. Anfänglich schien Swisscom damit wirklich Erfolg zu haben, doch dann kam auch schon das iPhone und der Ogo war Geschichte. Mitte 2010 stellte man den Verkauf ein.
Spielkonsolen verbindet man mit Marken wie Nintendo, Playstation oder Xbox. Doch auch Apple versuchte sich einst ein Stück des lukrativen Spiele-Markts abzuschneiden. Der Apple Pippin ist eine von Apple entwickelte Spielkonsole aus dem Jahre 1995, die vom japanischen Spielzeug-Hersteller Bandai unter dem Namen Atmark verkauft wurde. Der Apple Pippin verkaufte sich angesichts der Konkurrenz durch die Playstation und Nintendos N64 sehr schlecht und gilt als Flop.
2015 startete Apple einen neuen Anlauf und vermarktete seine TV-Box Apple TV als Spielkonsole – auch dies bislang ohne zählbaren Erfolg.
18 Gramm leicht und viel kleiner als die Kassette: Sonys Mini-Disc konnte man bei ihrer Lancierung im Jahr 1992 für das ideale Musik-Mitnahme-Format halten. Anklang fand das neue Format vor allem bei Profis wie Radioreportern, die Mini-Discs für Aufnahmen bei Aussenterminen nutzten. Viel mehr Nutzer hat die von Sony als Kassetten-Killer angekündigte Technologie aber nie gefunden. Die Masse wechselte von der Kassette beziehungsweise der CD direkt zum MP3-Player.
2006 gab es auf dem Pausenplatz kein Kind, das nicht einen iPod hatte oder sich einen wünschte. Kein Wunder also, dass auch Microsoft MP3-Player verkaufen wollte. Toshiba baute für Microsoft den Zune, doch der Zug war längst abgefahren. Niemand wollte den iPod-Klon und 2011 zog Microsoft den Stecker.
Hätte man den Zune vor dem iPod lanciert, wäre er vielleicht zum Hit geworden. Aber 2006 galt der iPod längst als Synonym für MP3-Player und hatte alle anderen Rivalen praktisch aus dem Markt gedrängt.
Die Gründe des Scheiterns sind vielfältig und nicht immer so offensichtlich wie bei der Elektroschock-Maske gegen Falten oder beim Twitter Peek, einem Gadget, das lediglich twittern konnte und 200 Franken kostete.
Es liegt auch nicht zwangsläufig am Preis oder der Qualität, wie beim unzuverlässigen Plastik-Velo aus Schweden. Oft ist die Firma einfach zu spät dran oder, was wohl seltener der Fall ist, das Produkt ist seiner Zeit voraus.
Typische Flops sind zudem nicht selten das Resultat unglücklicher Produkteabwandlungen: Rivella Gelb, Coke II oder Crystal Pepsi lassen grüssen.
Einem neuen Produkt das Genick brechen kann auch das Marketing: Etwa, wenn eine viel zu hohe Erwartungshaltung aufgebaut wird, die das Endprodukt nie im Leben erfüllen kann – so geschehen beim Über-Auto Ford Edsel. Ford kündigte das Wunder-Auto jahrelang an und lieferte schliesslich nur eine solide Karre ab. Die ersten Kunden, die sogenannten Early Adopter, waren enttäuscht und die wichtige Mund-zu-Mund-Propaganda blieb aus.