Ich mochte Britney Spears damals nicht. Damals, vor 20 Jahren, als ihre Debutsingle Einzug in die Schweizer Charts feierte. Logisch nicht, dänk – ich war zu alt für solchen Teeniepop-Kram. Hitparade hörte ich sowieso nicht. Und die Promokampagne, die grosses Aufheben machte, dass diese 17-Jährige, die da suggestive Tanzbewegungen zum Besten gab, in Tat und Wahrheit eine jungfräuliche Christin war, nervte sowas von. Dass das Teeniepublikum auf einen solchen Quatsch reinfiel! (Ich war wohl damals schon ein Grumpy Old Man.)
... aber, bereits damals musste ich eingestehen: Man kann's drehen und wenden wie man will, «...Baby One More Time» ist ein verdammt gut komponierter Song. Und wohl oder übel auch ein Meilenstein der globalen Populärkulturgeschichte.
20 Jahre ist das schon her. Boah. Der Song selbst wurde bereits am 23. Oktober 1998 veröffentlicht, doch am 28. Februar 1999 tauchte er erstmals in den helvetischen Charts auf – auf Platz 14. Zwei Wochen später war die Single dann auf der Eins, wo sie schliesslich neun geschlagene Wochen blieb ...
... was gewissermassen bereits der erste Fun Fact wäre. Doch hier haben wir 20 weitere:
Die Coverversionen von Travis, Fountains of Wayne oder Bowling for Soup wurden ziemlich bekannt. Doch dieser MTV-Mini-Clip, in einem Londoner Kebab-Shop gefilmt, ist schlicht genial.
«...Baby One More Time» wurde vom schwedischen Produzenten- und Songwriter-Team Rami Yacoub und Max Martin produziert. Als Yacoub Spears zum ersten Mal traf, erlebte er sie als schüchterne Highschool-Schülerin, die mit ihrer Mutter ins Studio kam und diese beim ersten Treffen das ganze Gespräch führen liess. Dementsprechend unsicher war Yacoub, ob dieses Kind den Song hinkriegen würde. Als er wenig später vom Plattenlabel mitbekam, dass sie darum gebeten hatte, das gesamte Konzept für das Musikvideo zu ändern, befürchtete er das Schlimmste.
Aber hey – es kam schon gut. 😂
Kurz nachdem das Video herauskam, verzeichneten die Schönheitskliniken von Los Angeles einen deutlichen Anstieg an Bellybutton Lifts, eine Operation um die Entfernung von Bauchnabel zu Schamgegend zu vergrössern. Kostenpunkt um die 2'500 Dollar.
Es war auch die erste weltweite Nummer eins für den schwedischen Produzenten Max Martin. Dieser Herr ist seither ununterbrochen als Songwriter und/oder Produzent in den Charts – mit «I Want It That Way» von den Backstreet Boys, etwa, oder Bon Jovis «It's My Life», «I Kissed a Girl» von Katy Perry, «One More Night» von Maroon 5, Taylor Swifts «Blank Space» uvm. Zur Zeit ist Martin etwa mit Ariana Grandes «Break Up With Your Girlfriend, I'm Bored» vorne mit dabei. Sollte dieser Song in den USA auf die Eins gehen, würde er mit Beatles-Produzent George Martin (kein Verwandter) gleichziehen als Produzent mit den meisten Nummer-Eins-Hits auf den US-Billboard-Charts.
Fun Fact.
«...Baby One More Time» wurde ursprünglich für die R'n'B-Girlgroup TLC geschrieben, doch die reichten den Song weiter. Sängerin T-Boz dazu: «Ich dachte mir damals, ich mag den Song, aber ist er ein Hit? Ist er TLC? Kein Disrespect für Britney – der Song war prima für sie. Doch die Zeile ‹hit me baby one more time› – würde ich sowas singen? Sicher nicht!»
Britney profitierte sehr von der in Popmusik üblichen Kultur des Weiterreichens von Songs: «Slave 4 U» war ursprünglich für Janet Jackson vorgesehen, während Kylie Minogue die erste Wahl für «Toxic» war. Dafür lehnte Britney «Umbrella» ab ...
Wie bei Promis üblich, pflegt Britney in Hotels unter einem Pseudonym einzuchecken. Eines ihrer häufiger benutzten: Alotta Warmheart.
Nur, falls ihr euch das mal gefragt habt.
Am Tag vor der Gesangsaufnahmen hörte Britney immer wieder Soft Cells Version vom Song «Tainted Love», weil sie den Klang von Mark Almonds Stimme nachbilden wollte.
Laut Videoregisseur Nigel Dick war ursprünglich vorgesehen, dass sie Jeans, T-Shirt und Sneakers trug. Fräulein Spears meinte aber: Sollte ich nicht eine Schuluniform tragen? And the rest, so sagt man, is history.
Nigel Dicks erstes Drehbuch sah Klein-Britney als Superheldin vor, die mit einem Roboter-Monster kämpfte.
Chad Spears heisst der Herr. Damals war er Model für Abercrombie & Fitch. Klar, man hätte auch ein anderes Model casten können, ... ach, was soll's.
Venice High School in Los Angeles – der Ort, wo ikonische Teenie-Musicals gedreht werden, offenbar.
Britney wollte ursprünglich gar keine Popmusik machen. Sondern «mehr so Sheryl-Crow-Musik, aber jünger», wie sie einst in einem Interview mit «Rolling Stone»-Magazin zu Protokoll gab. Ihr Label soll sie in Richtung Pop gesteuert haben – etwas, dem sich Britney freilich nicht widersetzte.
... denn die meisten waren zu sehr vom Titelbild abgelenkt. Was das mit dem Teletubby auf sich hatte? Das weiss niemand mehr so recht.
MTV spielte immer noch Videos. Das Internet als Promovehikel war bereits da, doch für Musik musste man immer noch bezahlen. Albumverkäufe waren stärker denn je. Die Single ging Platin in den USA, das Album gar 14-fach Platin mit weltweiten Verkäufen von 25 Millionen. Es ist wohl das meistverkaufte Album, das je von einem Teenagermädchen aufgenommen wurde – ein Rekord, der aufgrund der veränderten Musikkonsumationsgewohnheiten wahrscheinlich nie gebrochen werden wird.
Laut gewissen Menschen, die nichts besseres zu tun haben mit ihrer offenbar im Überfluss vorhandenen Freizeit, ist in «...Baby One More Time» eine versteckte Botschaft enthalten: Spielt man die Zeile «with you I lose my mind; give me a sign» rückwärts ab, hört man «Sleep with me, I'm not too young».
Weil ... ach, irgendwie weird, oder?
Boah, schaut mal diese Top-20-Abfolge an! Das hört sich an wie Madeleine's Spotify-Playlist!