Der 22. Januar ist ein ganz besonderer Tag in der Geschichte der emmentalischen Hockeykultur. Am 22. Januar 2011 sind die SCL Tigers nämlich mit einem 3:2 (1:1, 1:1, 1:0) in Rapperswil-Jona «grün» geworden.
Sie standen damals nach 44 Runden vorzeitig zum bisher ersten und einzigen Mal als NLA-Playoffteilnehmer fest. Damals genügten 70 Punkte, um sechs Runden vor Schluss definitiv in den Playoffs zu sein.
Und nun haben sie am 22. Januar erneut gegen die Lakers gewonnen (5:3). Aber von den Playoff sind sie noch weit entfernt.
Ein Blick zurück zeigt: die Playoffs 2019 werden die teuersten aller Zeiten. Will heissen: für die Playoff-Qualifikation werden ziemlich sicher so viele Punkte benötigt wie noch nie seit die Qualifikation über 50 Runden gespielt wird.
Die «billigsten» Playoffs waren jene von 2011. Fribourg schaffte es mit 64 Punkten. Die «teuersten» war jene von 2014. Damals brauchte es mindestens 71 Punkte.
Nun hat Fribourg auf Rang 9 nach 36 Runden bereits 53 Zähler. 1,46 pro Partie. Nach wie vor sind 14 Runden auszutragen. Holen die Freiburger in den restlichen 14 Spielen auch 1,46 Punkte pro Partie, dann erreichen sie 73 Punkte – also werden in diesem Falle mindestens 74 Punkte für Platz 8 und eine Playoff-Qualifikation benötigt.
Wir brauchen keine komplizierteren Berechnungen anzustellen, um zum Schluss zu kommen: der 8. und letzte Platz geht so «teuer» weg wie noch nie.
Mit ziemlicher Sicherheit werden wir im Rückblick auch erkennen, dass ausgerechnet die Lakers das Rennen um die letzten Playoffplätze entschieden haben. Die Punkte, die gegen den Tabellenletzten verloren gehen, könnten die Differenz machen.
Hier die «Tabelle der Schmach». Eine Aufstellung der Punktverluste gegen die Lakers:
So gesehen sind die Partien gegen die Lakers Schlüsselspiele. Nach dem Motto: «Wer die Lakers nicht schlägt, ist die Playoffs nicht wärt».
Eine Aufstellung der Schlusslichter nach 36 Runden seit Einführung der Drei-Punkte-Regel zeigt, wie miserabel die Lakers sind und welche Schmach es ist, gegen sie Punkte abzugeben. Die Lakers sind die offensiv mit Abstand schwächste Mannschaft seit Einführung der Drei-Punkte-Regel.
Wer als «kleines» Team – und als solches sind beispielsweise die SCL Tigers nominell nach wie vor zu taxieren – in die Playoffs kommen will, darf gegen diese Lakers einfach nicht verlieren. Mit einem 5:3 (1:1, 3:1, 1:1) haben die Langnauer soeben die Pflicht erfüllt.
Zu den besonderen Qualitäten der SCL Tigers gehört die Fähigkeit, auf Niederlagen, Rückschläge oder durchzogene Leistungen zu reagieren. Sie haben noch nie mehr als zweimal hintereinander verloren.
Topskorer Chris DiDomenico (29) ist zuletzt für seine Leistung im Spiel vom Samstag im Hallenstadion (1:4) kritisiert worden. Aber er personifiziert Langnaus Fähigkeit, nach einem Rückschlag wieder aufzustehen: der Kanadier hat auf die berechtigte Kritik (minus 2-Bilanz) eindrücklich reagiert und nun das Spiel gegen die Lakers gerade rechtzeitig in die richtigen Bahnen gelenkt.
Im ersten Powerplay hatten die Langnauer noch das 1:1 kassiert – mit dem ersten Schuss auf das Tor von Damiano Ciaccio, der nach 197 Minuten und 48 Sekunden auf eigenem Heim-Eis wieder einen Gegentreffer zulassen musste.
Ruhig wurde es im Stadion an der Ilfis. Am Samstag hatte Ambri gegen das Schlusslicht verloren und es schien fast, dass nun auch die SCL Tigers wertvolle Punkte einbüssen könnten.
Aber eben nur fast. Chris DiDomenico sorgte mit den zwei Treffern zum 1:0 und 2:1 (seine Saisontore 8 und 9) rechtzeitig für die Wende und schickte den Aufsteiger auf den Weg in die 30. Niederlage.
«Dido» hat seine persönliche Durststrecke von 15 Partien ohne Treffer gerade im richtigen Moment überwunden. Sein letztes Tor hatte er am 17. November im Rahmen der 3:10-Niederlage in Fribourg (zum 3:3) erzielt. Seither hat er 14 Assists gebucht – er ist eben mehr Spielmacher als Vollstrecker. Er ist sogar einer der besten Spielmacher der Liga.
Im Frühjahr 2017 hatte er die SCL Tigers vor dem Saisonende verlassen. Um sein Glück in der NHL zu suchen. Dieses Glück hat er nicht gefunden und ist im Sommer zurückgekehrt. Während der ganzen vergangenen Saison (2017/18) vermissten die Langnauer einen emotionalen Leitwolf. Allenthalben wurde geklagt, wenn man nur einen wie Chris DiDomenico hätte, dann könnte man die Playoffs schaffen.
Nun ist der Kanadier da. Und gerade nach diesem «Pflichtsieg» gegen die Lakers dürfen wir fragen: Wo wäre Langnau ohne «Dido»? Die Antwort: Dort wo sie vor einem Jahr waren. Nicht auf einem Playoffrang.
Nun gibt es Bedenken, die es in der Klubgeschichte noch nie gegeben hat. Die SCL Tigers stehen auf einem Rang (3.), der sie zu einer Teilnahme an der Champions League verdonnert. «Nur das nicht» sagte Trainer Heinz Ehlers halb im Scherz, halb ernsthaft.
Die Champions League wäre für Langnau fatal. Erstens werden sie auch nächste Saison nicht die Kadertiefe haben, um eine solche Zusatzbelastung im Herbst zu bewältigen und zweitens würde das europäische Abenteuer auch noch Geld kosten.
Und so gibt es zwischen Hohgant und Moosegg zwei Stossseufzer: «Ach, wenn uns die Hockeygötter doch die Playoffs bescheren könnten!» und «Bewahre uns der Hühnervogel vor der Champions League!»