Das Resultat. Am Ende das Wichtigste. Einen Punkt nimmt die Nati gegen Gruppenfavorit Brasilien mit. Aber ein Punkt gegen den fünffachen Weltmeister ist auf dem Weg in die Achtelfinals noch nicht die halbe Miete. Deshalb viel wichtiger: Die Schweizer nehmen auch viel Selbstvertrauen aus ihrem Auftaktspiel gegen Brasilien mit, das am Freitag im wegweisenden Duell mit Serbien den Unterschied ausmachen kann.
Wie stoppt man Brasilien? Indem man Neymar stoppt. Die Schweizer attackierten den Superstar deshalb immer wieder am Rande der Fairness. Stephan Lichtsteiner, Fabian Schär und Valon Behrami holten sich nach Fouls am 222-Millionen-Mann die Gelbe Karte ab.
19 Fouls begingen die Schweizer insgesamt, zehn Mal erwischte es Neymar, was ihn zusehends frustrierte. Der letzte Spieler, der bei einem WM-Spiel mindestens zehn Mal zu Fall gebracht wurde, war Englands Alan Shearer 1998 gegen Tunesien (11 Mal). Seit 1966 wurde kein Brasilianer so häufig gefoult wie Neymar gestern.
10 - The last player to be fouled more in a #WorldCup game than Neymar v Switzerland (10) was Alan Shearer in 1998 (11 v Tunesia). Down. pic.twitter.com/5uE51q1Irx
— OptaJohan (@OptaJohan) 17. Juni 2018
Was für ein Kämpfer! «Krieger» Valon Behrami raubte Neymar mit einer überragender Zweikampf-Quote den Schneid. Das «Herz und die Lunge» des Schweizer Teams gewann 100 Prozent seiner Luftduelle, 75 Prozent seiner Zweikämpfe (15/20) und gestaltete 67 Prozent seiner Tacklings (10/15) erfolgreich. Nur Manuel Akanji war im Schweizer Lager bei den Zweikämpfen (12/13) und Tacklings (4/4) noch stärker. Behrami beging ausserdem nur vier Fouls und 93 Prozent seiner Pässe kamen an.
Valon Behrami's #WorldCup game by numbers vs. #BRA:
— Squawka Football (@Squawka) 17. Juni 2018
100% aerial duels won
100% take-ons completed
60 touches
44 passes attempted
41 passes completed
6 tackles won
4 fouls committed
2 interceptions
Neymar's worst nightmare. 👻 pic.twitter.com/nU28yjv3dK
Gelaufen ist Behrami in den 72:44 Minuten bis zu seiner Auswechslung 7,751 Kilometer. Hochgerechnet auf die knapp 98 gespielten Minuten ergibt das rund 9,9 Kilometer. Damit liegt er etwa gleichauf mit Xherdan Shaqiri, aber leicht hinter dem Teamschnitt von 10,32 Kilometern zurück. Am meisten gelaufen ist übrigens Blerim Dzemaili mit 11,222 Kilometern.
Ein bisschen Glück gehört auch dazu: 19:6 lautete am Ende die Schussstatistik zugunsten der Brasilianer. Fünf Schüsse kamen aufs Schweizer Tor, dreimal rettete Torhüter Yann Sommer mirakulös. Acht Top-Torchancen für den Weltmeister haben wir notiert:
Diese Statistik ist ein bisschen fies. Aber von den letzten 13 WM-Schüssen aufs brasilianische Tor gingen zehn rein: Einer gegen die Schweiz, sieben gegen Deutschland und zwei gegen Holland im Spiel um Platz 3. Damit beträgt die Fangquote der brasilianischen Keeper läppische 23 Prozent.
Dem aktuellen Torhüter Allison Becker kann man eigentlich keinen Vorwurf machen. Zwei Schüsse kamen gestern auf sein Tor, Zubers Kopfball zum 1:1 war wuchtig und aus extrem kurzer Distanz. Einer hat aber doch etwas zu mäkeln – und zwar ZDF-Experte Oliver Kahn. Er sagt: «Von einem Weltklasse-Torhüter wie Allison kann man verlangen, dass er diesen Eckball abfängt. Aber er klebt praktisch auf der Linie.»
For the past two seasons, @CBF_Futebol conceded just 6 goals. 5 of them were conceded in set pieces attacks: 3 from a corner kick, 1 from a free kick and 1 from a penalty. #InStat #BRA #SUI #BRASUI #WorldCup pic.twitter.com/APFwoEMhAI
— InStat Football (@InStatFootball) 17. Juni 2018
Erstmals seit der WM vor 40 Jahren in Argentinien gewann Brasilien seine WM-Auftaktpartie nicht. Damals spielte die Seleção 1:1 gegen Schweden. Die Schweiz im Gegenzug hat seit 1994 alle ihre Startspiele an WM-Endrunden nicht verloren.
Viermal erreichte die Schweiz nach den positiven Auftaktspielen auch die Achtelfinals. Nur 2010 reichte es nach der Sensation gegen den späteren Weltmeister Spanien nach einem 0:0 gegen Honduras und einem 0:1 gegen Chile nicht.
Die Brasilianer kamen erst zweimal nicht über die Gruppenphase hinaus. 1930 bei der ersten WM in Uruguay und 1966 in England.