Gestern war in der NHL Trade Deadline Day. Dass es dabei ziemlich turbulent zu und her geht, hat Mark Streit am eigenen Leib erfahren. Zuerst wurde verkündet, dass der langjährige Nati-Captain nach Florida zu den Tampa Bay Lightning transferiert worden sei. Kurz darauf wurde er direkt nach Pittsburgh weiter geschoben.
In der Schweiz hielten die Meldungen nicht nur Sportredaktionen auf Trab, sondern lösten auch einiges an Stirnrunzeln aus. Hat ein Spieler da kein Mitspracherecht? Und weshalb wollen die Klubs überhaupt Spieler tauschen? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur NHL Trade Deadline.
Never worn Mark Streit jersey, brand new, $20 or best offer pic.twitter.com/eZvq8Lo5at
— Brian Keenan (@BrianK_PI) 1. März 2017
Grundsätzlich alle. Es wird dabei allerdings unterschieden zwischen Käufern (buyers) und Verkäufern (sellers). Die Käufer sind Teams auf Play-off-Plätzen, mit guten Chancen auf den Stanley Cup. Ihr Ziel ist es, sich mit guten Spielern für die entscheidende Saisonphase zu verstärken und ihrem Kader mehr Tiefe zu verleihen.
Verkäufer sind oftmals in den unteren Regionen der Tabelle zu finden, ohne wirkliche Chance auf die Play-offs. Ihr Ziel ist es, teure Veteranen loszuwerden und dafür vielversprechende Talente oder Draft-Picks zu bekommen.
Hauptsächlich sind das Spieler mit auslaufenden Verträgen, die sogenannten «unrestricted free agents». Die Verkäufer (sellers) möchten verhindern, diese Spieler im Sommer ohne Gegenleistung zu verlieren. Die Käufer (buyers) dagegen haben wenig zu verlieren. Wenn es mit dem getauschten Spieler nicht wie gewünscht klappt, lassen sie den Vertrag im Sommer einfach auslaufen.
Die Mehrheit der Spieler hat in diesen Transfergeschäften nicht viel zu sagen. Wenn sie transferiert werden, müssen sie den Wünschen des Klubs folgen. Bekannte Spieler mit grosser Verhandlungsgrundlage haben die Möglichkeit, in ihrem Vertrag eine No-Trade-Klausel oder eine No-Movement-Klausel einzufügen.
Eine No-Trade-Klausel bedeutet, dass ein Spieler nicht ohne Zustimmung transferiert werden darf – dabei können auch einfach Transfers zu gewissen Teams (Erzrivalen, etc.) ausgeschlossen werden. Bei einer No-Movement-Klausel darf ein Spieler auch nicht in die AHL abgeschoben oder auf die Waivers-Liste gesetzt werden, wo die Klubs Spieler platzieren, die sie loswerden möchten.
Viele Spieler beschreiben den Moment, indem sie von ihrem Trade erfahren, als Schock. Sie werden aus ihrem Umfeld herausgerissen, und müssen oftmals sofort abreisen. Eine andere Stadt, ein anderes Team, manchmal sogar ein anderes Land.
Mark Streit in Tampa pic.twitter.com/FVr8hVFWLm
— Matt (@MatthewBee__) 1. März 2017
Gerade bei ausländischen Spielern kann ein Trade zu einem richtigen Papierkrieg werden, wenn innert weniger Stunden alle Dokumente für die Einreise und die Arbeitsbewilligung organisiert werden müssen. Oft bedeutet ein Trade auch, dass die Spieler ihre Familie vorerst an der alten Wirkungsstätte zurücklassen müssen.
Trades sind eine gute Methode für Topteams, ihr Kader um einen weiteren guten Spieler zu erweitern, ohne dabei den Salary Cap zu überschreiten. Da der transferierte Spieler nur einen Teil seiner Vertragsdauer beim neuen Klub verbringt, wird auch nur dieser Teil der Lohnsumme in den Ausgaben des Vereins eingerechnet. Manchmal zahlt auch der vorherige Verein weiterhin einen Teil des Lohns – wie auch im aktuellen Fall von Mark Streit. Philadelphia zahlt weiterhin 4,7 Prozent des Lohnes, Tampa Bay – obwohl Streit keine Sekunde für das Team spielte – die Hälfte und Pittsburgh die restlichen 45,3 Prozent.
Mike Streit's salary now being paid like so: PHI (4.7%) TB (50%) PIT (45.3%)
— Chris Johnston (@reporterchris) 1. März 2017
Für Mark Streit bedeutet der Trade über Tampa nach Pittsburgh vor allem eines: die vermutlich letzte Chance Stanley-Cup-Sieger zu werden. Die Penguins sind auch in diesem Jahr Anwärter auf den Titel und haben Streit wohl geholt um ihrem Verteidigungskader mehr Tiefe zu verleihen. Auch weil derzeit mit Kris Letang, Trevor Daley und Olii Määtä drei Pens-Verteidiger verletzt sind. Streits Vertrag mit den Flyers wäre im Sommer ausgelaufen. Bei Pittsburgh kann er sich nun für einen Verbleib in der NHL empfehlen.
Weshalb der Transfer im Dreieck abgewickelt wurde, kann nur vermutet werden. Laut «thefourthperiod.com» hatte Streit eine No-Trade-Klausel, die 19 Klubs beinhaltete, was möglicherweise einen direkten Transfer von Philadelphia zu Erzrivale Pittsburgh verunmöglichte.
This Mark Streit trade looks like the Pens and Flyers didn't want to do business with each other and Tampa had to pay the price for it.
— Martin Maningo (@Marddd) 1. März 2017
Die Tampa Bay Lightning hatten in dieser Transferperiode wohl ein grosses Ziel: Cap Space zu schaffen. Das heisst, einen teuren Spieler loswerden, damit sie wieder genügend Geld zur Verfügung haben, um beim nächsten Vertragsabschluss dennoch unter dem Salary Cap zu bleiben. Indem sie Valtteri Filppula nach Philadelphia abschoben, haben sie dieses Ziel erreicht. Für Mark Streit hatten sie aber keine Verwendung, weshalb er direkt weiter nach Pittsburgh transferiert wurde.
Aus sportlicher Sicht braucht es das überhaupt nicht. Transfers könnten auch das ganze Jahr durch erlaubt sein, die sportliche Ausgangslage der Teams würde sich nicht ändern. Die Trade Deadline ist ein reines Medienspektakel. Kanadische Sportsender senden am sogenannten Deadline Day den ganzen Tag, was so passiert. Und in den sozialen Medien geht durch allerlei Gerüchte von früh bis spät die Post ab – auch wenn gar nichts passiert.