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In den Siebzigerjahren war der FC Basel zwar fussballerisch ein Spitzenclub, aber finanziell ein Bettler. Die Chemischen – so nannte man damals Roche, Ciba und Geigy – wollten von diesem proletarischen Sport nichts wissen und unterstützte, wenn überhaupt, den Breitensport. Heute stolpern die Vertreter der Pharma übereinander, wenn es um den FCB geht; und wer am Rheinknie etwas gelten will, der zeigt sich bei den Heimspielen des FCB im Joggeli.
Lange war Sport entweder Körperertüchtigung fürs Volk oder Wochenendunterhaltung für die Massen. Heute ist der Spitzensport fest in den Händen der Superreichen. Einer der bekanntesten Sportjournalisten der Gegenwart, Simon Kuper, spricht in der «Financial Times» von einer «Plutokratisierung» des Spitzensports:
Dass Unternehmer als Patrons von Fussballclubs auftreten, hat Tradition. GC beispielsweise wurde lange von Walter Schöller mitfinanziert, Xamax Neuenburg von Gilbert Faccinetti. Doch die Beträge, die damals flossen, sind im Vergleich zu heute Peanuts. Erst in den Neunzigerjahren begann das grosse Geld in den Spitzensport zu fliessen. Schuld daran waren die beiden Medien-Tycoons Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi.
Die beiden hatten entdeckt, dass die Kombination von Spitzensport und Privatfernsehen einer Lizenz zum Gelddrucken gleich kam. Für Sex und Fussball war auch der Mann von der Strasse bereit, das Portemonnaie zu zücken. Nichts illustriert dies besser als der Aufstieg der FIFA in den letzten Jahrzehnten. Als Sepp Blatter Mitte der Siebzigerjahren in die Dienste der Fifa trat, arbeitete eine Handvoll von Mitarbeitern in unauffälligen Büros an der Zürcher Bahnhofstrasse. Sein jetziges Büro, das er wohl bald verlassen muss, befindet sich in einem 200-Millionen-Bau am noblen Zürichberg.
Europäische Spitzenclubs sind begehrte Trophäen von arabischen Ölscheichs, russischen Oligarchen und amerikanischen Investoren geworden. Und in Clubs, die nicht verkäuflich sind wie der FC Bayern, sind die Vorstände bestückt mit Spitzenvertretern aus Wirtschaft und Politik. Von Arbeiterclubs, wie es etwa der FC Zürich lange zu sein vorgab, spricht heute kein Mensch mehr.
Auch der Besuch eines Fussballspiels hat sich völlig verändert. Früher trafen sich vorwiegend Männer in eher tristen Stadien, verspeisten eine Pausenbratwurst, tranken Bier und schimpften über die Spieler, wenn sie zu wenig rannten. Heute werden Fussballstadien von Spitzenarchitekten gebaut. Die Spiele sind Events geworden, mit Unterhaltung vor und in der Pause des Spiels. In den VIP-Lounges werden Canapées gereicht und Champagner geschlürft. Diese Tendenz dürfte sich noch verstärken, denn inzwischen wollen auch die Asiaten, vor allem die Chinesen, ins Geschäft mit dem Spitzensport einsteigen.
Simon Kuper macht jedoch maliziös darauf aufmerksam, dass die Superreichen den Spitzensport zwar kaufen können, aber trotzdem stets Zuschauer bleiben werden. «Die besten Athleten werden immer noch aus den ärmeren Schichten kommen», schreibt er. «Wer wirklich gut werden will, muss von Kindsbeinen auf ohne Unterbruch üben, wie Schulaufgaben machen oder auf der Geige zu üben. Alles, welches das 1 Prozent beitragen kann, ist deshalb zuzuschauen.»