Teenager-Mädchen, die ein gutes Verhältnis mit ihren Eltern – besonders mit der Mutter – haben, warten länger bis zu ihrem ersten Mal. Zu diesem Befund kommt ein Forschungsteam des Medizinischen Zentrums der Erasmus-Universität in Rotterdam.
«Mädchen sehen ihre Mutter häufig als Rollenmodell. Das erklärt möglicherweise, warum der Einfluss von Müttern auf Töchter stärker ist.»
Raquel Nogueira Avelar e Silva
Bei Töchtern, die nach eigenen Angaben gut mit ihrer Mutter auskommen, liegt die Wahrscheinlichkeit etwa um die Hälfte niedriger, dass sie vor dem 16. Geburtstag mit Sex anfangen. Die Beziehung zum Vater spiele dagegen keine vergleichbare Rolle.
«Mütter sind in den Niederlanden diejenigen, die sich am meisten um die Erziehung der Kinder kümmern», sagt Studienautorin Raquel Nogueira Avelar e Silva. «Und sie sind auch oft diejenigen, die sowohl ihre Töchter wie auch ihre Söhne sexuell aufklären. Mädchen sehen ihre Mutter häufig als Rollenmodell. Das erklärt möglicherweise, warum der Einfluss von Müttern auf Töchter stärker ist.»
Kein Effekt bei den Söhnen
Bei den Söhnen sei der Effekt kaum feststellbar und jedenfalls statistisch nicht signifikant: Die Beziehung zu den Eltern habe nahezu keinen Einfluss auf den Zeitpunkt ihrer ersten sexuellen Erfahrung. Möglicherweise liege das daran, dass Söhne sich eher durch ihre Väter beeinflussen liessen, die aber oft durch Abwesenheit glänzten.
Langzeit-Untersuchung
Die Studie beruht auf Daten aus dem «Jeugdmonitor Rotterdam», einer Langzeit-Untersuchung zu Gesundheit und Verhalten von Jugendlichen in Rotterdam und Umgebung. Jugendliche und Eltern füllten jeweils zweimal einen Fragebogen aus – einmal, als die Kinder 12 waren und dann nochmals zwei Jahre später. Insgesamt wurden rund 3000 Jugendliche an 76 Schulen befragt.
«Wenn Eltern wissen, mit wem ihr Kind unterwegs ist und wo es sich aufhält, ist die Chance kleiner, dass es früh mit Sex anfängt.»
Raquel Nogueira Avelar e Silva
Der Zeitpunkt der ersten sexuellen Begegnung ist deshalb von Belang, weil Jugendliche, die ihr erstes Mal später erleben, in aller Regel eine gesündere sexuelle Entwicklung durchlaufen. Ihr Risiko, sich eine Geschlechtskrankheit zuzuziehen, ist geringer als bei frühreiferen Teenagern. Dasselbe gilt für ungewünschte Schwangerschaften. Der Grund dafür liegt unter anderem darin, dass diese Jugendlichen oft besser über die Risiken von ungeschütztem Sex informiert sind.
Die Wahrscheinlichkeit für frühen Sex liege bei Kindern aus Ein-Eltern-Familien oder Scheidungsfamilien dreimal höher als bei jenen, die bei beiden biologischen Eltern wohnten, erklärt Nogueira. Wenn Eltern dagegen wüssten, «mit wem ihr Kind unterwegs ist und wo es sich aufhält, ist die Chance kleiner, dass es früh mit Sex anfängt.»
Acht Prozent der untersuchten Jugendlichen hatten zwischen 12 und 14 ihren ersten Geschlechtsverkehr. Im Schnitt sind niederländische Jugendliche bei ihrem ersten Mal 16 Jahre alt, und zwar sowohl Mädchen wie Jungen. Dies sei ein Vorteil, stellt Nogueira fest.
Es bedeute nämlich auch, «dass Jugendliche hier weniger Geschlechtskrankheiten haben und dass die Niederlande die tiefste Quote von Teenager-Schwangerschaften weltweit aufweisen.» Der Grund dafür sei allerdings nicht nur das enge Band zwischen Mutter und Tochter, sagt Nogueira, sondern auch die intensive sexuelle Aufklärung an den Schulen.
(dhr)
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Die beliebtesten Kommentare
Stinkstiefel
04.12.2016 22:58registriert Juni 2015
Sorry fürs Klugscheissen, aber ein Vorbild ist auf deutsch kein "Rollenmodell".
Das Wort gibt's (in diesem Zusammenhang mindestens) nicht.
"Die Beziehung zu den Eltern habe nahezu keinen Einfluss auf den Zeitpunkt ihrer ersten sexuellen Erfahrung. Möglicherweise liege das daran, dass Söhne sich eher durch ihre Väter beeinflussen liessen, die aber oft durch Abwesenheit glänzten."
So ideologisch blind kann eine Studie sein. Kann man bei Söhnen keinen Einfluss der Bindung zu den Eltern feststellen, faselt man was von Abwesenheit der Väter. Dieselbe Abwesenheit der Mutter führe bei Töchtern jedoch zu früherer Entjungferung...
Studien sind heutzutage halt vor allem da, um Ideologien zu propagieren.
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