Eine Klimaerwärmung um zwei Grad, das Ziel der baldigen Klimakonferenz von Paris, bedeutet laut einer Studie noch immer eine Gefahr für 130 Millionen Menschen wegen höheren Meeresspiegels. Eine Erwärmung um 4 Grad hätte ungleich schlimmere Folgen.
Eine Klimaerwärmung um 4 Grad Celsius wird einer neuen Studie zufolge weltweit 470 bis 760 Millionen Menschen in Küstenregionen gefährden. Aufbauend auf einer im Oktober veröffentlichten Studie mit Daten für die USA legt die US-Forschungsorganisation Climate Central in ihrer Untersuchung nun interaktives Kartenmaterial für die gesamte Welt vor.
Am stärksten trifft es demnach China, wo 145 Millionen Menschen in überflutungsbedrohten Regionen leben. Dort wäre auch der Effekt einer Erwärmung um nur 2 Grad am höchsten: Dann wären nur noch 64 Millionen Menschen gefährdet. In zwölf weiteren Nationen – darunter Indien, Bangladesch und Vietnam – müssten jeweils mehr als 10 Millionen Menschen dem Wasser weichen.
Zu den zehn am meisten gefährdeten Megastädten zählen Shanghai, Hongkong, Kalkutta und Mumbai. Auf interaktiven Karten können die verschiedenen Szenarien für alle Regionen der Welt betrachtet werden.
«Ein Anstieg des Meeresspiegels ist nichts, wovor man Angst haben müsste, weil er sehr langsam verläuft. Aber er ist etwas, um das man sich sorgen muss, weil er unser Land verschwinden lässt, inklusive der Städte», wurde Co-Autor Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zitiert.
Die Forscher legen bei ihren Karten einen Meeresspiegelanstieg von 7,4 bzw. 4,5 Metern zugrunde. Je nach Schadstoffausstoss werden diese Höhen in 200 bis 2000 Jahren erreicht, hiess es.
Schon jetzt habe der Meeresspiegelanstieg von global rund 20 Zentimetern seit 1901 drastische Auswirkungen selbst in Industrieländern, sagte Katja Frieler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Der Hurrikan «Sandy» führte 2012 zu einer riesigen Sturmflut in New York, die grosse Teile der Stadt überschwemmte.
Durch den höheren Meeresspiegel seien einer Studie zufolge gut ein Zehntel mehr Menschen sowie Wohneinheiten betroffen gewesen als ohne diesen Anstieg, so Frieler.
Der Meeresspiegel steigt nach Angaben des Weltklimarates mit zunehmender Geschwindigkeit, derzeit mit über drei Millimeter pro Jahr. Hauptgründe seien die Erwärmung des Meerwassers, das sich dadurch ausdehnt, sowie das Schmelzen des Gletschereises und der Eisschilde in Grönland und der Antarktis.
Die Klimaschutzziele, die auf dem Gipfel in Paris in einen internationalen Vertrag gegossen werden sollen, werden die gefährlichen Folgen des Klimawandels erst einmal nicht verhindern. Denn selbst wenn alle Länder ihre angekündigten Ziele vollständig umsetzen sollten, würde die Erdtemperatur immer noch um 2,7 Grad Celsius steigen. Deshalb braucht es künftig regelmässige Anpassungen der Reduktionsziele und noch grössere Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel. (sda/dpa)