So klang es zumindest immer in meiner Klasse. Weil wir genau wussten, dass wir jetzt für zwei Stunden an unseren futuristischen Holzskulpturen sägälän müssen. Und wieder mindestens drei Laubsägeliblätter brechen werden. Und dann muss man ein neues Laubsägeliblatt einspannen. Und das macht man dann mindestens zwei Mal, weils beim ersten Mal verkehrt drin ist.
Vielleicht war Werken auch gar nicht so schlimm. Vielleicht waren die Handarbeitsstunden, die «Handsgi», noch viel schlimmer. So genau erinnere ich mich an die Primarschulzeit nicht mehr. Aber meine Eltern. Die mussten meine Kunst schliesslich ehren und aufstellen und so tun, als fänden sie das Stück unförmigen Ton, angemalt in den grässlichsten Blautönen, das Schönste überhaupt. Und mein Mami musste auch meinen krummen Schal im Winter anziehen. Auch wenn er nicht warm hielt, weil ich 20 Zentimeter genug lang für einen Schal fand. Aber egal. Alles musste benutzt werden. Es war schliesslich von mir. Von ihrer Erstgeborenen!
Umso erstaunter war ich, als ich zuhause auf dem Estrich meinen Kram gesucht habe, um in dieser Geschichte damit zu blöffen – und Mami und Papi mir mitteilten, dass «das Züg scho lang im Müll isch». Wie konnten sie nur.
Etwas hat allerdings überlebt. Dieser Kübel. Schaut, wie perfekt er ist.
Bewundert mein Schaffen: Feinste Handarbeit! Und dieses Farbenspiel! Diese wunderbar harmonierenden Grüntöne!
bild: watson
Ich habe keine Mühen und Kosten gescheut, sogar die Innenverkleidung wurde angemalt!
bild: watson
Anna R., von einigen auch A. Rothenfluh genannt, über meine Kübelkunst:
«Weisst du, warum der Kübel überlebt hat? Weil man einen Kübel schlecht in einen Kübel tun kann.»
Pfff. Schauen wir uns doch mal an, was die kleine Anna im Werkunterricht gezaubert hat.
Das:
bild: watson
Ein Kaugummiautomat soll das sein. Als die kleine Anna das gewerkelt hat, war sie aber erst 29 Jahre alt oder so, daher können wir ihr dieses Ding noch verzeihen.
bild: watson
Anna über ihre Arbeit:
«Echt grausig. Und dafür hab ich mir mit dem Spachtel den Daumen aufgeschnitten. Man sieht die Narbe heute noch. Und ich war nicht 29! Ich war zwölf.»
Abgesehen von Anna scheinen die watson-Mitarbeiter sonst sehr begabte Kinder gewesen zu sein, wie eine kurze Recherche in den Kellern und Estrichen ihrer Eltern ergeben hat.
Kann ein Bilderrahmen noch lauter «1995» schreien?
bild: watson
Viktoria W. über ihr Werk:
«Das ist 3D-Kunst. Siehst du es? Die Würstchen sind gerollt. Futuristisch, hä?»
Von dem selben stylischen Kind stammt übrigens auch dieses kritische Selbstportrait:
bild: watson
Und dieses Nadelkissen, das sie im Alter von nur fünf Jahren gezaubert hat. Ein wahres Talent! (Anm. an meine Mutter: Siehst du Mami, Viktorias Mutter hat den Kram ihres Kindes behalten, nicht so wie du!!)
bild: watson
Weniger begabt: Viktorias älterer Bruder, dessen Namen wir aus Rücksicht verschweigen.
bild: watson
Apropos Loro. Guckt, was seinen Künstler-Händen entsprungen ist:
bild: watson
Wooooow!
bild: watson
Aber was ist es, Loro?
«Es ist eine Muschel! Eine Muschelschale. Für Früchte zum Beispiel. ‹Schale, Unico, Muschel. Ton, Glasur. Preis: 350 Franken› – falls Kenner unter unseren Usern sein sollten ...»
Eine weitere Skulptur von Loro da Vinci: Caesar.
bild: watson
Eine Pracht.
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bild: watson
Auch nicht zu verachten: Das Fensterbild der kleinen Noemi, das schon sein 20-jähriges Jubiläum am Küchenfenster gefeiert hat.
bild: watson
Und das «Nilpfi» von Loros Mama, das noch älter ist!
bild: watson
Zum Abschluss: Ein Klassiker. Vermutlich ein Briefhalter, Datum unbekannt. Künstler möchte anonym bleiben. Aus Gründen.
Bild: watson
Mehr Geschichten von früher: «Miiinchia, das ist ja voll 90er – vor 20 Jahren waren diese Dialoge der absolute Burner»
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Miiinchia, das ist ja voll 90er – vor 20 Jahren waren diese Dialoge der absolute Burner
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Die beliebtesten Kommentare
Ylene
11.04.2016 14:26registriert Januar 2016
Meine Eltern haben alle meine 'Kunstwerke' entsorgt - und ich kann es ihnen überhaupt nicht verübeln. Zum besseren Verständnis meines künstlerischen 'Talents':
Als mein Sohn 4 war, habe ich ihm in einer Pizzeria einen Elefanten auf sein Tischset gezeichnet. Danach kam der Kellner:'Oh schön! Ist das ein Hund?' Sohn leicht empört (danke, Sohn):'Nein, ein Elefant.' Kellner:'Ja natürlich, das hast du aber toll gemacht!' Schnappt sich die Zeichnung und hängt sie neben dem Eingang zur Küche auf! Ich musste dem Nachwuchs gut zureden, damit er schweigt... Zum Glück haben sie da jetzt renoviert.
Mal ganz ehrlich liebe Mütter & Väter. Die Fensterbilder kleben doch nur seit über 15 Jahren an den Fenstern, weil ihr sie einfach nicht mehr wegbringt.
Danke Lina für das aufreissen von alten Wunden... Ich erinnere mich noch wie wir im Handwerksunterricht ein Pyjama nähen mussten und in denen an der Handwerksausstellung zu "who let the dogs out" einen Tanz (wenn man das so nennen konnte) aufführen mussten. Zum Glück gab es damals noch keine Handy's mit Videofunktion. :D
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