Bei Apple hätte es am Ende traditionell geheissen «One more thing» – das Beste oder Aufregendste halten sich Hardware-Präsentatoren oft für den Schluss auf. Auch Logitech hatte sich für seine gut einstündige Demonstration im Berliner LVL-Eventcenter für dieses Prozedere entschieden. Dabei lüftete das Unternehmen den Schleier von einem Gerät namens «Logitech G Cloud Handheld», zu dem es vor dieser Minimesse bereits einen Leak gegeben hatte.
Der Hersteller bestätigte damit, dass es sich um eine Handheld-Spielkonsole handelt, die auf den ersten Blick ein wenig an Nintendos Switch erinnert. So findet man auf der Oberseite neben dem 16:9 LCD-Touch-Display zwei Analogsticks, ein D-Pad und vier Standard-Buttons zum Zocken (A, B, X, Y). Vier Triggertasten runden das Gesamtbild der Konsole ab.
Allerdings gibt es zwischen beiden Geräten natürlich erhebliche Unterschiede, denn Logitechs tragbare Konsole ist vor allem fürs Cloud-Gaming gedacht. Das heisst, die Games werden nicht über Datenträger auf den Handheld gebracht, sondern über eine aktive Internetverbindung abgespielt.
Das mit einem 7-Zoll grossen 1080p-Bildschirm (60 HZ) ausgestattete Gaming-Device soll einen 6.000 mAh-Akku besitzen, der bis 12 Stunden lang für Energie sorgt. Das Ladegerät soll laut Hersteller in der Lage sein, die volle Kapazität in zweieinhalb Stunden wiederherzustellen. Die wichtigste Frage ist jedoch: Was soll man darauf spielen? Die Antwort ist spannend, denn als Partner hat sich Logitech mit Microsoft/Xbox und Nvidia zwei Streaming-Grössen an Bord geholt und auch der chinesische Spielegigant Tencent (u. a. Riot Games, League of Legends) unterstützt das Gerät.
Microsoft pusht das Thema Cloud-Gaming schon seit einiger Zeit und so wird die entsprechende Verbindung zum Xbox Cloud Gaming beim Kauf des «G Cloud Handhelds» als Web-Link vorinstalliert sein. Für Spieler, die Microsofts Game Pass bereits abonniert haben, eröffnen sich sofort enorme Spielewelten, mit Hunderten von Games, die in der Cloud gezockt werden können. Ähnlich verhält es sich mit Nvidias «Geforce Now», nur dass hier das Spielangebot im Vergleich zum Game Pass qualitativ deutlich hinterherhinkt. Weitere Games lassen sich via Steam Link auf der Konsole zocken.
Ein weiterer Pluspunkt von G Cloud ist, dass die Konsole sich auch als Android-Tablet nutzen lässt. Weitere Spiele werden sich dementsprechend über eine Anbindung an Googles Play Store auf den Handheld bringen lassen – wer lieber Mobile Games zockt, wird dieses Angebot definitiv zu schätzen wissen.
Einen Haken hat das Ganze aber dennoch: Fürs Zocken wird man wohl in aller Regel ein sehr stabiles WLAN-Netzwerk benötigen, denn mit einer SIM für mobiles Gaming lässt sich das G Cloud nicht ausrüsten.
Technisch ist das 463 Gramm leichte Gerät nicht allzu üppig ausgestattet, da es wegen des Streamings nicht so leistungsstark sein muss wie zum Beispiel das Steam Deck. Angetrieben wird es von einem Qualcomm Snapdragon 720G, der zwei ARM Cortex-A76-Performance-Kerne mit Taktfrequenzen bis 2,3 GHz und sechs Cortex-A55-Effizienz-Kerne bei 1,8 GHz sowie eine Adreno 618 GPU besitzt. An die Seite gestellt sind dem CPU-Herz 4 GB LPDDR4X-RAM und 64 GB Flash-Speicher, wobei sich dieser durch eine microSD-Speicherkarte erweitern lässt.
Der Handheld enthält ausserdem zwei Stereolautsprecher für den Spielsound, der sich wahlweise auch über ein Headset ausgeben lässt, das via 3,5 mm Miniklinke bzw. USB-C oder Bluetooth (5.1) angeschlossen wird. Das «G Cloud» soll am 17. Oktober 2022 zum Preis von 349 Dollar in den Handel kommen, allerdings zunächst nur in den USA. In Europa soll der Marktstart später erfolgen. Zum Vergleich: Die Nintendo Switch Lite kostet aktuell weniger als 200 Franken.