Vom 5. bis zum 7. Juni 2012 fand in den USA zum 18. Mal die Spieleneuheitenmesse «Electronic Entertainment Expo» statt. Rund 45'700 Besucher waren damals vor Ort und viele von ihnen schwärmten vor allem von einem Spiel: «Star Wars 1313». Denn das von Lucas Arts entwickelte Action-Abenteuer widmete sich den jungen Jahren des legendären Kopfgeldjägers Boba Fett und sollte auf Coruscant spielen – einem Planeten, der nur aus einer einzigen gigantischen Stadt besteht, die sich wiederum in einigen Bereichen bis zu 5100 Stockwerke ins Erdreich erstreckt. Die Handlung selbst sollte sich auf Untergrundebene 1313 entfalten (daher auch der Name) und Spieler mit jeder Menge packend inszenierter Kämpfe konfrontieren, die ihrerseits einen Schwerpunkt auf den Einsatz von Waffen und Gadgets legten.
«Krieg der Sterne»-Fans in aller Welt fieberten «Star Wars 1313» sehnlichst entgegen, wurden dann allerdings bitter enttäuscht als Disney 2012 LucasFilm aufkaufte und im Frühjahr des Folgejahrs alle Projekte der Spieledivision LucasArts einfror. Ob «Star Wars 1313» jemals ein Revival feiert, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur schwierig sagen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Fan-Community ein Wiederauferstehen des Spiels mehr als nur begrüssen würde, besteht aber noch ein Fünkchen Hoffnung. Spannend für Fans: Erst Ende Januar 2022 tauchte neues, teils jedoch noch sehr unfertiges Gameplay-Material auf, das Boba Fett beim Erkunden eines Marktplatzes zeigt und dann in rasanten Kletterpassagen mündet. Doch seht selbst:
Als Ubisoft im November 2011 aus heiterem Himmel Bewegtbildmaterial zu «Tom Clancy’s Rainbow 6: Patriots» im Netz präsentierte, staunte die Gaming-Welt nicht schlecht. Zwar handelte es sich lediglich um eine visualisierte Konzeptidee, die jedoch schaffte es gleich mehrmals, den Zuschauer emotional aufzuwühlen. Aber auch der wenig später bekannt gewordene Plot klang nach einer spannenden Grundlage für einen neuen Taktik-Shooter. Im Fokus standen die sogenannten True Patriots. Der populistischen Terrorgruppe ist die Korruption an der Wall Street und die damit verbundene wirtschaftliche Ungleichheit ein riesiger Dorn im Auge, weshalb sie nun gezielt Exempel an denjenigen statuieren, die sie für verantwortlich halten. Um die daraus resultierende Welle aus Gewalt und Chaos zu stoppen, wird Team Rainbow nach New York abberufen, um die Terroristen auszuschalten – koste es, was es wolle.
«Rainbow 6: Patriots» verschlingt drei Jahre Entwicklungszeit und wird teils kontrovers diskutiert, in der oben präsentierten Form aber nie fertiggestellt, da sich einige Ideen hinsichtlich zerstörbarer Umgebungen auf den ursprünglich anvisierten Plattformen technisch nicht umsetzen lassen. Die Folge: Als sich der Generationswechsel hin zu PS4 und Xbox One abzeichnet, wird das Single-Player-lastige «Patriots» komplett umkonzipiert und in den Multiplayer-Shooter «Rainbow Six Siege» transformiert – ein Spiel, das heute mehr als 70 Millionen registrierte Spieler vorweisen kann und mit «Rainbow Six Extraction» erst kürzlich ein interessantes Koop-Spin-Off hervorgebracht hat.
Wer den Namen «StarCraft» hört, denkt sofort an rasante Echtzeit-Strategie und heiss umkämpfte E-Sport-Turniere. Zu Beginn der 2000er-Jahre wollten Blizzard Entertainment und Nihilistic Software der Welt jedoch beweisen, dass dieses faszinierende Erzähluniversum sich auch wunderbar als Setting für ein Stealth-Action-Spiel eignet. Die Grundidee von «StarCraft Ghost»: Im Kampfanzug der terranischen Agentin Nova hatten Spieler die Aufgabe, verdeckte Operationen gegen eine Rebellengruppe namens Koprulu Liberation Fron durchzuführen. Was als vergleichsweise einfacher Auftrag beginnt, deckt dann aber nach und nach die Hintergründe einer Galaxie-umspannenden Verschwörung auf. «StarCraft Ghost» sollte spannende Schleich-Action mit futuristischen Gadgets und allerlei Fahrzeug-Sequenzen kombinieren und obendrein einen spassigen Mehrspieler-Modus mit einer Handvoll Spielvarianten bieten.
Das Licht der Spielwelt erblickte allerdings auch dieser Titel nie. Geht’s nach Mitarbeitern von Nihilistic Software, dann war ein Grund der, dass Blizzard immer noch mehr neue Features ergänzen wollte, was wiederum Zeitpläne massiv verzögert. Aber auch Blizzards Online-Rollenspiel «World of Warcraft» trug seinen Teil zum Aus bei, denn durch den bombastischen Start wurden immer mehr Entwickler-Ressourcen für das MMO benötigt. Zwar gilt die Entwicklung von «StarCraft: Ghost» längst als gestoppt. Durch den Aufkauf von Activision Blizzard durch Microsoft ist es aber nicht ganz ausgeschlossen, dass eventuell doch noch mal Bewegung in die Sache kommt.
«Prey 2» entstand in den frühen 2000er-Jahren bei den Human Head Studios in Madison, Wisconsin, und sollte die 2006 etablierte Shooter-Marke von 2K Games mit neuen Twists fortsetzen. Statt wie in Teil eins in die Haut von Cherokee-Indianer Tommy zu schlüpfen, war man diesmal jedoch Kopfgeldjäger Kilian, der sich zu Spielbeginn in der riesigen Alien-Metropole namens Exodus wiederfand. Was genau ihn dort hinverschlagen hat und wie all das mit Teil eins zusammenhängt, sollte im Verlauf der Kampagne erklärt werden. Neben einer komplexen Story planten die Macher haufenweise futuristische Waffen und Gadgets (beispielsweise Raketenstiefel), jede Menge Rollenspiel-Elemente und ein weitreichendes Reputationssystem.
«Prey 2» zeigte viel Potential, litt Berichten zufolge jedoch unter der sich im Laufe der Zeit verschlechternden Beziehung zwischen Entwickler Human Head und Publisher Bethesda. Das Ganze ging letztendlich sogar so weit, dass Bethesda den Arkane Studios («Dishonored») die Projektleitung übertrug und diese einen kompletten Neustart wagten. Daraus wiederum entstand der am 5. Mai 2017 veröffentlichte First-Person-Shooter «Prey» – ein tolles Spiel, das mit Teil eins bis auf den Namen aber wenig Gemeinsamkeiten aufweist.
Der japanische Entwickler Platinum Games ist spätestens seit «Bayonetta» und «Vanquish» ein Garant für perfekt durchchoreografierte Actionspiele mit schicker Optik und coolen Protagonisten. Mit dem 2014 angekündigten «Scalebound» wollte das Team rund um Game Director Hideki Kamiya diese Stärken erstmals mit Rollenspiel-Elementen kombinieren und das Ganze gleichzeitig so gestalten, dass es möglichst viele Spieler anspricht. Zugpferd in dieser Gleichung sollten Schwertkämpfer Drew und sein Drachenfreund Thuban werden, die sich im Laufe der Geschichte mit allerlei verrückten Monstern herumschlagen, während sie gleichzeitig immer neue Regionen der nicht linear angelegten Welt Draconis kennenlernen.
Spielmechanisch interessant: Auf Knopfdruck konnte man den sogenannten «Dragon Link» aktivieren und Drache Thuban direkt steuern. Eben diese enge Verbindung zwischen den Protagonisten ging jedoch auch mit einer grossen Gefahr einher: Starb Thuban, tötete dies immer auch Drew – und umgekehrt. «Scalebound» war zunächst exklusiv für Xbox One geplant, sah optisch überaus vielversprechend aus und sollte obendrein über einen 4-Spieler-Online-Koop-Modus verfügen, den die Entwickler auf der E3 2016 erstmals präsentierten (siehe Trailer). Das Spiel machte viele Genre-Fans neugierig, wurde am 9. Januar 2017 aber dennoch auf Eis gelegt. Laut Xbox-Chef Phil Spencer von Microsoft, weil es die hohen, im Vorfeld geschürten Erwartungen nie vollends erfüllen konnte. Geht’s nach Inaba Atsushi von Platinum Games, würde man die Entwicklung dennoch wieder aufnehmen wollen, sollte Rechteinhaber Microsoft dies eines Tages wünschen.