Im «Vermächtnis der Bretonen» dreht sich, wie es der Name schon verrät, alles um das Volk der Bretonen. Es könnte sogar sein, dass du seit deiner Charaktererstellung am Anfang selbst bretonischer Herkunft bist – Voraussetzung für die Inhalte ist das aber nicht. Ehrlich gesagt erscheint das auf Adel fussende Volk auf den ersten Blick etwas unscheinbar. Für ein Fantasy-Spiel schon fast gewöhnlich. Vielleicht ist aber genau das der Grund, weshalb die Entwickler dieses Mal den Fokus genau auf diese Menschen gelegt hat.
Spätestens mit dem ab Juni 2022 starteten Kapitel «High Isle» sollen Spieler die Möglichkeit bekommen, die ritterlichen Bräuche der Bretonen kennenzulernen. Hier ist auf jeden Fall nicht alles Gold, was glänzt und so manche politische Intrige, die im Hintergrund gesponnen wird, gerät an die Oberfläche.
Im Laufe der politischen Geschichte, die nach Angaben des Creative Directors Rich Lambert gut 30 Stunden umfasst, eröffnet sich den Spielern ein grosses neues Areal, das bisher noch nie von Spielern betreten wurde. Die Architektur der wohlhabenden Bretonen im Systren-Archipel unterscheidet sich stark von allem, was man bisher in «The Elder Scrolls Online» entdecken konnte. Das Gebiet der gut Betuchten ist überraschend gross und besticht durch seine besonderen Bauwerke sowie die abwechslungsreiche Flora und Fauna.
Auf der namensgebenden Hochinsel flanieren die gut betuchten Bretonen, wenn sie einen kleinen Urlaub geniessen wollen. Alles dort wirkt schon fast surreal, wenn man sich im Vergleich dazu die Gefängnisinsel Amenos ansieht, die ebenfalls Teil der Erweiterung ist. Dort wartet unter anderem das beeindruckende Open Air Gefängnis auf dich, das du nur schwer übersehen kannst. Aber auch die Tournament Fiels und der Regenwald sind einen Abstecher wert. Die Entwickler haben sich Mühe gegeben, das seit Jahren funktionierende «The Elder Scrolls Online»-Prinzip mit neuen Elementen zu verbinden. Auf den ersten Blick scheint das hier auch gut zu funktionieren.
Die gegensätzlichen Inseln Hochinsel und Amenos zeigen schon allein in ihrer unterschiedlichen Optik, dass bei den Bretonen nicht alles so perfekt läuft, wie es auf den ersten Blick erscheint. Jede Insel wird von einer Familie regiert, die gänzlich unterschiedliche Erwartungen und Ziele hat. Und auch ein abscheulicher Krieg spielt in der politischen Geschichte voller Intrigen eine Rolle – und das, obwohl Hochinsel eigentlich ein neutraler Boden ist, in dem der sogenannte Krieg der Drei Banner keine Rolle spielen sollte. Dazu kommt, dass das gesamte Gebiet scheinbar vulkanischen Ursprungs ist, was den Boden zu einer brodelnden Zeitbombe macht. So wirkt es zumindest, denn an manchen Orten sind Vulkanschlote zu sehen, die möglicherweise ausser Kontrolle geraten und alles zerstören. Das wird vermutlich nicht so kommen, denn sonst wäre das hier neu eingeführte Gebiet mit den zwei Inseln unbetretbar und für spätere Missionen nicht nutzbar. Aber eine interessante Mission steckt da trotzdem dahinter.
Die meisten Spieler von «ESO – High Isle» werden sich wohl nicht nur für politische Diskurse an den Tisch setzen, sondern auch für das Kartenspiel mit dem Namen Ruhmesgeschichten. Es soll laut Creative Director Rich Lambert ein bisschen an die Kneipenspiele erinnern, die Piraten zu jener Zeit als Freizeitbeschäftigung gemacht haben und nun ihren Weg zu «ESO» finden. Ausserdem ist es inspiriert von vielen physischen Kartenspielen, die auf der ganzen Welt bekannt sind. Er selbst sei beispielsweise grosser «Dominion»-Fan, was vermutlich auch Einfluss auf die Entwicklung von Ruhmesgeschichten hatte.
Im Kartenspiel herrschen einfache Regeln: Jeder Spieler bekommt ein vorgefertigtes Deck, in dem sich Karten mit Gold-Wert, Effekten, Ruhm- und Machtpunkten befinden. Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Karten miteinander zu kombinieren, um am Ende ganz viel Ruhm zu ernten. Denn wer am Ende über den meisten Ruhm verfügt, gewinnt.
Im Spiel ist Gold definitiv zum Ausgeben da, denn: Goldkarten werden dazu verwendet, mächtige Karten mit Effekten auszuspielen, die den Spielern im wahrsten Sinne des Wortes Macht verleihen und in der Mitte des Tisches platziert werden. Die so demonstrierte Macht verwandelt sich am Ende eines jeden Spielzugs in Ruhmpunkte, die zum Gewinnen benötigt werden.
Im Gespräch mit den Entwicklern hiess es, dass die ersten Duelle natürlich noch recht einfach sein werden. Klar, niemand möchte schliesslich direkt zu Beginn verzweifeln. Doch im Laufe der Zeit soll es auch möglich sein, härtere Gegner herauszufordern. Die einfachen Spielregeln bleiben dabei natürlich erhalten, dank verschiedener Spieldecks können aber auch unterschiedliche Strategien entstehen, die für Abwechslung sorgen sollen. Manche Spieler sind beispielsweise eher der offensive Typ, während andere Duellanten eher defensiv spielen, um mit unerwarteten Überraschungen zu gewinnen.
Ruhmesgeschichten stellen im Übrigen nicht nur einen netten Zeitvertreib dar, sie belohnen Spieler auch mit wertvollen Gegenständen, die es teilweise nur dort zu gewinnen gibt. Sammlerstücke wie Ausrüstungsgegenstände oder auch Dekomaterial für das virtuelle Eigenheim winken hier als Preise. Deshalb lohnt es sich, die Karten auf den Tisch zu legen und die KI oder andere Spieler zu einem Duell um Ruhm und Reichtum herauszufordern.
«High Isle» beleuchtet als spielerischer Mittelpunkt des jahresumfassenden Abenteuers «Vermächtnis der Bretonen» das namensgebende Volk. In den letzten Jahren ging es um Höllenfürsten und Drachen: Politik als Grundthema klingt dagegen geradezu ein bisschen trocken, aber zusammen mit den Fantasy-Elementen der «The Elder Scrolls Online»-Welt ist daraus eine interessante Hintergrundgeschichte geworden, die vor allem Veteranen mögen werden. Nicht jeder Fantasy-Fan kann allerdings mit Politik etwas anfangen, daher ist das «Vermächtnis der Bretonen» vielleicht nicht für jeden der beste Startpunkt im MMO.
Ruhmesgeschichten hat auf jeden Fall das Potential dazu, strategisch anspruchsvollere Duelle zu bieten – zumindest, wenn die KI entsprechend clever mitspielt oder du einen menschlichen Gegenspieler hast. Ob das Kartenspiel ein Grund ist, mit «The Elder Scrolls Online» anzufangen, muss wohl jeder selbst wissen. Spass hat das Kneipenspiel aber auf jeden Fall gemacht. Zudem haben die Entwickler auch Spielinterne Turniere angekündigt, die für viele Spieler sicher ein Grund sind, viel zu üben.