Der Vergleich von Weltraumschmuggler Han Solo und der Heldin des jüngst beim Xbox Showcase in Los Angeles offiziell enthüllten «Star Wars Outlaws» liegt denkbar nahe. Die von der kanadischen Schauspielerin Humberly González verkörperte Kay ist zwar etwas jünger, führt aber ebenfalls zwielichtige Aufträge für Verbrechersyndikate aus und spürt zunehmend den Atem des Imperiums im Nacken.
Kay will das alles aber eigentlich hinter sich lassen und bloss in Frieden und Freiheit leben. Doch das dafür notwendige Kleingeld lässt sich auf legalem Wege nun mal schlecht verdienen. Dieser etwas seltsam anmutende Freiheitskampf bildet das erzählerische Zentrum von «Outlaws», das zeitlich zwischen Episode V und VI angesiedelt ist. Insbesondere in spielerischer Hinsicht bietet das Open-World-Abenteuer allerdings weitaus mehr.
Ähnlich wie Chewbacca ständig an der Seite von Han Solo ist, hat auch Kay einen befellten Begleiter. Nix heisst das putzige Wesen, das ein bisschen wie eine Mischung aus Eidechse und Critter aussieht. Sprechen kann Nix nicht, folgt Kays Anweisungen aber aufs Wort. In den Passagen zu Fuss befiehlt Kay ihm, Gegner anzugreifen oder abzulenken. Das Vieh kann auch Knöpfe drücken, Heilpakete oder auch von Gegnern fallengelassene Waffen apportieren. Nix hat aber allein schon optisch das Zeug, zu einem zweiten BD1 aus «Star Wars Jedi» zu werden, also der heimliche Star des Spiels. Ob offensiv oder heimlich? Beides ist möglich. Nahkampf-Takedowns und ein Betäubungsmodus des Blasters erlauben sogar ein nicht-tödliches Vorgehen. Gut so, sympathische Helden dürfen nicht zwingend zum Mörder werden!
Wenn es Kay etwa gelingt, den Unterschlupf des gerade ausgeraubten Pykes-Syndikats unbemerkt zu verlassen, kommt es nicht zu der Speeder-Verfolgung, wie sie in der Gameplay-Demo zu sehen ist. Womöglich sinkt dann nicht mal Kays Ruf bei den Pykes, was sich positiv auf die spätere Auftragslage auswirken könnte oder das Syndikat ihr sogar bei einer Verfolgungsjagd mit TIE-Fightern zur Hilfe eilt. Auch die Flucht vor dem Imperium zum Ende der Gameplay-Demo, bei der die vorläufige Neutralisierung der Fahndungsstufe entfernt an eine Flucht vor den Cops in «GTA» erinnert, kann komplett entfallen, wenn ihr der bestechlichen Beamtin Geld zusteckt.
Allen Konflikten wird man im finalen Spiel aber kaum entgehen können, da Kay gewiss immer wieder mal die verschiedenen Kriminellen zwingend gegeneinander ausspielen muss und generell immer weiter auf der Most-Wanted-Liste des Imperiums nach oben klettert. Potenzial für spannende Konstellationen sind im Zuge dessen allemal vorhanden.
Die Entwickler von Massive Entertainment lassen auch im Interview keinen Zweifel daran, dass «Star Wars Outlaws» ein echtes Open-World-Spiel ist oder besser ein Spiel mit grossen offenen Gebieten, von denen man mit Kays Raumschiff Trailblazer etwa vom Mond Toschara in den Orbit aufsteigen und von dort aus zu Jabbas Heimatplanet Tatooine düsen kann. Gut, völlig nahtlos ist das nicht, Start und Landung sind interaktive Videosequenzen, die wir aber in Anbetracht der fantastischen Grafik mit einer schier unfassbaren Detailfülle verschmerzen können. Abseits dieser Mini-Einschränkung soll man das Outer Rim, also die Gebiete am Rande der Einflusszone des Imperiums, in jedem Fall sehr frei bereisen und sich in grossen Städten und üppigen Landschaften weitgehend grenzenlos bewegen können.
Wie viel Rollenspiel drinsteckt, dazu wollen die Entwickler auf Nachfrage nicht ins Detail gehen. Da sich auf Kays Schiff aber in jedem Fall auch eine Werkbank befindet, darf man mindestens mal von optischen Crafting-Optionen ausgehen. Den Skill, mit dem Kay in der Verfolgungssequenz auf dem Speeder die beiden feindlichen Fahrer markiert und dann automatisch abschiesst, dürfte man, ähnlich wie einen Greifhaken, aber erst freischalten müssen. Wir tippen aber auf einen eher realistischen Ansatz bei der Charakterentwicklung von Kay oder auch Nix, wenn man diesem etwa neue Tricks beibringt. Wir könnten uns sogar vorstellen, dass es hier keine klassischen Lernpunkte gibt. Aber wie bei so vielen unserer Fragen, wollen die Entwickler aktuell noch keine Details preisgeben.
«Star Wars Outlaws» sieht fantastisch aus und bietet mit Kämpfen zu Fuss, auf dem Speeder oder im Raumschiff massenhaft Action. Dass zumindest auch viele Situationen im Stealthmodus und in einer nicht-tödlichen Variante bewältigt können, ist eine zusätzliche Bereicherung, zumal diese Herangehensweise eher zur sympathischen Kay und ihrem gleichsam niedlichen wie nützlichen Begleiter Nix passt. Die Story bietet mit der immer tieferen Verstrickung in kriminelle Machenschaften und der zunehmenden Verfolgung durch das Imperium definitiv einiges Potenzial für eine spannende Geschichte. Viele Detailfragen bleiben noch offen, aber wir blicken positiv auf den Launch im Jahr 2024.