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Microsoft will Activision Blizzard für 70 Milliarden Dollar kaufen

Der Schweizer Online-Händler Brack nahm Titel von Activision Blizzard bereits aus dem Angebot.
Die «Call of Duty»-Reihe gehört in Zukunft zu Microsoft.Bild: Activision / Blizzard

Knall in der Game-Branche: Microsoft will Activision Blizzard für 70 Milliarden kaufen

18.01.2022, 17:4615.05.2023, 18:31
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Mega-Übernahme in der Spielebranche: Populäre Games wie «Call of Duty», «Diablo», «World of Warcraft», «Overwatch» und viele mehr sollen künftig von Microsoft kommen. Das heisst: PC- und Xbox-Spieler können künftig wohl auch Blizzard-Games mit Microsofts Spiele-Abo «Game Pass» spielen. Der Software-Riese hinter der Spielekonsole Xbox kauft dafür den Spieleanbieter Activision Blizzard für fast 70 Milliarden US-Dollar.

Microsoft ist bereit, für Activision Blizzard einen heftigen Aufpreis zu zahlen: Das Gebot von 95 Dollar je Aktie liegt gut 45 Prozent über dem Schlusskurs von 65.39 Dollar am vorherigen US-Handelstag am Freitag. Die Spielefirma werde damit insgesamt mit 68.7 Milliarden Dollar bewertet, wie Microsoft am Dienstag mitteilte.

Klage am Hals

Der umstrittene Chef von Activision Blizzard, Bobby Kotick, solle weiter an der Spitze der Spielefirma blieben, hiess es. Kotick war in den vergangenen Monaten nach Vorwürfen von sexueller Belästigung und Diskriminierung bei dem Unternehmen in die Kritik geraten. Unter anderem wurde ihm vorgehalten, nicht entschieden genug gegen Fehlverhalten von Managern eingeschritten zu sein.

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Activision Blizzard-Chef Bobby Kotick steht seit Monaten in der Kritik.Bild: keystone

Activision Blizzard war im Sommer vom US-Bundesstaat Kalifornien verklagt worden. Der Konzern habe eine sexistische Unternehmenskultur gefördert, bei der Frauen systematisch benachteiligt würden, kritisierte die für die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen in dem Bundesstaat zuständige Behörde DFEH. Die Firma wies die Vorwürfe zunächst weit von sich, beauftragte dann aber doch eine Anwaltsfirma mit der Aufklärung der Vorwürfe.

In der Industrie wurde auch immer wieder die Frage aufgeworfen, ob ein Neuanfang bei Activision Blizzard mit Kotick an der Spitze überhaupt möglich sei. Er hielt sich jedoch mit Rückhalt seines Verwaltungsrates fest im Chefsessel. Nach Abschluss der Übernahme soll Activision Blizzard nun Microsofts Spiele-Chef Phil Spencer unterstellt werden, der damit Koticks Boss wäre.

Microsoft wird zum Game-Giganten

Microsoft rechnet mit einem Abschluss des Deals bis Ende seines nächsten Geschäftsjahres, das bis Mitte 2023 läuft. Vorher muss unter anderem noch die Zustimmung der Wettbewerbshüter eingeholt werden. Die Aktie ging im frühen US-Handel am Dienstag zeitweise auf rund 83 Dollar nach oben, noch deutlich entfernt von den gebotenen 95 Dollar - was eine gewisse Skepsis der Anleger zeigt.

Microsoft, das bereits Spielestudios mit bekannten Titeln wie «Minecraft» unter seinem Dach hat, würde seine Marktposition mit Activision Blizzard deutlich stärken. Games der Firma locken monatlich knapp 400 Millionen Spieler an. Rund 245 Millionen davon entfallen auf den vor einigen Jahren übernommenen «Candy Crush»-Anbieter King. Bereits 2020 übernahm Microsoft Zenimax Media, die Konzernmutter von Bethesda Softworks und einigen anderen bekannten Spieleentwicklern. Zenimax ist mit seinen Studios für Spielehits wie «Doom», «Fallout» oder «The Elder Scrolls» verantwortlich und hat laut eigenen Angaben rund 2300 Mitarbeiter. Der Deal kostete Microsoft 7,5 Milliarden Dollar.

Die Spielebranche befindet sich aktuell in einem grossen Wandel. Zum einen verlagert sich mehr Geschäft von Konsolen und PCs auf Smartphones. Dort sind die Games meist zwar kostenlos zu spielen - viele Nutzer geben aber Geld für zusätzliche Inhalte oder Hilfen aus. Diese kleinen Beträge addieren sich angesichts der Grösse des Smartphone-Marktes zu beträchtlichen Summen.

Microsoft will zum Netflix für Games werden

Mit der Blizzard-Übernahme versucht Microsoft primär die Attraktivität seines Spiele-Abodienstes «Game Pass» zu erhöhen. Zum anderen gehört Microsoft zu den Plattform-Anbietern, die versuchen, Game-Streaming im Markt zu etablieren. Die Spiele laufen dabei eigentlich nicht auf den Geräten der Nutzer, sondern auf Servern im Netz. Das Modell bietet die Aussicht auf fortlaufende Abo-Einnahmen statt des einmaligen Verkaufs einer Konsole. Allerdings sind schnelle und reaktionsfreudige Internet-Verbindungen eine Grundvoraussetzung für das Modell, das bisher noch ein Nischenangebot ist.

Microsofts Geschäft mit der Xbox-Konsole wurde zuletzt - wie auch beim Konkurrenten Sony mit seiner Playstation - stark von den globalen Engpässen bei Chips und anderen Bauteilen gebremst. Xbox- und Playstation-Geräte der neuesten Generation sind mehr als ein Jahr nach der Markteinführung nach wie vor schwer zu bekommen.

Activision Blizzard profitierte wie auch andere Branchenplayer zeitweise von der Corona-Pandemie, in der Menschen mehr Zeit mit Videospielen und Smartphone-Games verbringen. Zuletzt verbuchte die Firma im Ende September abgeschlossenen Quartal ein leichtes Umsatzplus auf gut zwei Milliarden Dollar. Der Gewinn legte im Jahresvergleich um rund sechs Prozent auf 639 Millionen Dollar zu.

(oli/sda/awp/dpa)

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110 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Troxi
18.01.2022 18:36registriert April 2017
Ein kleines bis mittleres Erdbeben dürfte dies schon sein. Aber es steht ja noch der Entscheid der Wettbewerbskommission aus. Aber schon krass, dass Microsoft einfach mal so 70 Milliarden für einen Einkauf raushauen kann, als wäre dies das natürlichste der Welt.
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Imfall
18.01.2022 19:18registriert März 2016
Bin ich der einzige, der mit Smartphone oder Tablet Games nichts anfangen kann?

Neben den Werbeorgien und Free to Play (Pay to win) Games sind selbst die kaufbaren Titel nach kürzester langweilig und oftmals schlecht umgesetzt!
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Majoras Maske
18.01.2022 19:40registriert Dezember 2016
Ich sehe diese Monopolisierung in der Gameindustrie kritisch. Aber andererseits hat es dass auch schon früher gegeben - mit dem Resultat, dass halt neue Firmen gross wurden. Über die Jahrzehnte konnten eigentlich nur die Japaner ihre Marken erfolgreich weiterentwickeln, während gerade im Westen die Meinung vorherrscht, dass man für kurzfristigen Profit die Zukunft einer Serie mal eben opfern kann. Dafür entstehen im Westen immer wieder tolle Indieperlen, die längst konkurrenzfähig sind.
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