Am Dienstagvormittag ereigneten sich in Jerusalem zwei Messerattacken innerhalb von wenigen Minuten. Ein Wachmann wurde an einer Haltestelle der Stadtbahn von zwei palästinensischen Jugendlichen – einem 12- und einem 13-Jährigen – angegriffen und erheblich am Oberkörper verletzt. Er schoss auf die Angreifer und verletzte einen von ihnen. Beide wurden verhaftet.
Kurz darauf griff ein Mann Sicherheitspersonal beim Damaskustor mit einem Messer an, wurde aber niedergeschossen, bevor er jemanden verletzen konnte. Ein Israeli wurde durch einen der Schüsse leicht verletzt. Der Täter wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Die beiden Attacken beenden eine relative Ruhe in Jerusalem, wo es seit dem 30. Oktober keinen Anschlag mehr gegeben hatte.
Am Montag hatten israelische Grenzpolizisten eine mit einem Messer bewaffnete Palästinenserin erschossen, die sich im Norden des Westjordanlands einem Kontrollposten genähert hatte. Als sie trotz Warnschüssen weitergegangen sei, hätten die Grenzpolizisten das Feuer auf die Angreiferin eröffnet, teilte das Verteidigungsministerium mit.
Es handle sich um eine 23-Jährige aus Kalkilja, ergänzte das Ministerium später. In ihrer Handtasche seien ein Abschiedsbrief an ihre Familie und ein Schreiben, in dem sie einen Selbstmordanschlag ankündigt, gefunden worden.
Auch am Sonntag hatte es Vorfälle gegeben: Im nördlichen Westjordanland fuhr ein Palästinenser mit seinem Wagen in eine Gruppe von jungen Israelis, die Autostopp machten. Dabei wurden zwei Männer schwer, ein Mann mittelschwer und eine schwangere Frau leicht verletzt. Der Fahrer wurde von israelischen Sicherheitsleuten erschossen.
Gleichentags griffen zwei mit Messern bewaffnete Männer einen 50-jährigen Israeli an, der im palästinensischen Dorf Nabi Elias nahe Kalkilja am Einkaufen war. Er konnte trotz seiner schweren Verwundungen entkommen und selbst zu einem nahegelegenen Checkpoint fahren.
Ebenfalls am Sonntag versuchte eine Palästinenserin, einen Wachmann der jüdischen Siedlung Betar Illit zu erstechen. Die Tat wurde von einer Überwachungskamera gefilmt. Der Wachmann war dabei, die Papiere der 22-jährigen Halva Aliyan am Eingang der Siedlung zu kontrollieren, als die Frau plötzlich ein langes Messer aus ihrer Tasche zog und auf den Mann einstach.
Der 33-jährige Wachmann wurde nur leicht verletzt – er sagte später, es sei eher ein Kratzer gewesen. Er habe sich von der Frau lösen und einen Schuss auf sie abgeben können. Aliyan wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus in Jerusalem gebracht, wie die israelische Zeitung Jerusalem Post berichtet. Die Palästinenserin habe vermutlich geplant, in der Siedlung an einer Bushaltestelle wartende Leute anzugreifen.
Ein weiterer Vorfall, der sich bereits am Freitag ereignet hatte, sorgte am Montag für erneutes Aufsehen: In Halhul bei Hebron erschossen israelische Soldaten eine Fahrzeuglenkerin, die 72-jährige Tharwat al-Sharawi. Sie hatten befürchtet, die Frau habe sie überfahren wollen. In ihrer Handtasche wurde ein grosses Messer gefunden.
Ein Video des Vorfalls, das von der GoPro-Kamera eines Soldaten aufgenommen worden war, wurde am Sonntag von palästinensischer Seite auf YouTube geladen. Es zeige, dass sich keiner der Soldaten in Lebensgefahr befunden habe. Der Sohn von al-Sharawi sagte: «Die Soldaten erschossen sie kaltblütig und exekutierten sie ohne Grund.»
Eine von zwei israelischen Politologen erstellte interaktive Karte zeigt die Angriffe seit dem 6. September. Sie bezeichnen die Welle der Attacken als «Stabbing Intifada» (etwa «Messer-Intifada»). Die Karte zeigt deutlich, dass die übergrosse Mehrzahl der Attacken im besetzten Westjordanland und Jerusalem stattfindet.
(dhr/sda)