Im erzkonservativen Königreich Saudi-Arabien ereignet sich Historisches: Ab Juni 2018 dürfen Frauen einen Fahrausweis erwerben. Dies wurde im letzten September durch einen königlichen Erlass verfügt, gegen den Widerstand des islamischen Klerus. Uber und andere Fahrdienste haben auf die neue Situation reagiert und mit der Rekrutierung von Fahrerinnen begonnen.
Die Kundschaft dieser Unternehmen besteht in Saudi-Arabien zum grössten Teil aus Frauen. Uber befördert gemäss CNN zu 80 Prozent weibliche Fahrgäste, der in Dubai ansässige Konkurrent Careem zu 70 Prozent. Die Fahrdienste mit Privatautos sind für viele Frauen ein wichtiges Transportmittel, obwohl bislang nur Männer am Steuer sitzen dürfen. Für andere Frauen ist das ein Problem: Sie wollen oder dürfen nicht von fremden Männern chauffiert werden.
Das Bedürfnis nach Fahrerinnen ist folglich vorhanden. Careem führt deshalb bereits heute 90-minütige Kurse in mehreren saudischen Städten durch. Sie richten sich an Frauen, die im Ausland Autofahren gelernt haben. Das Interesse ist laut CNN gross: Das in 13 Ländern des Nahen und Mittleren Ostens tätige Unternehmen habe mehrere 1000 Bewerbungen erhalten.
Careem will laut Auskunft von Mitgründer Abdullah Elyas bis Juni mehr als 10'000 «weibliche Kapitäne» anheuern, wie die Fahrerinnen im Firmenjargon genannt werden. «Sie werden uns helfen, einen besseren Service für Frauen zu bieten, die reisen, aber nicht von Männern befördert werden wollen.» Umgekehrt sollen die Fahrerinnen nur Frauen und Familien chauffieren dürfen – ein Zugeständnis an die konservative saudische Gesellschaft.
Uber will ebenfalls mit der Rekrutierung von Frauen beginnen und ihnen ausserdem dabei helfen, einen Fahrausweis zu erwerben. Zu einem Problem könnte das saudische Arbeitsrecht werden: Mit wenigen Ausnahmen dürfen Frauen keine Nachtarbeit verrichten. Hier kommt auch jene Frage ins Spiel, die in unseren Breiten für Kontroversen sorgt: Sind die Fahrer von Uber und Co. angestellt oder selbständig? (pbl)