500'000 britische Pfund – das sind ungefähr 550'000 Franken. Nun, für einen solchen Betrag gibt's in Zürich ... gerade mal nichts. Ab 650'000 Franken gibt's die ersten 1,5-Zimmer-Wohnungen um die 30 Quadratmeter in Friesenberg oder Witikon. In Schaffhausen etwa oder im Gebiet um Thun findet man für 550'000 die eine oder andere 2,5-Zimmer-Wohnung. Im Küstenort Pembroke Dock im malerischen Westen von Wales gibt's für solches Geld ...
... eine KOMPLETTE VIKTORIANISCHE KASERNE.
Und zwar ein richtiggehendes star fortress – eine riesige, sternförmige Steinfestung im Renaissancestil, die von einem Wassergraben umgeben ist!
Es handelt sich hierbei nämlich um die Defensible Barracks, Mitte der 1840er Jahre gebaut, um die in Pembroke Dockyard stationierten Royal Marines unterzubringen, die für den Schutz der Schiffswerft zuständig waren. Zuletzt wurde es im Zweiten Weltkrieg von der Royal Air Force benutzt, die in der Flussmündung von Milford Haven ihre Flugboote für Anti-U-Boot-Einsätze betrieben.
In der Mitte des Forts befindet sich ein Exerzierplatz, der von Kasernenblöcken umgeben ist, die einst Speiseräume, Magazine und Geschützschuppen beherbergten.
Auf einer Anhöhe oberhalb der Stadt gelegen, wird das Fort durch ein nördliches Eingangstor betreten, das mit Schiessscharten für Musketen und Winden für die ehemalige verschiebbare Zugbrücke ausgestattet ist.
Der riesige Hof und Exerzierplatz ist von den Kasernengebäuden im Georgian Baustil mit den dafür typischen 12-Scheiben-Fenstern umgeben.
Die drei- bis vierstöckigen Gebäude sind aus Stein, Ziegel, Holz und Stahl, die Dächer grösstenteils aus Schiefer. Es hat einen durchgehenden Kellerbereich, der von diversen Quaderstufen auf Ziegelhalbbögen gesäumt ist. Überall auf dem Grundstück finden sich gusseiserne Geländer mit Prince-of-Wales-Federn und «VR»-(= Victoria Regina)-Wappen.
Etliche handwerkliche Details bieten einen Einblick in die Geschichte des Anwesens, von den vielen Schiessscharten und Kanonenbatterien bis hin zum Offizierskasino, einem als «Friseurladen» getarnten Artillerielager und vielem mehr.
Doch die Gebäude bieten vor allem enormes Potenzial für Wohnzwecke, denn sie verfügen über viel natürliches Licht, grosse Schiebefenster, beeindruckende Treppenhäuser, grosszügige Raummasse und vieles mehr. Schliesslich dienten sie nicht nur der Verteidigung; hier lebten und arbeiteten Menschen.
Okay. Gewiss. Die Renovation wäre gehörig, ein Mehrfaches des wohl deshalb so niedrigen Kaufpreises.
Doch die Bausubstanz ist solide, und das Potenzial ist gewaltig. Die Kaserne und die dazugehörigen Gebäude sind voller Charakter und Details und bieten sich an für Umwandlung in Wohneigentum oder ein Hotel. Oder einzelne Wohnungen. Am besten wäre gleich eine Kombi von Privatwohnungen, Hotel, Beiz. Hey, vielleicht noch einen Trakt als Bürogebäude vermieten. Wieso nicht? Und den Exerzierplatz könnte man zu einem lauschigen Garten umgraben. An Ideen fehlt's nicht.
Zudem befindet sich das Fort in Pembrokeshire, einer der schönsten Gegenden Wales', berühmt etwa für ihre Strände, mittelalterliche Burgen, den Pembrokeshire Coast National Park und Sport (Wandern, Coasteering, Surfen – so Zeugs). Auf beiden Seiten der Flussmündung bei Milford Haven hat es pittoreske Städte und Dörfchen und wunderschöne Landschaft. Dem Hafenstädtchen Pembroke Dock selbst sieht man noch ein wenig das Strikte der ehemaligen Werft- und Garnisonsstadt an, was aber einen urigen Charme anhat. Es hat einen Fischmarkt, wo man den vermutlich frischesten Fisch Grossbritanniens bekommen kann, es hat Gastropubs, Coffeeshops und historische inns noch und noch. Los! Die Gentrifizierung ist schon im Anflug!
Und hier noch das zweite «Okay, gewiss»: Das Gebäude ist denkmalgeschützt. Jap. Aaaaaber, die Bewilligung für eine Umnützung in eine Hotelanlage liegt vor und ausserdem soll die zuständige Denkmalschutzbehörde wohlwollend bei Renovationsanträgen sein. Will heissen: Nein, einen Glaspalast inmitten des Hofes darfst du nicht hinstellen. Wenn aber die Aussenerscheinung saniert und renoviert wird, darf man in den Innenräumen kreativ werden.
Uff – ein Megaprojekt. Immobilienmagnat sollte man sein!
Aber träumen darf man ja. Und Bilder gucken sowieso.
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