So schnell ist ein Semester also rum. Die Austauschstudenten sind in den letzten Wochen fortlaufend nachhause geflogen. Mein Nachbar Jake und ich bleiben am längsten, bis wir zusammen nach Sydney reisen. Er fliegt von dort aus weiter zurück ins Land der mittlerweile sehr begrenzten Möglichkeiten (USA) und ich trete meinen Reisemonat an: die Ostküste hoch bis nach Cairns.
Wenn man genau hinschaut, sieht man die Leere in meinem Blick nach dem schlaflosen Nachtflug. Jake hingegen geht’s einfach immer gut.bild: gregor stäheli
Leere.
Bevor Jake und ich den Flug antreten, offenbart sich, dass wir beide völlig verschieden an so eine Reise herangehen. Und mir wird klar ...
Es gibt nur zwei Typen von Reisenden.
Im Grunde genommen lässt sich während jeder Etappe des Reiseprozesses die Menschheit in AUSSCHLIESSLICH zwei Lager aufteilen. (Wenn du das jetzt zu ernst nimmst, gibt’s heut Abend keinen Nachtisch.)
Schauen wir uns diese also ein bisschen genauer an ...
Typ 1: Der frühe Vogel
Bild: shutterstock
Jake wäre so einer. Bereits eine Woche vor Abflug wäscht er all seine Kleider und führt die Grundreinigung der Wohnung durch. Diese wiederholt er am letzten Tag. Und zwar zwei Mal! Seine sieben Sachen packt er auch mindestens 5 Tag vor Abreise und lebt von da an aus dem Koffer. Er druckt sämtliche Buchungsbestätigungen, Flugpläne und Google-Maps-Karten aus. Natürlich nur für den Fall, ...
... dass das Handy im wichtigsten Moment versagt.
... dass er die Flugzeit vergisst, die er mittlerweile im Schlaf aufsagen kann.
... dass die am Check-In-Schalter aus Versehen seinen Namen verlegt haben.
Vs.
Typ 2: Der Spätzünder
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So einer wäre dann ich. Unser Flug ist am Abend. Warum also sollte ich die Vorbereitung nur eine Sekunde zu früh beginnen? Am Abreisetag stehe ich ausgeschlafen auf und mache das, was ich auch bei Uni-Arbeiten zuerst mache: Prokrastinieren.
Ein letztes Mal ins Fitness und ein letztes Mal über den Campus laufen. Am späten Nachmittag schmeiss ich dann meine Wäsche in die Maschine und putze das Zimmer, das ich knapp fünf Monate lang bewohnt habe. Ausserdem buche ich eben rasch ein Hostel in Sydney, damit ich am nächsten Tag und in der kommenden Woche einen Ort zum Schlafen habe. Danach drücke ich alles, was ich nicht angezogen habe in meinen Koffer. Die Flugnummer oder die genaue Abflugzeit weiss ich bis zum Schluss nicht. Aber dafür habe ich ja Jake.
Es geht weiter mit der zweiten Etappe: Dem Staffellauf bis zum Gate
Typ 1: Der Panische
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Er macht sich um alles einen Kopf und hat den ganzen Prozess vom Betreten des Flughafens bis zum Borden schon dreimal im Kopf durchdekliniert und geprobt. «Sicher ist sicher» ist sein Motto und seine Argumentation klingt in etwa so:
«Es könnte auf dem Weg zum Flughafen Stau haben. Dann gibt es Probleme beim Check-In, hundertpro. Und dann ist der Koffer noch zu schwer, vor der Sicherheitskontrolle hat es eine riesige Schlange und der Weg zum Gate besteht aus einem anderthalbstündigen Fussmarsch. Wir gehen besser sechs, sieben Stunden vor Abflug aus dem Haus.»
Vs.
Typ 2: Der Verpeilte
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Er ist der Albtraum des ersten Typs. Mit ihm zu Reisen ist ein reines Nervenfeuerwerk. Er verlässt das Haus eine halbe Stunde vor Check-In-Schluss. Muss dann nochmals zurück, weil er den Pass vergessen hat. Denselben sucht er am Schalter nochmals zehn Minuten lang, weil er es geschafft hat, ihn in dieser ach so kurzen Zeit in den Untiefen seines Rucksacks zu verlieren.
Am Sicherheits-Check wird er rausgewinkt, weil er 2017 immer noch nicht verstanden hat, dass er seine grosse Shampoo-Flasche nicht mitnehmen kann. Und dann hat der Depp garantiert noch ein Samsung Galaxy Note 7. Immerhin wird er ein bisschen berühmt, denn sein Name wird aufgrund der Verspätung mindestens zwei- bis dreimal im gesamten Flughafen ausgerufen. Sein Vorteil: Wenn er dann mal am Gate angekommen ist, kann er normal ins Flugzeug steigen und sich hinsetzen, ohne dumm in den Gängen rumstehen zu müssen.
Das bringt uns zur dritten Etappe: Der Gate-Showdown
Typ 1: Der «Oh-Mein-Gott-wenn-ich-nicht-als-erstes-einsteige-fliegen-die-noch-ohne-mich-ab»-Typ
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Jeder kennt sie. Noch bevor der Boarding-Schalter überhaupt besetzt ist, stehen sie Schlange. Und zwar egal welchen Sitzplatz sie haben. Die Durchsagen ignorieren sie gekonnt:
«Wir bitten folgende Passagiere zuerst zum Schalter: Business-Class, Premium-Economy, sowie Star-Alliance-Mitglieder Gold, Silber, Feuerrot, Blattgrün, Diamant, Rubin und Speckstein. Danach bitte die Reihen 25-36.»
Diese Aussage ist diesem Reisetypen sowas von egal. Sein Gedanke:
«Ich bin Reihe 8. Ich will zuerst rein, damit mir alle schön beim Verstauen meiner beiden Rollkoffer und drei Migros-Tüten zuschauen können.»
Vs.
Typ 2: Der normale Passagier mit Verstand
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Er ist klug genug zu wissen, dass das ungeordnete Vordrängeln beim Boarden den Abflug nicht beschleunigt, sondern verzögert. Deshalb sitzt er gemütlich auf dem Wartesitz, lädt sein Handy zu Ende und schaut den anderen beim Stehen zu.
Das gleiche wiederholt sich dann beim Aussteigen nach Ankunft, deshalb werden diese Typen an der Stelle nicht nochmals ausformuliert.
Es soll aber gesagt sein, dass es ein grundsätzliches Karma-Gesetz ist, dass dein Gepäck nachher am Band als letztes kommt, wenn du noch beim Verlassen des Rollfelds bereits im Gang rumstehst. Ausserdem siehst du dabei doof aus. Sehr doof sogar.
Bonus
Wenn wir schon dabei sind, die Menschheit binär zu segregieren, gibt's zum Schluss noch ein paar generelle (total wertneutrale) Aufteilungen als Bonus:
Die, die das Marken-Nutella kaufen und blasphemische Barbaren.
Die, die Breaking Bad noch nicht gesehen haben und die, die diejenigen, die Breaking Bad noch nicht gesehen haben, sehr stürmisch dazu auffordern, endlich Breaking Bad zu schauen.
Die, die das WC-Papier nach vorne abrollend aufhängen und Wahnsinnige.
Die, die im Lieblings-Resti immer das gleiche bestellen und die, die was Neues ausprobieren möchten und dann bereuen, nicht das gleiche wie sonst bestellt zu haben.
Die, die für Netflix bezahlen und die, die sich bei jemandem, der für Netflix bezahlt, ein Profil erschnorrt haben.
Die, die über die Verspätungen der SBB abschimpfen und die, die schon mal Deutsche Bahn gefahren sind.
Die, die beim Coiffeur ununterbrochen quasseln und die, die sich selbst im Spiegel 20 Minuten lang schweigend in die Augen starren und hoffen, dass sie diese unangenehme Stille bald wieder verlassen dürfen.
Leute im Flugzeug, die du kennst – und ein bisschen hasst
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Leute im Flugzeug, die du kennst – und ein bisschen hasst
Bald ist es wieder so weit, und du begegnest diesen Typen im Flugzeug. bild: instagram/passengershaming
Seine Lehrer sagten früher: «Wenn du ständig überall deinen Senf dazugeben musst, wird nie etwas aus dir.» Diese Herausforderung nahm er dankend an. Heute ist Gregor Stäheli als Slam Poet vor allem auf Bühnen anzutreffen. Ein Austauschsemester in Perth zwingt ihn, diese für ein halbes Jahr zurückzulassen. Da er es dennoch nicht bleiben lassen kann, sich ständig mitteilen zu müssen, nutzt er diese Reise, um für mint zu schreiben. Seien dies Erlebnisse, Begegnungen mit Schweizern, Gespräche mit Freunden oder grundsätzliche Themen, die ihm unterwegs in den Sinn kommen. Das ist KEIN Reiseblog. Deshalb solltest du ihn nicht zu ernst nehmen – das tut er nämlich selbst schon nicht.
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Die beliebtesten Kommentare
Big ol'joe
07.07.2017 20:23registriert September 2014
"Die, die das WC-Papier nach vorne abrollend aufhängen und Wahnsinnige."
Bin ein mixed-up; Tickets bereit und ausgedruckt, weil WICHTIG! Gepackt; öhhhm, nö, das geht auch noch 3h vor Abflug. Dafür dann überpünktlich am Flughafen. Nach dem Einchecken dann, nehme ich es aber wieder sehr gemütlich und gehöre immer zu den Letzten beim Einsteigen ins Flugzeug. Raus will ich dann aber wieder schnell, denn das lange Sitzen macht mich kribblig 😅
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