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Ich und mein betrunkenes Ich – eine Hassliebe

Ich und mein betrunkenes Ich – eine Hassliebe

Symbolparty. Hier bin ich nicht drauf. Ich habe nicht so coole Freunde.shuterstock
19.05.2017, 17:0819.05.2017, 17:55
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Dieser Beitrag ist für folgende Personen nicht geeignet:

  • Menschen unter 18 Jahren·
  • Menschen, die ihn zu ernst nehmen
  • Meine Eltern

Der stattliche Bruce Wayne hat seinen unerschrockenen «Batman». Der gutherzige Dr. Jackyll hat seinen furchteinflössenden «Mr. Hyde». Und der charmante Casting-Piratenmützen-Esteriore hat seinen jähzornigen Ringiergebäude-Mercedesamok-Esteriore. Alle drei haben ein Alter Ego, eine Art zweite Identität. Ein Selbst, das in gewissen Aspekten über das ursprüngliche Selbst hinauswachsen kann und Dinge macht, für welche das zivile Ich nicht in der Lage wäre.

Meine zweite Persönlichkeit heisst «Drunk Gregor».

Same same but different:

image after
image before

Er ist mir Feind und Freund zugleich und doch bin ich ihm persönlich nie begegnet. Alles was ich von ihm kenne, weiss ich durch Erzählungen von Freunden und den Spuren, die er hinterlässt.

Seine Aktivität hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Hier im Austauschsemester kommt er jedoch öfter wieder zum Vorschein.

Symbolausgang in Perth.bild: shutterstock

Er ist exakt so gross wie ich und sieht fast gleich aus, hat jedoch einen fröhlicheren Gesichtsausdruck. Seine persönlichen Eigenschaften unterscheiden sich zu den meinigen auf positive und negative Weise. Hier eine kleine Auflistung:

Pro

  • Tanzen: Ich selbst schaffe kaum mehr, als Seitenschritte hin und her zu machen und dabei mit dem Kopf im Takt zu nicken. Dieser irre Junge hingegen geht ab, so wie John Travolta im «La La Land»-Universum zum Soundtrack von Flashdance tanzen würde.
  • Flirten: Scheu wie ich bin, hoffe ich mit blossem Blickkontakt eine Frau erobern zu können. Während ich belämmert in der Gegend rumstarre, nimmt «Drunk Gregor» die Zügel selbst in die Hand und freestylet die herzerweichendsten Liebespoeme frei von der beeinträchtigten Leber weg.
  • Mut: Sich im Ausgang einer fremden Gruppe anschliessen? Kein Problem. Eine hübsche Dame ansprechen? Pfff, bitte. Mit verbundenen Augen durch einen Feuerreifen springen? Halt mal eben kurz meinen Gin Tonic.

Contra

  • Emotionen: Er schreibt gerne um 3 Uhr morgens dramatische Whatsapp-Nachrichten an Personen, die besser nie mehr hätten kontaktiert werden sollen. Die Folgen muss dann ich jeweils ausbaden.
  • Hunger: Er isst gerne mal mitten in der Nacht Junk-Food. Ich nenne dies auch «One-Night-Stand-Mahlzeit». Zuerst kann man es kaum erwarten und am nächsten Tag fühlt man sich schlecht und bereut zutiefst, es getan zu haben.
  • Abgang: Er hinterlässt mir als Abschiedsgeschenk oft üble Kopfschmerzen und einen flauen Magen.

Ich habe einen Weg gefunden, mich mit «Drunk Gregor» anzufreunden und ihn mir zunutze zu machen.

Er hat angefangen, Hausarbeit zu erledigen, wenn er vom Ausgang nachhause kommt. Ämtli, die mich nerven, übernimmt er mit Freude. Er hat eine Riesengaudi vor dem ins-Bett-Gehen tanzend und singend die Wäsche aufzuhängen und das Geschirr abzuwaschen. Und ich wiederum freue mich, am Morgen aufzustehen und festzustellen, dass alles bereits erledigt ist.

Symbol-Ich: Glücklich und zufrieden aufgewacht und bemerkt, dass Drunk Gregor schon alles erledigt hat. Hach, er ist ein Guter!bild: shutterstock

Ich will den Alkoholkonsum weder zelebrieren noch verdammen. Das ist jetzt auch kein Anlass für die «Ohne Alkohol ist das Leben so viel echter» oder «Wer nicht trinkt ist langweilig»-Debatten.

Ich will nur sagen, dass die Welt vielleicht ein bisschen friedlicher wäre, wenn wir unser betrunkenes Alter Ego besser nutzen würden.

Einfach mal nach dem Weihnachtsessen torkelnd den Rasen mähen, nach der WG-Party die Abschlussarbeit schreiben oder nach dem Junggesellenabschied die Steuererklärung erledigen.

So können wir morgens aufwachen und den Kater-Sonntag im Bett verbringen – ohne schlechtes Gewissen.

Und nun: 93 Gründe dagegen, dieses Wochenende allzu viel zu saufen

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93 Gründe dagegen, dieses Wochenende allzu viel zu saufen
Wenn du es siehst ...
Bild: imgur
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gregor stäheli australien mint perth gregorstaeheli staeheli
Seine Lehrer sagten früher: «Wenn du ständig überall deinen Senf dazugeben musst, wird nie etwas aus dir.» Diese Herausforderung nahm er dankend an. Heute ist Gregor Stäheli als Slam Poet vor allem auf Bühnen anzutreffen. Ein Austauschsemester in Perth zwingt ihn, diese für ein halbes Jahr zurückzulassen. Da er es dennoch nicht bleiben lassen kann, sich ständig mitteilen zu müssen, nutzt er diese Reise, um für mint zu schreiben. Seien dies Erlebnisse, Begegnungen mit Schweizern, Gespräche mit Freunden oder grundsätzliche Themen, die ihm unterwegs in den Sinn kommen. Das ist KEIN Reiseblog. Deshalb solltest du ihn nicht zu ernst nehmen – das tut er nämlich selbst schon nicht.

Stalke Gregor auf Facebook oder auf seiner Homepage.
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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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hoorli
19.05.2017 17:48registriert November 2014
Nach dem Weihnachtsessen den Rasen mähen? :'D Vielleicht in Australien, in der Schweiz wohl eher 'die Einfahrt freischaufeln'.
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S. B.
19.05.2017 18:15registriert März 2014
Gregor ganz ehrlich: Deine Formulierungen sind der Hammer! Ganz grosse Props für diese sprachlichen Geniestreiche.
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gunner
19.05.2017 18:27registriert Juli 2015
Mein alter ego hat also auch schon am samstag morgen um 4 uhr noch das altpapier gebündelt, welches dann ca. Zwei stunden später abgeholt wurde. Man sollte eben die gunst der stunde nutzen. :D
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