Und nun zurück zum Artikel.
Was soll ich sagen – kurz vor meiner grossen Reise spitzt sich alles zu. Man hat nie so Hunger, wie beim Einlassen der schlecht abgeschätzten Portion Nudeln ins Wasserbad. Man hat nie so sehr das Bedürfnis zu gehen, wie wenn der Abflug unmittelbar bevorsteht.
Und man blickt nie so entnervt auf frisch verliebte Pärchen, wie wenn man vor Kurzem erneut Single geworden ist.
Fortuna meint es nicht gut mit mir. Vermutlich habe ich sie selbst mal gedatet – bis wir uns darauf einigen mussten, dass wir wohl besser Freunde bleiben. Wenn man des eigenen Glückes Schmied sein soll, dann bin ich einer mit zwei linken Händen. Der Brennofen ist beinahe ausgebrannt und mein Vorschlaghammer ist aus Pappmaché.
Das Schicksal ist nicht nur ein mieser Verräter, es ist vor allem oft auch einfach ein Sadist. Es schenkt uns Glück und schaut liebend gern zu, wie wir es zerstören. Das betrifft nun bei Weitem nicht alle, das will ich gar nicht behaupten. Aber es scheint eine auserwählte Gruppe von Pechvögeln zu geben – quasi Amors schwarze Peter. Und da gehöre ich dazu.
Ich bin nicht gut im erfolgreichen Führen von Beziehungen. Wenn es aber darum geht, sie mit einem grossen Feuerwerk scheitern zu lassen, dann bin ich der Chef; der Gordon Ramsay der Breakups.
Spätestens wenn das eigene Leben beginnt, wie eine schlecht geskriptete Daily-Soap zu wirken, wird man misstrauisch.
Wer hatte nicht mindestens einmal im Leben das Gefühl, Star der eigenen Truman-Show zu sein? Ich ertappe mich regelmässig dabei, hinter verspiegelten Fensterscheiben und in Knopflöchern nach versteckten Kameras zu suchen. Und jedes Mal, wenn eine gute Sache wieder einmal ein schon fast stereotypisch schlechtes Ende genommen hat, bitte ich meine Drehbuchautoren, sich beim nächsten Mal doch freundlicherweise etwas mehr Mühe zu geben.
Ja, man hat es nicht leicht als chronischer Junggeselle.
Schauen wir uns ein paar grundlegende Unterschiede zwischen Singles und Pärchen an.
Statt dem gemeinsamen Abendessen bei Mondschein und Kerzenlicht gibt’s für mich: Döner-for-One.
Statt Pärchenabenden gibt’s bei mir Netflix.
Statt dem erfüllenden, sich gegenseitig fordernden und fördernden Austausch auf einer gemeinsamen Wellenlänge gibt’s bei mir... erneut Netflix.
Aber das Single-Dasein hat auch Vorteile: Ich weine mich zwar regelmässig in den Schlaf, schlummere dann dafür umso besser – ohne Haare im Gesicht, taubem Arm und einem Hochofen im Bett.
Und mir ist klar, dass es nun viele gibt, die versichern können, wie gerne sie an der Mähne des Seelenpartners kauen – als Preis für wohltuende Nähe. Aber:
Das ist alles jetzt vielleicht ein wenig überdramatisiert. «Ein wenig». Aber man gewöhnt sich mit der Zeit sehr gut an diesen Zustand. Wer sich allerdings nicht daran zu gewöhnen scheint, ist mein Umfeld. Es gibt kaum etwas Nervigeres als die ungebetenen Aufmunterungsversuche von Freunden.
Diese Leute, die solche Sätze von sich geben, das sind meistens auch diejenigen, die nach einer Trennung schneller wieder in einer Beziehung sind, als man «Wir haben uns auf einem Partnersuchportal kennengelernt, es war Schicksal» sagen kann. Pff.
Und auch jetzt wieder, pünktlich vor Abreise ins Austauschsemester, habe ich eine sehr vielversprechende Bekanntschaft in den Sand gesetzt.
Nun sind also alle Brücken abgebrannt.
Man hat nie so sehr das Bedürfnis zu gehen, wie kurz vor der Abreise.
«Es gibt viele Fische im Meer», wie die Kollegen so schön sagen. Doch jeder Fischer weiss, dass man ab und zu die Angelstelle wechseln muss, wenn man zu lange am selben Ort gefischt hat. Perth ist vor allem bekannt für Haifische. Wenn mich das nicht optimistisch stimmt, was dann.