Paris hat zu wenige öffentliche Toiletten, zumindest fehlen sie an einigen Stellen. Besonders im Zentrum entlang der Seine stört man sich daran, dass vorwiegend während den warmen Sommerabenden auf der Strasse uriniert wird. Der Gestank ist ein grosses Ärgernis für die Anwohner.
Die Behörden haben nun auf die Beschwerden reagiert – und damit Entsetzen ausgelöst. «Uritrottoir» nennt sich die Lösung, eine Kombination der Wörter für «Urinieren» und «Trottoir». Der mit Blumen getarnte viereckige Kasten sei umweltfreundlich und funktioniert wie ein Katzenklo, schreibt stuff. Holzspäne und Stroh im unteren Bereich reduzieren den Geruch. Der Inhalt kann später kompostiert werden.
Was die Leute aber schockiert: Es gibt keine Abschrankung oder Sichtblende. Benutzer sind in der Öffentlichkeit vollkommen exponiert. Also etwa so, wie wenn man gegen einen Baum pinkelt.
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Eines dieser «Uritrottoire» steht im chicen Quartier Île Saint-Louis. «So ein Plastik-Urinal unter den Fenstern des Herrenhauses von Lauzun, wo der Dichter Baudelaire lebte, zu pflanzen, ist sehr geschmacklos. Paris macht sich lächerlich!», zitiert stuff eine Ladenbesitzerin. Und dazu kommt: Das Urinal steht gerade mal 20 Meter von einer Schule entfernt.
Anwohner protestieren lautstark und haben die Bürgermeisterin aufgefordert, dieses umgehend zu entfernen. Ansonsten werde man politisch aktiv: In Kürze soll eine Petition zur Abschaffung des WCs eingereicht werden.
Die Behörden liessen ihrerseits verlauten, dass die «Uritrottoire» als Antwort auf die Bedürfnisse der Bevölkerung aufgestellt wurden. Ob diese nun entfernt werden, ist fraglich. (vom)
Video: nico franzoni