Eine verhältnismässig kleine, verschworene Gemeinschaft war das, jene kalifornische Surfer-Szene Anfang der Sechzigerjahre. Und diesen historischen Fotos nach zu urteilen, muss es eine wunderbare Zeit gewesen sein.
Huntington Beach, 1964.bild: imago
Nun, die Beschreibung «verhältnismässig klein» ist mit Bedacht gewählt, denn Anfang der Sechzigerjahre erlebte der Sport tatsächlich so etwas wie ein Boom, angefeuert durch Film, TV und – natürlich – Musik.
Ach, kommt – bringen wir gleich jetzt die passende Playlist, damit ihr einen Soundtrack zu den Bildern habt:
Der Sport des Wellenreitens in seiner heutigen Form stammt von den Inseln Hawaiis. Es waren auch die Hawaiianer – allen voran die Sportler George Freeth und Duke Kahanamoku –, die Anfang des 20. Jahrhunderts das Surfen nach Kalifornien brachten.
Die Väter der Californian Surf Culture: George Freeth (l.) und Duke Kahanamoku aus Hawaii.Bild: wikicommons
Lokale Sportvereine wie der Los Angeles Athletic Club trugen nach und nach zur Popularität des Sports bei, und Mitte Jahrhundert war Surfen in den Küstengemeinden Südkaliforniens fest verankert.
... Und auch in ausgewählten Küstenstädten im Norden Kaliforniens, wie dieses Foto aus Santa Cruz aus den Vierzigerjahren beweist. Bild: www.imago-images.de
San Onofre Beach, Anfang der Fünfzigerjahre.Bild: www.imago-images.de
Der Einzug des Surfens in die Populärkultur begann mit Frederick Kohners Roman «Gidget, the Little Girl with Big Ideas» aus dem Jahr 1957, dessen Protagonistin seiner jugendlichen Tochter Kathy nachempfunden war. Das Buch beschreibt die Abenteuer einer Teenagerin und ihren Surfer-Freunden am Strand von Malibu.
Die echte «Gidget»: Die 16-jährige Kathy Kohner, 1957. Bild: Getty
Die erste Film-«Gidget»: Sandra Dee in der Verfilmung von 1959. Es sollten noch weitere FIlme folgen, mit diversen Darstellerinnen in der Hauptrolle. Bild: www.imago-images.de
Die erste TV-«Gidget»: Sally Field in der erfolgreichen TV-Serie, die 1965-1966 lief. Bild: www.imago-images.de
Nach dem Erfolg des Romans wurde dieser mehrfach verfilmt und als Fernsehserie adaptiert. So wusste alsbald jeder Teenager in den USA, was dieses «Surfing»-Dingsda war, das die coolen kalifornischen Kids machten.
Die Hollywood-Version: Szene aus «Gidget», 1959.Bild: www.album-online.com
Die echte Version: Szene am Redondo Beach, 1960.Bild: www.imago-images.de
Jede Subkultur braucht ihren eigenen Soundtrack, und im Falle des Surfs entwickelte sich dieser aus dem südkalifornischen Garagen-Rock'n'Roll – so genannt, weil die Teenager, die versuchten, den Rock'n'Roll-Sound aus dem Radio nachzuahmen, oft in den Garagen ihrer Eltern probten. Da es oft keine vernünftige Gesangsverstärkung gab, wurden die Lead-Melodien auf der E-Gitarre gespielt – oft auf den vergleichsweise billigen, massenproduzierten Modellen von örtlichen Herstellern wie Fender aus Fullerton in Orange County. Somit war Surf-Musik geboren.
Dermassen prägend für Surf-Musik war der Fender-Gitarrensound, dass der Hersteller gleich eine ganze Werbekampagne damit fuhr. Bild: fender
Als der Surf-Trend weiter an Attraktivität gewann, begannen junge Songwriter wie die Wilson-Brüder aus West LA, ihren mehrstimmigen Gesangsstil mit Liedtexten zu kombinieren, welche die Surfkultur beschrieben. Um daraus weiteren Nutzen zu ziehen, nannten sie sich The Beach Boys.
Obwohl sie aus Südkalifornien waren und obwohl der Bandname anders vermuten lässt, waren die Beach Boys keine Surfer. Sie waren einfach eine verdammt gute Band. Einzig Drummer Dennis Wilson konnte surfen. Und er verstarb schliesslich bei einem Tauchunfall. Bild: Michael Ochs Archives
Ganz anders Dick Dale, bekannt als «King of the Surf Guitar». Als leidenschaftlicher Surfer ging er zuweilen direkt vom Meer mit nasser Badehose auf die Bühne. Als Sohn eines libanesischen Einwanderers war er zudem für den Einzug von nahöstlichen Volksmelodien in den rockigen Sound der Surfmusik verantwortlich. Hier ist er (l.) zusammen mit einem jungen Stevie Wonder in einer Filmszene aus «Muscle Beach» (1964) zu sehen. Bild: imago
In der Folge wurden Songs wie «Surfin' USA» von den Beach Boys zu Welthits – obwohl kaum wer ausserhalb Kaliforniens überhaupt wusste, dass mit «down Doheney way» ein Surf-Spot gemeint war. Oder Santa Cruz, Trestles, Haggerties, Swamis, Pacific Palisades, San Onofre, Sunset, Redondo, oder La Jolla, die allesamt im Song aufgezählt werden? Das sind alles südkalifornische Küstenabschnitte, die fürs Surfen optimale Wellen bieten.
Surfrider Beach, Malibu, 1966.Bild: Archive Photos
Nur für Mutige: Surfen zwischen den Pfeilern des Huntington Beach Piers, 1962. Bild: www.imago-images.de
Doch egal wie gross der Einfluss des Surfens auf die Populärkultur in den frühen 60er Jahren war, blieb die Szene an den vergleichsweise wenigen Surfspots in Südkalifornien eine lokale, überschaubare Angelegenheit. Und – nach diesen Fotos zu urteilen – eine, die wunderschön war.
bild: imago
bild: getty
Long Beach Surf Club, zirka 1965.bild: getty
Dieselbe Beach, 1964.Bild: www.imago-images.de
«Waxing the board» – damit es nicht unter den Füssen wegrutscht, 1960.Bild: Michael Ochs Archives
Die Jungs nannten sich «Dudes»; die Surfer-Mädels nannten sich «Honeys». Im Bild Cindy Brown, 15-jährige Surferin aus dem San Fernando Valley, 1965 am Strand von Malibu fotografiert. Bild: Michael Ochs Archives
Sue Bennett, Malibu Beach, ebenfalls 1965. Bild: Michael Ochs Archives
Bei gutem Wellengang konnte es durchaus verkehrsreich sein.Bild: www.imago-images.de
«Ein seltenes Foto von Miki Dora, der an einem anderen Ort als seinem geliebten Malibu surft», so die Originalbildlegende. Foto von 1963, Oceanside Pier.Bild: imago stock&people
Vorkriegs-Autos mit Holzverkleidung – im Volksmund «Woody» genannt – wurden zu einem Markenzeichen der Surfer-Subkultur. Anfangs, weil sie die billigsten aller damals erhältlichen Occasionsautos waren. Bald jedoch wurden sie zum Kultfahrzeug, das als fixer Bestandteil des Lifestyles begehrt war. Bild: The Enthusiast Network
Momentaufnahme am Santa Monica Beach, 1965.Bild: Michael Ochs Archives
Annette Funicello, der Superstar der «Beach Party»-Filmreihe der Sechzigerjahre. Bild: Getty
Anfänglich war die Sonnenbräune eine Begleiterscheinung des Lebens am Strand und im Wasser. Später, wie hier anno 1968, gehörte ein gebräunter Körper zum Surfer-Look. bild: imago
«Surfer girl Pam Hicklin», so die Bildlegende, am Santa Monica Beach, 1965.Bild: Michael Ochs Archives
Auch dies ein Auswuchs der Surfer-Kultur: Der originale 1964er Meyers Manx Beach Buggy auf Basis des VW Käfers, entwickelt und gebaut in Newport Beach, Kalifornien. Bild: www.imago-images.de
So sahen kalifornische Teenager 1964 aus.bild: getty
Surf-Turniere gab es seit den späten Vierzigerjahren. Hier ein junger Teilnehmer im Jahr 1960 bei Huntington Beach. Bild: www.imago-images.de
Vielleicht bringen Brian Wilson und Mike Love von den Beach Boys den Vibe am besten auf den Punkt in «Do It Again» – einem Song, der 1968 veröffentlicht wurde und somit lange nachdem die Surf-Welle in der Popkultur abgeebbt war:
It's automatic when I talk with old friends The conversation turns to girls we knew When their hair was soft and long And the beach was the place to go
Suntanned bodies and waves of sunshine The California girls and a beautiful coastline Warmed up weather let's get together and do it again
With a girl the lonely sea looks good in the moonlight Makes your nighttimes warm and out of sight It's been so long
Well I've been thinking about All the places we've surfed and danced And all the faces we've missed So let's get back together and do it again
Das erste gezeigte Schwarz-Weiss Foto war ursprünglich ein Farbfoto, wie das farbige, aber sonst identische Artikel-Teaser-Foto zeigt. Ich mag alte Bilder, aber wenn diese wie hier im Artikel stark nachbesrbeitet, verändert und damit verfälscht werden, ist das einfach fake.
Im Moana Surfrider bei Waikiki in Honolulu Hawaii im oberen Stock hat es eine Fotogalerie mit alten Bildern, die das unschuldige Lebensgefühl in speziellem Ambiente zeigen. Und Huntingten Beach ist heute massiv überlaufen. Surfen ist heute eine inszenierte Massensehnsucht weitab von den Ursprüngen.
Schaut mal wie MTB gestartet ist mit den Clunkern und heute rasen sie mit über 100Watt elektisiert jeden Trail hoch.
Heute sieht es an der Schweizer Seen ähnlich aus mit den ganzen SUPs. Nur sind die Leute viel gestresster. Die Mutter, die sich aufregt weil die Kinder sich nicht umziehen und der Mann das SUP nicht sofort aufpumpt. Der Vater regt sich auf weil sich die Mutter schon wieder aufregt und nicht einfach mal das Wochenende geniesst. Die einzigen die sich freuen sind die Kinder. Ach ich wäre gerne in den 60er aufgewachsen :)
Swiss bietet auf Langstreckenflügen bald ganze Lofts an
Wem First Class zu wenig exklusiv ist, kann ab 2026 auf Langstreckenflügen der Swiss Suiten buchen. Die können sogar verbunden werden.
Sich fühlen wie im Privatjet oder einer Hotelsuite und doch in einem Passagierflugzeug sitzen: So könnte man wohl das neue Angebot der Swiss umschreiben, das ab 2026 auf Langstreckenflügen aus der Schweiz bei der neuen Airbus-A350-Flotte und dem Airbus A330 buchbar sein soll.