Coop übernimmt die Aperto-Gruppe. Diese Schlagzeile vom Freitagmorgen ist eigentlich nicht aussergewöhnlich – sind wir es uns doch schon fast gewohnt, dass sich die Grosshändler Coop und Migros Kleinketten einverleiben. Doch ein Detail ist interessant: Es gehe Coop bei diesem Kauf, so heisst es in der Meldung, vor allem um die Aperto-Läden an den Bahnhöfen. Und genau deshalb ist die Meldung dann halt doch nicht eine ganz alltägliche.
Denn der Schachzug von Coop zeigt einmal mehr: Der Kampf der Lebensmittelgiganten um die besten Plätze in den Bahnhöfen ist endgültig entbrannt.
Warum sind unsere Bahnhöfe eigentlich so beliebt? Sandro Graf, Marketing-Dozent an der ZHAW, nennt die wichtigsten Punkte:
Mehr Leute
Der erste Grund liegt auf der Hand. «Es ist schlicht und einfach so, dass die Passagierfrequenz an den Schweizer Bahnhöfen nach wie vor zunimmt», sagt Graf. Unsere Gesellschaft wird immer mobiler, die Zahl der Pendler steigt und die Arbeitswege werden länger. Allein der Hauptbahnhof Zürich wird durchschnittlich von 441'400 Leuten pro Werktag frequentiert.
Pendler im Bahnhof Zürich.Bild: KEYSTONE
Längere Öffnungszeiten
Die Shops in den Bahnhöfen haben länger offen. «Dadurch kann man auch Personen erreichen, die nur zum Einkaufen an den Bahnhof fahren», sagt Graf.
Passarelle Bahnhof Basel.Bild: KEYSTONE
Weil «convenient»
Convenient heisst das Zauberwort. Und das Essangebot in den Bahnhöfen ist «convenient» – also bequem. Man kann sich auf dem Nachhauseweg rasch mit dem Nötigsten versorgen. Das wird in Zukunft noch wichtiger werden.
Coop und Migros haben das längst begriffen. Sie suchen im immer härter werdenden Konkurrenzkampf neue Möglichkeiten, sich zu entwicklen. Der «Convenience»-Bereich gehört dazu.
Wie schwierig es ist, an die beliebten Ladenflächen ranzukommen, ist schwer zu sagen. Die SBB sagen auf Anfrage: «Selbstverständlich ist nicht nur die gute, sondern die richtige Durchmischung das A und O für ein attraktives Bahnhofsshopping.» Über 60 Prozent des gesamten Verkaufsvolumens in den Schweizer Bahnhöfen geht schon heute auf das Konto von Esswaren. 23 Prozent davon betrifft den Bereich «Take-away/Restaurant».
Konzentration auf die grossen Zentren
Der Kampf beschränkt sich vorläufig auf die Zentren. Es müssen hohe Frequenzen vorhanden sein, sagt Graf. Die Neugestaltung des Bahnhofes Oerlikon sei ein guter Beweis dafür. Während es in Zürich in mehreren Bahnhöfen gleich mehrere Läden von Migros oder Coop hat, wird in den anderen Städten noch nicht ganz so hart gefeilscht. Der Berner Bahnhof ist ein Lebensmittel-Palast, nur schon in Basel oder Luzern ist das Angebot noch um einiges kleiner. Das könnte sich allerdings rasch ändern. (feb)
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
Sprechender Aluhut
23.12.2016 17:09registriert September 2016
Valora ist noch viel extremer an den Bahnhöfen vertreten.
Ein extrem unsympatisches Unternehmen, aber zum Teil schwierig zu meiden.
Die Vielfalt geht leider immer mehr verloren. Überall nur noch AVEC, K-Kiosk, Brezelkönig, Spettacolo, etc.
Schade
Was mir mehr Sorgen bereitet ist, dass wir in naher Zukunft nur noch bei Firmen einkaufen welche zu Migros oder Coop gehören. Aber unsere Weko ist genauso zahnlos wie die Finma
Was gilt denn für euch als grosse Auswahl? Im Bahnhof Luzern gibt es Migros, ein grosser Coop, Aperto, 3 Bäckereien, 2x Kebap, Pizza und Pasta Stand, Curry Wurst Stand, Dean and David, Holy Cow burger Tibits, Joe and the juice, Asia Take away und Brezelkönig
Trump-Zölle: Bundesrat will Import von US-Chlorhühnern erlauben – die Sonntagsnews
Der allfällige Import von US-Pouletfleisch, die mögliche Reduzierung der Anzahl F-35-Kampfjets und der geplante Austausch aller Gleise im Gotthard-Basistunnel: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.
Der Bundesrat will nach Informationen der «NZZ am Sonntag» den USA beim Export von Pouletfleisch in die Schweiz Zugeständnisse machen. Heute ist Geflügel aus den USA hierzulande tabu, weil die Tiere nach dem Schlachten zur Entkeimung in ein Chlorbad getaucht werden, wie die Zeitung schrieb. Sogenannte Chlorhühnchen dürfen in der Schweiz nicht verkauft werden. Das habe das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen bestätigt. Im Vertragsentwurf mit den USA steht, dass die Schweiz beabsichtige, «Massnahmen anzugehen, die den Marktzugang für US-Geflügelfleisch und -produkte einschränken», wie die Zeitung unter Berufung auf Quellen aus der Verwaltung schrieb. Die EU sei bei ihren Verhandlungen mit den USA bei der Lebensmittelsicherheit hart geblieben.