Schweiz
Gesellschaft & Politik

Sprachenpass für Ausländer: Geht Einbürgern nur mit ihm?

Wie viel müssen Ausländer künftig für den Sprachenpass büffeln?
Wie viel müssen Ausländer künftig für den Sprachenpass büffeln?
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Für Ausländer kommt jetzt der Sprachenpass – geht Einbürgern nun nur noch mit?

Weil die Sprache für die berufliche und soziale Integration wichtig sei, führt das Staatssekretariat für Migration einen Sprachnachweis für Ausländer ein. Der Pass kommt ab 2017, soviel ist klar. Vieles andere ist noch unsicher.  
02.06.2016, 17:0802.06.2016, 17:48
Felix Burch
Mehr «Schweiz»

Der Sprachenpass wird bei uns Realität. Ab 2017 hält er fest, wie gut fremdsprachige Ausländer in der Schweiz Deutsch, Französisch oder Italienisch sprechen und schreiben.  

Was ist der Sprachenpass genau?

Ein Instrument, um die erworbenen Sprachkompetenzen in verschiedenen Lebenssituationen nachweisen zu können. So beschreibt ihn das Staatssekretariat für Migration (SEM). 

Wer ist für die Sprachentests verantwortlich?

Die Geschäftsstelle Fide, ein Ableger des SEM, wird die Sprachtests durchführen und den Sprachenpass herausgeben. Die Prüfung beinhaltet einen mündlichen sowie einen schriftlichen Teil. Die Noten sind in sechs Schritte abgestuft. Sie gehen von A1 (Anfänger) bis C2 (beinahe muttersprachige Kenntnisse), wie der Tages-Anzeiger schreibt. Fide ist zugleich für die Sprachausbildung zuständig. 

Brauchen wir einen Sprachenpass?

Was lernen die Ausländer?

Die Migranten sollen Sprachkompetenzen erlernen für den Alltag. Konkret heisst das, dass sie in Kursen vermittelt bekommen, wie sie sich ausdrücken sollen bei einem Arztbesuch, während einem Elternabend oder beim Schwatz mit dem Nachbar. Kann sich ein fremdsprachiger Ausländer per Telefon mit seinem Vermieter über den Einzugstermin und den Mietzins unterhalten, bekommt er auf der Notenskala ein A2. Was der Inhalt der Kurse genau sein wird, ist noch nicht klar. Ebenso wenig, wie oft sie wiederholt werden können. Das SEM weiss zudem noch nicht, wie viele Standorte für Prüfungen es in den Kantonen geben soll. 

Was soll der Pass bringen?

SEM-Sprecherin Léa Wertheimer sagt zu watson: «Der Hauptvorteil des Passes ist die Vereinheitlichung der Sprache.» Im Pass sei klar sichtbar, auf welchem Niveau sich der Inhaber auf Deutsch, Französisch oder Italienisch bewege. «Ein Arbeitgeber kann so beispielsweisse in Zukunft besser beurteilen, ob die Sprachkenntnisse von einem Bewerber genügen oder nicht.» Bundesrätin Simonetta Sommaruga sagte vor dem Beginn des Pilotprojekts: «Wer sich in der Heimat seiner Wahl erfolgreich bewegen will, muss sein Umfeld verstehen und sich mit ihm verständigen können.» Sprache sei Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration. Nicht das Bestehen eines abstrakten, schriftlichen Tests sei das Ziel, sondern das Meistern alltäglicher Herausforderungen.

Mit oder ohne Pass: Sprache hilft bei der Integration auf jeden Fall. 
Mit oder ohne Pass: Sprache hilft bei der Integration auf jeden Fall. 
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Wird künftig nur eingebürgert, wer den Sprachenpass hat?

«Aktuell ist der Sprachenpass in der Evaluation. Ob er obligatorisch wird – zum Beispiel bei Einbürgerungen – das steht nicht fest», sagt SEM-Sprecherin Wertheimer auf diese Frage. Es bräuchte zuerst Änderungen in den entsprechenden Gesetzen. Das neu revidierte Bürgerrechtsgesetz will, dass Ausländer für eine Einbürgerung auf einem gewissen Niveau sprechen und schreiben können müssen. Das revidierte Ausländer- und Integrationsgesetz forderte ähnliches – Sprachnachweise in einer Landessprache für eine Niederlassungsbewilligung und den Familiennachzug. Die Revision ist allerdings noch nicht abgeschlossen. 

Wie viel kostet das Ganze?

Wie teuer die Kurse sein werden, weiss das SEM nicht. Die Entwicklung und die Pilotphase haben insgesamt 740'000 Franken gekostet. Die Phase ging von Anfang Januar 2014 bis Mitte 2016.  

Zusammenarbeit mit den Kantonen 
Das SEM hat die Entwicklung des Sprachenpasses in Auftrag gegeben. Die Bietergemeinschaft ECAP, telc GmbH und Volksschule Bern führten ihn aus. Sprachkursanbieter in den verschiedenen Sprachregionen sind involviert. Kantone und Behörden arbeiten eng zusammen. 

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
mastermind
02.06.2016 17:18registriert Januar 2014
Tolle Idee. Also dass dieser Pass für die Einbürgerung notwendig ist, sollte klar sein. Ab 2017 dann hoffentlich keine Einbürgerung ohne nachweisliche Sprachbeherrschung. Endlich mal was Sinnvolles!
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Adremos
02.06.2016 17:42registriert November 2015
Per se keine schlechte Idee... Aber dass die Behörde welche die Sprachkompetenzen tested, gleichzeitig diejenige ist, die die Kurse anbietet, finde ich nicht sehr glücklich.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Paco69
02.06.2016 17:47registriert Februar 2016
Die CH ist eines der wenigen Länder, das sich enorm mit der Integration der Zuwanderer beschäftigt und dafür auch jedes Jahr Milliardenbeträge aufbringt. Den meisten anderen Ländern ist die Integration von Zuwanderern völlig egal. Dort gilt nämlich: pass dich an oder gehe wieder!
00
Melden
Zum Kommentar
19
2018 wird ein Mann beim sexuellen Missbrauch ertappt – er darf jahrelang weiterarbeiten

Ein verurteilter Sexualstraftäter arbeitete trotz Vorstrafen weiterhin an einer Schule für behinderte Kinder in Zürich. Über den Fall berichtete am Dienstag die NZZ.

Zur Story