Unsere «Bettscheler»-Review: Wie immer besser als das Original
Und es ist Herbst. Die Sehnsucht boxt aus allen Ecken. Die Sehnsucht wonach? Ach! Nach Sonne natürlich, nach Textilarmut, Leichtsein, Freisein, Trinken, bis es dich umhaut, Haut auf Haut ... Ach! Macht euch das auch so traurig?
SO traurig. Wie Dragana
Oder SO traurig. Wie Florence
Wieso Dragana rumheult, weiss ich nicht. Florence (eine Frau, der ich nichts abgewinnen kann) tut es, weil Joel (ein Mann, dem ich auch nichts abgewinnen kann, er ist sowas wie ein leeres Tetrapack unter den Bachelors) sie nach Hause schickt. Sie aus dem Paradies des thailändischen Summer of Love vertreibt, sie demütigt mit seinem Nichtinteresse. Kurz: Sich einfach nicht vorstellen kann, dass sie es sein könnte, die seine Sehnsucht nach der «Liebi vom Läbe» stillen könnte.
Sagen wir mal so: Er ist mit dieser Ansicht nicht allein. Bloss: Wieso soll eine Dragana oder Serena das besser können als Florence? Echt jetzt?
Dragana droht:
Florence, Serena, Dragana: So sieht Schock aus
Unser Tetrapack-Bachelor, mit dem wir aktuell nun einmal einfach Vorlieb nehmen müssen, weil sich offenbar kein besserer beworben hat, klingt wie ein schlecht programmierter Roboter of Love. Findet ihr auch? Danke! Liest er etwa alles aus einem speziellen Telefonbuch für Bachelors ab, und irgendein Aufnahmeleiter wedelt dazu mit den Armen und macht ihm klar, wo er die Stimme heben oder senken soll?
Und hier der Super-Kurzfilm zu Folge 2 von unserer Angelina
Wenn Bachelor Joel mal spontan redet:
Einsichten in Ausschnitte kommentiert Joel tiefschürfend mit: «Du hesch mi i dini Seel blicke laa.» Und wieso muss er andauernd «e Minute innehalte»? Hat das etwa mit dem Alkohol zu tun, den er in Folge 1 («Ich trinke keinen Alkohol») ausschlug, den er in Folge 2 jedoch nie verschmäht, wenn es darum geht, das Dasein unter den Ladymonstern (Elena ... Marija ...) auszuhalten?
Besser als Joel: Aus einem Herbstgedicht von Friedrich Nietzsche
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei'n –
Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!
Die Elenas schrei'n ...
Oder seht ihr das alles ganz anders? Findet ihr Joel noch einen feinen Charakter? Total gut aussehend und megacharmant? Müsst ihr kreischen, wenn ihr den auf der Strasse seht und ihm das Hemd vom Sixpack reissen? Möchtet ihr mit zarten Fingern seine Narben liebkosen? Mit ihm bei Ikea ein Bett kaufen? Pampers in der Migros? Zu seiner Mutter leise «Mama» sagen? Please, Leute, get a life!
Besser als Joel: Aus einem Herbstgedicht von Hermann Hesse
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.
Da wünscht sich der Busch, er wär allein: Romy und Joel beim «Flirten»
«Get a life!» gilt übrigens auch für Julia: Ihr Leben spielt sich ja zwischen den beiden Polen «Die Schärpe, die ich als Miss Tuning 2016 gewonnen habe» und «Die Rosen, die ich vom Bachelor erhalte» ab. Die Wertigkeit ist klar: Jede Rose macht die Schärpe noch bedeutungsloser. Man muss halt Prioritäten setzen im Leben. Aber was soll man dazu sagen? Alle Nullen sind null, doch manche Nullen sind nuller als andere?
Besser als Joel: Aus einem Herbstgedicht von Friedrich Hebbel
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
Frucht Julia fällt Joel in die Arme
Und sonst so? Joel flirtet mit Romy, die gern eine Mohnblume wäre, schickt Daria und Serena zum Fischen, was zwecklos ist, und macht mit Transfrau Daryana ein irre tolerantes Alibigespräch, nur um sie dann wegzuschicken. Was schade ist, weil es da schon 11, 12 oder auch 13 Ladies gibt, denen man weniger gerne zuschaut als Daryana. Sie hatte Stil, Eleganz, die ruhige Würde einer Königin und ein Schicksal.
«Ich habe heute leider keine Rose für dich.» Bye-bye, Daryana
Der überflüssigste Satz des Abends kam übrigens von Carolina und lautete: «Also ich freu mi mega, dass mir morn de Bätscheler träffe.» Ja wen denn sonst?
Und damit verabschieden wir uns bis nächste Woche in der wunderschönen Sprache der sympathischen Ludmilla: «Prenez soin de vous, soyez gentils l'un avec l'autre, on vous aime!» (Hebed euch Sorg, sit nätt zunenand, mir hei euch gärn.)
