Vielleicht wisst ihr es schon, vielleicht auch nicht:
Ich bin ein ziemlicher Carbonara-Fundi.
Nein, das Argument «HaUpTsAcHe, eS sChMeCkt – JeDeR sOll's dOcH sO eSsEn, WiE's iHm PaSst» zählt NICHT.
Damals, vor gefühlt 20 Jahren (okay, eher 8), als ich diesen Artikel hier schrieb, war es ausserhalb Italiens etwa kaum bekannt, dass kein Rahm in die Carbonara kommt. Geschweige denn, dass man Pecorino Romano statt Parmesan benutzen sollte. Und Guanciale, jener aus der Schweinebacke (italienisch «guancia») hergestellte, ungeräucherte Speck aus Lazio, der mit Pfeffer und Peperoncino gewürzt und 1–3 Monate gereift wird – den kannte ohnehin niemand. Man verwendete Bratspeck. Oder noch schlimmer: Kochschinken.
Inzwischen hat sich ja einiges getan. Die viralen Videos von Italia Squisita taten das eine, Meme-Kanonen wie Italians Mad At Food oder die Jungs von Lionfield das andere.
Geht man heute in Zürich zum italienischen Metzger Guanciale kaufen, fragt er proaktiv, ob man dazu Pecorino benötigt. Hey, neuerdings ist sogar Guanciale bei Coop erhältlich.
Ja, langsam ist's durch. Jeder weiss:
Spaghetti, Guanciale, Eigelb, Pecorino Romano, schwarzer Pfeffer – und gut ist.
So und nicht anders geht una vera e propria carbonara romana.
UMSO belustigter war ich, als ich letzthin im koreanischen Supermarkt das hier entdeckte:
Genau hinschauen!
LOL.
Klar, dass ich so was probieren will!
Die Zubereitung: Die Nudeln ein paar Minuten lang im Wasser kochen, danach so viel Wasser ableeren, bis ungefähr acht Esslöffel davon im Topf übrig bleiben. Dann Buldak Carbonara Powder und die Buldak Sauce beigeben...
... alles gut untermischen, und fertig ist.
Aussehen tut's so:
Nope, sieht nicht aus wie Carbonara... was nicht weiter erstaunt, schliesslich hat es auch so ziemlich keine Ingredienzen, die auch nur ansatzweise an Carbonara erinnern würden. Ich nehme an, das «Powder» ist ähnlich dem vom Instant-Macaroni-&-Cheese von Kraft und sollte irgendwas «cheesy-creamy»-mässiges vortäuschen.
Oder sollte es dem Eigelb ähneln?
Speck o. Ä. ist auch nicht dabei, schliesslich ist das Produkt «Halal» angeschrieben. Und obwohl dort «hot chicken flavor» steht, ist es laut Zutatenliste komplett vegetarisch. Und überhaupt – was zum Geier hat «hot chicken flavor» mit Carbonara zu tun?
Und geschmeckt hat's ... nun, seht selbst:
Es schmeckt nach ... allem, nur nicht nach Carbonara.
Es schmeckt vor allem: scharf. Ja, die Marke Samyang ist bekannt für ihre «buldak ramen» («buldak» bedeutet übersetzt «Feuer-Hühnchen»), und das Internet ist voller Hot Noodle Challenges mit den verschiedenen Schärfegraden der Samyang-Nudeln. Aber wenn «Carbonara» steht, erwarte ich zumindest, dass irgendwas daran tatsächlich an das römische Gericht erinnert, wenn auch nur entfernt.
Fazit: Ich koche meine Carbonara weiterhin auf die richtige Art und mit den richtigen Zutaten. Meine Instant-Ramen feiere ich aber auch weiterhin ... nur nicht diese eine Geschmacksrichtung hier.