«Machemer irgendwelchi Pasta?» Öh, nein, nicht irgendwelche. Wir machen fusilli. Oder strozzapreti. Oder rigatoni.
Die hundert verschiedenen Pastaformen existieren nicht einfach so zum Selbstzweck. Gewisse Saucen erfordern die dazugehörige Pastaform. Pesto isst man zum Beispiel gerne mit trofie oder fusilli. Die cima di rapa passen zu orecchiette; die penne zum sugo all’arrabbiata usw.
Und einige dieser Pastaformen haben erstaunliche Entstehungsgeschichten. Hier fünf der interessanteren (mit den Rezepten dazu!):
Vor Kurzem ist dieses hübsches Ding mit der Post gekommen.
Bild: obi
Eine brandneue Pastaform!
Und so hübsch!
Bild: obi
Inspiration für diesen komplett neuen Entwurf waren die ikonischen Formen der italienischen Designfabrik Alessi. Genauer: die der erfolgreichen «Twergi»-Salz- und Pfeffermühlen.
Bild: alessi
Eine Pastaform vom Designhaus also. Das ist nun wohl die italienischste Kombo, die es geben kann.
Oder nicht ...? Halt! Es geht noch italienischer:
Marille
Bild: magazine.volkswagen.com
Wenn ein Autodesigner eine Pastaform entwirft, ist wohl der Gipfel der italianità erreicht. Und bei den Marille war nicht irgendein Designer am Werk, sondern niemand geringerer als Giorgetto Giugiaro, ...
Bild: getty
... eine absolute Legende der Autogeschichte. Als junger Designer bei Bertone und Ghia entwarf er unter anderem Stilikonen wie den Iso Grifo oder Maserati Ghibli. Später, als Leiter seiner eigenen Firma Italdesign, war er unter anderem verantwortlich für den Lotus Esprit, BMW M1, VW Golf und Scirocco, Alfa Romeo Brera oder den DMC DeLorean.
Hier eine Auswahl von Giugiaro-Designs ...
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Giorgetto Giugiaro – «Autodesigner des Jahrhunderts»
Iso Grifo (1963)
quelle: classicdriver.com / classicdriver.com
1999 wurde er zum Car Designer of the Century gewählt. 2013 erhielt er den Antonio-Feltrinelli-Preis, die höchste Auszeichnung Italiens für Wissenschaft und Kultur.
Giugiaro war aber nicht nur in der Autoindustrie tätig: Unter anderem entwarf er Kameragehäuse für Nikon, Pistolen für Beretta, die Orgel der Kathedrale von Lausanne und – ha! – eine Pastaform für Voiello.
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Was herauskommt, wenn ein Autodesigner Pasta entwirft
Anno 1983 beauftragte der Pastahersteller Voiello den renommierten Autodesigner Giorgetto Giugiaro, eine neue Pastaform zu entwickeln ...
Marille hiess seine Kreation – ein filigranes Design, das so ausgelegt war, dass die Form ein Maximum an Pastasauce aufnehmen konnte.
Mafaldine
Bild: shutterstock
Die ursprünglich aus Neapel stammenden breiteren Bandnudeln mit den hübsch gekräuselten Rändern waren bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in der Region Kampanien als fettuccelle ricche oder manfredi bekannt.
Um die Geburt der zweiten Tochter des Königs von Italien, Vittorio Emanuele III., und seiner Frau Elena del Montenegro im Jahr 1902 zu feiern, wurden diese nach Principessa Mafalda di Savoia (1902–1944) in mafaldine («kleine Mafaldas») umbenannt. Seltener findet man sie auch unter der Bezeichnung reginette («kleine Königinnen»).
Radiatori
Bild: shutterstock
Ja, das bedeutet tatsächlich «Heizkörper». Und obwohl sich das Gerücht hartnäckig hält, dass sie in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts von einem Industriedesigner entwickelt wurde, kam diese Pastaform bereits zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg in den Handel. Sie werden oft in ähnlichen Gerichten wie rotelle oder fusilli verwendet, da sie durch ihre Form eine Vertiefung haben, in der sich die Sosse sammeln kann.
Cellentani
Bild: Shutterstock
Doch, doch! Ist so: Diese spiralförmigen Röhrchen verdanken ihren Namen tatsächlich dem weltbekannten Sänger, Songwriter und Schauspieler Adriano Celentano. Dies aufgrund Celentanos Übernamen, il molleggiato – «der Gefederte» –, den er aufgrund seines elastischen Tanzstils bekam, der einem weich gefederten Auto ähneln soll.
Und so entschloss man sich anno 1970 beim Pastahersteller Barilla, die neue Pastaform, die ein wenig wie eine Schraubenfeder einer Autoaufhängung aussah, nach dem kultigen Entertainer zu benennen. Heute ist allerdings die Bezeichnung cavatappi – Korkenzieher – geläufiger. Da einzig Barilla die Markenrechte auf den Namen cellentani besitzt, mussten andere Hersteller auf andere Namen ausweichen.
Jede dieser Pastaformen hat selbstredend das passende Rezept dazu. Etwa:
Trigatelli con crema di pomodorini gialli, pepe di Szechuan, burrata e olio al basilico
Uff, nicht gerade ein Catchy Title, aber ein Rezept, das die Pastafirma explizit für diese neue Pastaform kreiert hat. Guckt, ich hab's mal ausprobiert:
Bild: obi
(Mengenangaben jeweils für 4 Personen)
Zutaten:
320 g trigatelli
500 g gelbe Cherrytomaten, halbiert
Olivenöl
1 Burrata
50 g Basilikum
etwas Szechuanpfeffer, gemahlen
Salz
Zubereitung:
Tomaten in 1 EL Olivenöl 10 Minuten köcheln. 12 Cherrytomaten herausnehmen und beiseitelegen. Die restlichen Tomaten in einem Mixer pürieren. Die Creme durch ein Sieb passieren, um eventuelle Rückstände zu entfernen.
Burrata vorsichtig in Stücke schneiden.
Basilikumblätter einige Sekunden lang im Wasser blanchieren und in Eiswasser abkühlen, um die leuchtend grüne Farbe zu erhalten. Abtropfen lassen und etwas Olivenöl dazugeben.
Trigatelli nach Packungsanweisung kochen.
Pastawasser ableeren, Cherrytomaten-Sauce beigeben und vermengen. Mit Burrata, Basilikumöl und mit den halben Cherrytomaten garnieren. Mit gemahlenem Szechuanpfeffer abschmecken.
Marille alla Giugiaro
Das Rezept, das von Designer Giorgetto Giugiaro höchstpersönlich eigens für seine Pastaform kreiert wurde.
25 g Tomatenkonzentrat, in 5 EL lauwarmem Wasser aufgelöst
1 EL Wodka
1 EL Cognac
Salz
Zubereitung:
Butter in einer Pfanne schmelzen. Chili, Doppelrahm und Tomatenmark dazugeben. Pfanne vom Herd nehmen und gut umrühren. Cognac und Wodka unterrühren. Mit Salz abschmecken.
Pasta in einer grossen Pfanne mit leicht gesalzenem Wasser al dente kochen. 1 Minute vor dem Abgiessen die Saucenpfanne wieder auf den Herd stellen und zum Kochen bringen. Pasta abgiessen, mit der Sauce vermengen und sofort servieren.
Mafaldine alla napoletana
Da diese Pastaform ursprünglich aus Napoli stammt, hier eine klassische Sauce aus der süditalienischen Stadt:
Auberginenstücke in eine Schüssel kippen, etwas salzen und einen gehörigen Gutsch Olivenöl dazugeben. Mit den Händen etwas untermischen. Diese Auberginenstücke in einer Bratpfanne häppchenweise scharf anbraten und auf einem Küchenpapier abtropfen lassen.
In derselben Pfanne den Knoblauch in etwas Öl kurz anbraten und nach ein paar Sekunden den gewürfelten Speck hinzufügen. Einige Minuten lang auf mittlerer Hitzestufe braten und anschliessend mit etwas Rotwein ablöschen. Passata hinzufügen und umrühren. Abschmecken und zirka 10 Minuten auf niedriger Stufe köcheln lassen.
Derweil die Mafaldine gemäss Packungsangabe kochen. Pasta abgiessen und mit der Sauce und den Auberginen untermischen.
Radiatori al pesto di mandorle
Ähnlich wie fusilli eignet sich die Form von radiatori optimal für Pesto und ähnliche Saucen:
Bild: giallozafferano.it
Zutaten:
360 g radiatori
50 g Mandeln, geschält
50 g Rucola
1/2 Knoblauchzehe
Blätter von 2 Zweiglein frischem Thymian
50 g Parmesan, gerieben
6 EL Olivenöl
etwas Zitronenzeste, geraffelt
Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Zubereitung:
Mandeln, Rucola, Knoblauch und Thymianblätter in einen Mixer geben und fein hacken. Parmesan, Olivenöl, Zitronenzeste sowie Salz und Pfeffer – Mengen nach eigenem Geschmack – untermischen.
Pasta gemäss Packungsangaben kochen. Vor dem Ableeren 2 EL Pastawasser dem Pesto beigeben und vermengen.
Dieses herzhafte Ragù wird vom Pastahersteller für seine cellentani empfohlen.
Bild: barilla.com
Zutaten:
320 g cellentani
2 EL Olivenöl
1 kleine rote Zwiebel, geschält und fein gehackt
getrockneter Chili, zerbröselt
250 g Luganighe (oder ähnliche italienische Würste)
1 Zweiglein Rosmarin, fein gehackt
150 ml trockener Weisswein
eine Prise frisch geriebene Muskatnuss
eine Prise gemahlene Nelken
Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
75 g frisch geriebener Parmesan
Zubereitung:
In einer flachen Bratpfanne Zwiebel und Chili im Öl vorsichtig anbraten. Die Haut der Luganighe entfernen und die Würste beigeben, dabei das Fleisch mit einer Gabel aufbrechen und zermantschen. Braten, bis gut angebräunt.
Rosmarin und Wein beifügen und 10 Minuten köcheln lassen, danach mit Muskatnuss, Nelken, Salz und Pfeffer abschmecken.
Derweil die Pasta gemäss Packungsanleitung al dente kochen. Wasser ableeren und mit dem Wurst-Ragù und dem Parmesan vorsichtig mischen.
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Die beliebtesten Kommentare
Devilduck
05.08.2023 11:52registriert Juli 2018
Allein schon vom Namen her, fand ich "Strozzapreti" (Priesterwürger) immer eine interessante Variante.
Kann man das auch auf Watson.de publizieren und den Deutschen beibringen, dass "Nudeln" nicht ein Synonym für "Pasta" ist? "Makkaroni - Nudeln" gibt es nicht! Entweder sind es Makkaroni oder Nudeln!