Was war das wieder für ein Krimi gestern Abend in der Ligaqualifikation! Schnelle Führung für Kloten, Wende von Rapperswil und Overtime-Drama – alles war vorhanden. Ich persönlich habe im Laufe des Abends beide Mannschaften mehrmals abgeschrieben.
Am Ende jubelt aber der EHC Kloten. Zum dritten Mal in Folge gewinnt der Oberklassige in der Ligaqualifikation gegen den Unterklassigen. Zum erst zweiten Mal seit dem Abstieg verlieren die Lakers wieder einmal drei Spiele in Serie. Und zum erst zweiten Mal überhaupt gewinnt der EHC Kloten in dieser Saison drei Spiele hintereinander. Die Wende ist perfekt, der Ligaerhalt für die Zürcher zum Greifen nahe. Was ist passiert?
Denis Hollenstein ist passiert. Der Captain der Flughafenstädter ist der Grund, warum es Kloten plötzlich wieder läuft. Ausgerechnet Hollenstein, der nächste Saison für die ZSC Lions auflaufen wird. Hollenstein, der von einem Teil der Klotener Fans als «Verräter» beschimpft und – ungerechtfertigterweise – als Grund für die miserable Saison genannt wurde.
Der Nationalstürmer hat die Serie mit seinen Toren, seinem Talent und seinem unermüdlichen Einsatzwillen gedreht. Wer diese Serie mitverfolgt hat, hat gesehen, wie gut Hollenstein wirklich ist. Er sorgt in jedem seiner Einsätze für Torgefahr. Er deckt die Scheibe ab wie kein Zweiter und läuft die Lakers-Abwehr schwindlig.
Der 28-Jährige ist klar der beste Einzelspieler auf dem Feld. Einzig Vincent Praplan könnte mit ihm mithalten. Doch der Flügel, der nächste Saison sein Glück in Nordamerika versucht, ist derzeit noch etwas in der Krise.
Die ersten zwei Spiele kämpfte Hollenstein noch glücklos. Er schoss viel auf den gegnerischen Kasten, blieb aber ohne Torerfolg.
WIR HABEN EINE ENTSCHEIDUNG! @DHollenstein91 schiesst @EHC_Kloten_1934 gegen die @lakers_1945 ins Glück. Kurz vor halb eins ist also Schluss. 🤪#MySportsCH #HomeofSports #NationalLeague #Ligaquali2018 pic.twitter.com/bR3fDwMsan
— MySportsCH (@MySports_CH) April 17, 2018
Ab der dritten Partie kam dann endlich der Lohn: Im Rekordspiel von Kloten flog der Flügel auch in der zweiten und dritten Verlängerung noch übers Eis und schoss in der 103. Minute den entscheidenden Treffer. Es war eine Initialzündung: Im vierten Spiel traf er erneut und gestern gelang ihm mit etwas Glück der wichtige Treffer zum 3:3-Ausgleich 49 Sekunden vor der Sirene.
Im Windschatten von Denis Hollenstein nehmen plötzlich andere Klotener wieder Fahrt auf. Auch Patrick Obrist, Steve Kellenberger, Tim Bozon und Tommi Santala treffen nun das Tor wieder und tragen so ihren Teil zum Erfolg der Zürcher Unterländer bei.
Das ist unter anderem auch Trainer André Rötheli zu verdanken. Der 47-Jährige hat die Flügelzange mit Hollenstein und Praplan auseinandergenommen und Letzteren in die zweite oder dritte Linie verfrachtet. So bleiben nicht mehr der ganze Druck und die ganze Produktion an einer Reihe hängen und Kloten kann seine grösste Stärke ausspielen: die Kadertiefe. Denn obwohl sie eine miserable Saison einziehen, sind sie über alle vier Linien gesehen immer noch talentierter als Rapperswil.
Die Zürcher dominierten über die ganze Serie gesehen denn auch das Spielgeschehen. In vier von fünf Partien hatten sie deutlich mehr Schussversuche zu verzeichnen. Einzig im zweiten Spiel war Rappi etwas besser (Kloten kam auf einen Corsi-Wert von 45,71%). Doch sonst kontrollierte der EHC bislang durchschnittlich über 60 Prozent aller Schussversuche.
So gesehen ist es vor allem Melvin Nyffeler zu verdanken, dass Kloten nicht schon früher den Tritt gefunden hat. Der 23-jährige Torhüter der Lakers spielt eine unglaubliche Serie. Obwohl er in fünf Spielen zwölf Gegentreffer kassiert hat, liegt seine Fangquote bei über 94 Prozent. Er hat in den bisherigen Partien fast 50 Saves mehr machen müssen als sein Gegenüber Luca Boltshauser.
Thierry Bader ist der Klotener Held des Abends! 😄🙌🏼 Der 13. Stürmer trifft in der 68. Minute zum 4:3 für den @EHC_Kloten_1934! 🚨 #MySportsCH #HomeofSports #NationalLeague #Ligaquali2018 pic.twitter.com/Xj0Ogp1dS8
— MySportsCH (@MySports_CH) April 21, 2018
Gestern kassierte der frühere ZSC-Junior wieder einmal einen haltbaren Treffer – und das ausgerechnet in der Verlängerung. Doch Nyffeler ist nicht der Grund, weshalb die Lakers plötzlich wieder mit dem Rücken zur Wand stehen. Der Grund heisst Denis Hollenstein. Kriegt das Team von Jeff Tomlinson den Klotener Topskorer im nächsten Spiel nicht in den Griff, geht die Zeit der Zweitklassigkeit am Obersee weiter.