Bei der EM 2016 spielte sich Island bis in den Viertelfinal und damit in die Herzen von Millionen Fans. Selbst Fussball-Muffel drückten den Männern von der Vulkaninsel die Daumen und machten den «Huh!»-Ruf der Mannschaft von Trainer Heimir Hallgrímsson nach.
Vor dem ersten WM-Spiel der isländischen Geschichte werden diese Sympathien nun aufgewärmt und kichernd der Gleichklang der «Wikinger»-Namen bestaunt. Dabei ist die Sache simpel erklärt: Die Endung -son steht einfach nur für Sohn.
So bedeutet etwa der Name von Kapitän Aron Gunnarsson nichts Weiteres als «Sohn Gunnars» – womit er sich nie Fragen nach dem Vornamen seines Vaters stellen muss. Logischerweise würde Gunnarssons Sohn also den Nachnamen Aronsson tragen. Weil es keine Familiennamen in Island gibt, müssen die Bewohner manchmal ziemlich erfinderisch sein.
So gibt es auf der Insel eine Art Anti-Inzest-App «Islendinga», mit der man sicherstellen kann, dass die nette Dame aus der Bar doch nur die Cousine dritten Grades ist.
In Island heissen fast alle Männer etwas mit «son» am Schluss. Doch ein Nationalspieler, der aus diesem Raster fällt, ist Ersatztorwart Frederik Schram. Ja, richtig gelesen: Schram. Nicht Schramsson oder Frederiksson oder Sonstwasson. Einfach: Schram. Man munkelt bereits, dass einige Isländer bei der FIFA angefragt haben, ob man den «son»-losen Schram gegen den Südkoreaner Heung-Min Son eintauschen könne.
Frederik Schram ist also das perfekte potenzielle Mobbingopfer für isländische «son»-Extremisten, muss er sich doch schliesslich ständig fragen lassen: Wie heisst eigentlich dein Vater? Hast du überhaupt einen oder bist du ein auf dem Geysir zurückgelassenes Findelkind?
Dabei ist das Mysterium um Frederik Schram und seinen Nachnamen schnell erklärt: Der 23-jährige Torhüter ist der Sohn einer isländischen Mutter und eines dänischen Vaters – und bei denen verlor sich die Tradition des Weitergebens des Namens des Vaters an den Sohn bereits vor langer Zeit.
Frederik, der in Dänemark geboren wurde und beim dortigen Zweitligisten FC Roskilde im Kasten steht, entschied sich jedoch bereits als Juniorenspieler für das Heimatland seiner Mutter und dürfte sich auch deswegen längst mit seinem Status als Exot unter den isländischen Sons abgefunden haben. Und besonders in Island weiss man ja, wie sympathisch Exoten sind.