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History Porn Teil CVI: Geschichte in 29 Wahnsinns-Bildern

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History Porn Teil CVI: Geschichte in 29 Wahnsinns-Bildern

18.05.2025, 13:0218.05.2025, 14:44
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«Böser, böser History Porn, wo bleibst du nur?»

USA, 1955:

A woman in a polka dot bikini uses the telephone in a publicity still from a film, circa 1955. (Photo by Vintage Images/Getty Images)
«Bin schon dahaaa!»Bild: Archive Photos

Tsts, die Burlesque-Tänzerin Lilly Christine (1923–1965) lässt man nicht warten!

Wo wir schon bei Polka Dots sind

Frankreich, 1920er:

Foto der Gebrüder Séeberger; Strassenmode in den 1920er und 1930er Jahren.
Bild: vintag.es

Das erste Kapitel der Modefotografie schrieben der französische Baron Adolphe de Meyer und der Luxemburger Edward Steichen 1907 mit ihrer geliehenen Handkamera: Sie fotografierten aussergewöhnlich elegant gekleidete Frauen auf der Pferderennbahn von Longchamp. Das war neu. Bis dahin hatte man in Modezeitschriften bloss handkolorierte Porträts von reichen Frauen in Designer-Klamotten zu sehen bekommen. Die Tageszeitungen aber begannen nun damit, jene «echte Kleidung» zu zeigen, wie sie in schicken Skigebieten oder angesagten Cafés getragen wurde. Und wie sie bald auch die «Frères Séeberger» lieferten; die Pariser Postkartenfotografen, die auch obiges Bild schossen.

Kinozauber

Los Angeles, Kalifornien, USA, 1986:

Der Künstler Dario Campanile vor seinem Logo-Neuentwurf für Paramount anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Unternehmens. Das Bild ist in den Paramount Studios ausgestellt. Als Vorlage für den Berg ...
Bild: wikimedia

Der in Rom geborene italienisch-amerikanische Künstler Dario Campanile besuchte nie eine Kunstschule, er brachte sich sein Handwerk selbst bei. Salvador Dalí nannte ihn den «römischen Meister»; aus Spass oder im Ernst, so genau konnte man das bei dem Surrealisten nicht sagen.

Seine Bilder bewunderte man in Paris, in London und in Beverly Hills, wo Campanile bald zahlreiche Angebote für die Gestaltung von Platten- und Buchcover erhielt.

Und dann, nachdem er über ein Jahrzehnt in Los Angeles gearbeitet hatte, wählte man ihn unter Hunderten von Künstlern aus, um das Logo zum 75-jährigen Jubiläum der Paramount Studios zu entwerfen.

Paramount-Pictures, Logo, 1914-17: 
Zu dieser Zeit, 1914, bestand das Paramount-Logo (entworfen von William Wadsworth Hodkinson) aus der Zeichnung eines Berggipfels in einem kreisförmigen Feld mit 29  ...
Der Paramount-Berg im ursprünglichen Logo von William Wadsworth Hodkinson ist dem Artesonraju – einem von etwa 50 Gipfeln der Cordillera Blanca in den peruanischen Anden – nachempfunden.Bild: logos.fandom

Dafür verband er verschiedene Gebirgszüge miteinander, erschuf eine realistische Traumlandschaft, die künftig vor jedem Paramount-Film über die Leinwände flimmerte; ein magisches Tor sozusagen, das in die Kinowelt führte.

Die Aufseherinnen

Bergen-Belsen, 19. April 1945:

SS-Lageraufseherinnen werden zur Totenräumung herangeführt, Bergen-Belsen, 19. April 1945
Bild: wikimedia

Nachdem das Lager Bergen-Belsen von britischen Truppen befreit worden war, wurden die gefangenen SS-Lageraufseherinnen für die Bestattung der Opfer herangezogen.

Zu den Frauen gehörten Hildegard Kanbach (erste von links), Irene Haschke (Mitte, dritte von rechts), die Oberaufseherin Elisabeth Volkenrath (zweite von rechts, teilweise verdeckt) und Herta Bothe (erste von rechts).

Bergen-Belsen war zwar kein Vernichtungslager, Massen von Menschen starben darin trotzdem; an Hunger, Kälte und Krankheiten. Kurz vor Ende des Krieges wurden zehntausende Häftlinge aus anderen Lagern hierhin überführt, und als die Briten kamen, lagen überall Tote und solche, die es bald waren. Insgesamt kamen in Bergen-Belsen mehr als 50'000 Menschen ums Leben.

Die «Totenräumung» beschreibt Herta Bothe in einem Interview aus dem Jahr 2019 wie folgt:

«Erstmal auf Autos rauf, die Leichen und dann wir obendrauf und dann wurden wir ein paarmal durchs Lager gefahren. Die ehemaligen Häftlinge haben uns beschmissen mit was weiss ich nicht mit was, und dann wurden wir bei der Kuhle abgesetzt und dann mussten wir die Leichen in die Kuhle schmeissen. Das Gesicht, das war so, nur Knochen, da war vielleicht nur noch die Haut drauf, aber weiter nichts. Und die Finger waren, als wären die fürchterlich lang. Und die Arme so dünn. Wenn man da anfasst, dann ist das alles schon kaputt. Wenn man das hier anfasste, machte das oben schon Knacks und dann war's aus. »

Lageraufseherin Hertha Bothe im August 1945.
Herta Bothe im August 1945.Bild: wikimedia

Im Oktober 1942 erhielt sie im KZ Ravensbrück über zwei Wochen einen «qualifizierenden Lehrgang» im KZ Ravensbrück, dann war Herta Bothe Lageraufseherin im KZ Stutthof. Sie begleitete einen Todesmarsch von jüdischen Frauen aus Zentralpolen nach Bergen-Belsen.

Sie wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt und am 22. Dezember 1951 vorzeitig aus der Haft entlassen.

«Wieso n'Fehler gemacht? Nö.
Weiss nicht, wie ich das beantworten soll.
Hab ich n'Fehler gemacht?
Nö.
Der Fehler ist schon, dass es n'KZ war, aber ich musste schauen, dass ich nicht selber reinkomm', das war mein Fehler.
In einer Hinsicht.»

Auch Irene Haschke wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt und zusammen mit Bothe entlassen.

Elisabeth Volkenrath kam nicht raus. Sie war Oberaufseherin in Bergen-Beslen, davor entschied sie im ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau darüber, welche Häftlinge in die Gaskammer geschickt wurden. Von den Tötungskammern will sie jedoch nichts gewusst haben, wie sie im Bergen-Belsen-Prozess in Lüneburg aussagte. Sie plädierte wie alle anderen Angeklagten auf «nicht schuldig».

Die KZ Aufseherin Elisabeth Volkenrath nach ihrer Festnahme 1945.
Elisabeth Volkenrath nach ihrer Festnahme 1945. Bild: wikimedia

Ohrfeigen gab sie zu, mit dem Hinweis auf die Aufrechterhaltung der Lagerordnung, andere Misshandlungen von Häftlingen wies sie als «verdammte Lüge» von sich. Zudem sei der Lagerdienst in Auschwitz für sie ebenso Strafe gewesen wie für die Häftlinge, weil die Aufseherinnen wie diese hätten hausen müssen.

Elisabeth Volkenrath wurde zum Tode verurteilt und am 13. Dezember 1945 gehängt.

Und hier geht's zu Frauen, die gegen die Nazis kämpften:

Die ersten Fotografen des Grand Canyon

Arizona, USA, 1908:

Photographer, Emery or Elsworth Kolb, Suspended on Climbers Rope in Crevasse and Photographing Canyon Wall as Another Man Straddles Cliff Opening while Holding the Rope, Grand Canyon, Arizona, USA, by ...
Bild: Universal Images Group Editorial

Die Kolb-Brüder Emery und Ellsworth, wie sie versuchen, ein Adlernest zu fotografieren. So liessen sie sich immer wieder ablichten: Sie nutzten das Bild für Werbekarten, für Souvenirbücher und Plakate, denn es zeigt sie so, wie sie sich selbst gesehen haben: als Eroberer des Grand Canyon.

Denn der Ort, seit Jahrtausenden von Walapai, Havasupai, Hopi, Navajo und Kaibab bewohnt, stand der Ausbeutung noch offen.

Von Goldgräbern und Bergbauleuten bald als unrentabler Ort verschrien, versprach zumindest der Tourismus Gewinn. Ab 1901 musste man dann auch nicht mehr mit der Kutsche anreisen, sondern konnte die Eisenbahn nehmen. Die eben noch für den Bergbau benutzten Trails wurden nun zu Wanderwegen, für deren Benutzung die Besitzer Zoll verlangten.

«You can't miss the abyss», pflegt man hier zu sagen. Die Schlucht ist etwa 440 Kilometer lang und an einigen Stellen 1800 Meter tief. Das Werk des Colorado River, der sich über Millionen von Jahren durchs Gestein gefressen hat.

Unmittelbar am Abgrund, an der Mautstelle des Bright Angel Trail am Südrand des Canyons, steht noch heute das Studio der Kolb-Brüder. Hier entwickelten sie die Fotos, die sie von den Touristen beim Abstieg zum Fluss geschossen hatten, um sie ihnen nach ihrer Rückkehr zu verkaufen.

Kolb studio with the Bright Angel Trail toll gate. Emery is standing, Ellsworth is in the doorway, circa 1904.
Kolb-Studio mit der Mautstelle des Bright Angel Trail, um 1904.bild: grand canyon national park

Brücken gab es noch keine, also nutzte man eine Schwerkraft- und Kurbelseilbahn, ein wackeliger Käfig, der 18 Meter über dem Colorado River schwebte. Erbaut hatte sie der Unternehmer David Rust, der seit 1907 sein Zeltlager im Canyon aufgeschlagen hatte.

Rusts gefährliche Seilbahn über den Colorado River, um 1908. Foto: Kolb-Brüder. Grand Canyon National Park
David Rusts Seilbahn, fotografiert von den Kolb-Brüdern, um 1908.Bild: Grand Canyon National Park
2 YOUNG WOMEN PROBABLY POSED BY ELLSWORTH KOLB ON THE EDGE OF A CLIFF OVERLOOKING INDIAN GARDEN & PLATEAU POINT. FEW TRAILS VISIBLE BELOW. GRCA 30539. CIRCA 1906. KOLB BROS.
Zwei Frauen posieren für Ellsworth Kolb am Rand des Bright Angel Trails, 1906.bild: grand canyon national park

Zu Ehren Theodore Roosevelts wurde es in Roosevelt Camp umbenannt, der Präsident nutzte die Seilbahn immer wieder, er war ganz begeistert vom Grand Canyon. Unter ihm wurde das Gebiet 1919 als Nationalpark unter Schutz gestellt.

Theodore Roosevelt auf dem Angel Trail, als Anführer einer Maulesel-Truppe, 1911.
Theodore Roosevelt auf dem Bright Angel Trail als Anführer einer Maulesel-Truppe, 1911.Bild: grand canyon national park

Apropos Hopi

1906:

The Mealing Trough - Hopi by Edward S Curtis (American, 1868-1952), showing four young Hopi women grinding corn (silver print), 1906. (Photo by GraphicaArtis/Getty Images)
Bild: Archive Photos

Vier junge Hopi-Frauen beim Maismahlen, fotografiert von Edward S. Curtis (1868–1952), der dreissig Jahre seines Lebens damit verbrachte, die Traditionen der Ureinwohner Nordamerikas für die Ewigkeit festzuhalten. Er schoss rund 40'000 Fotografien von ca. 80 verschiedenen Stämmen. Dazu gesellten sich Sprach- und Musikaufnahmen sowie Biographien.

Seine Bilder sind jedoch Produkte ihrer Zeit; keine reinen Dokumentationen, sondern vielmehr koloniale Projektionen: Curtis Ziel war es, die untergehende Lebensweise der Indianer festzuhalten, wobei er deren Authentizität anhand seiner romantisierten Vorstellungen des «Primitiven» inszenierte. Dafür liess er sie ihre traditionelle Kleidung tragen, auch wenn sie diese bereits abgelegt hatten, und tilgte moderne Elemente aus seinen Bildern.

Hexenpfeife mit Totenkopf und Rattenbein

Belgien, irgendwann im 19. Jahrhundert:

Hexenpfeife
Bild: https://search.mas.be/Details/collect/97142

Heute pfeift hier niemand mehr rein, die Pfeife liegt im MAS, dem Museum aan de Stroom in Antwerpen. Mitte des 19. Jahrhunderts, als eine dritte Welle der Beulenpest – nach der Justinianischen Pest im 6. und dem «Schwarzen Tod» im 14. Jahrhundert – über die Welt rollte und besonders China und Indien traf, aber sich auch in den Hafenstädten auszubreiten drohte, die auf deren Handelsrouten lagen.

Dank internationaler Zusammenarbeit und medizinischem Mehrwissen wurde Europa allerdings weitgehend von der Pandemie verschont. Und wer weiss, vielleicht hat die Hexenpfeife auch ihren Teil dazu beigetragen: Denn der sogenannte Verfrachter hatte in die Pfeife zu blasen, gemäss ihrer Inschrift – «Siffle un deux trois» – dreimal und dann folgten ihm die vom Bakterium verseuchten Ratten, die ganze quiekende Brut, und die Gefahr war vorbei.

Die Katastrophe von Aberfan

Rescue workers bagging and moving some of the coal spoil following the catastrophic collapse of a colliery spoil tip in the Welsh village of Aberfan, near Merthyr Tydfil, on 21 October 1966. The resul ...
Bild: Mirrorpix

Rettungskräfte verpacken und transportieren einen Teil des Kohleabraums ab, der den schlimmsten Bergbau-Unfall der britischen Geschichte verursacht hat.

Nach drei Wochen starken Regens rutschte die Halde 7 oberhalb des walisischen Bergbaudorfes – einer der menschengemachten Hügel an unbrauchbarem, weil nicht kohleführendem Gestein – am 21. Oktober 1966 um 9:15 Uhr den Merthyr-Berg hinab, auf den sie getürmt worden war.

Aberfan, South Wales, circa October 1966: Picture shows the mud and devastation caused when mining spoil from the hillside high above the town behind came down and engulfed The Pantglas Junior School  ...
Das Bild zeigt den Schlamm und die Verwüstung, die angerichtet wurden.Bild: Mirrorpix

Die Pantglas Junior School, in der gerade der Unterricht begonnen hatte, wurde unter zwei Millionen Tonnen Geröll, Schlamm und Russ begraben. Weiter verschlang der Gesteinsstrom zwanzig Häuser, eine Farm und Teile der benachbarten Mittelschule.

Insgesamt wurden 144 Menschen getötet, davon 116 Kinder.

Es dauerte fast eine Woche, bis das letzte Opfer geborgen war.

Rescue workers take a break from searching following the catastrophic collapse of a colliery spoil tip in the Welsh village of Aberfan, near Merthyr Tydfil, on 21 October 1966. (Photo by Ron Burton/Mi ...
Rettungskräfte machen eine Suchpause nach dem katastrophalen Einsturz der Abraumhalde.Bild: Mirrorpix

Die nachfolgende Untersuchung ergab: Das National Coal Board (NCB), welches die Kippstelle seit fünfzig Jahren betrieb, wusste über das dortige Vorhandensein der Wasserquellen Bescheid. Es waren sieben. Sie waren in der Karte des Ortes eingezeichnet. Und sie verflüssigten den dort lagernden Abraum so sehr, dass er hinunter ins Tal krachte.

Am Ende wusste jeder, dass die Halde instabil war, unternommen wurde aber nichts. Auch vonseiten der Arbeiter nicht; man fürchtete, dass zusätzliche Unkosten zur Grubenschliessung und Arbeitslosigkeit führen könnten.

«Jeder weiss, dass sich Kohlehalden bewegen. Alle fürchten, dass die Halde über ihrem Dorf ins Tal herabstürzt, aber das ist ein Risiko, das sie in Kauf nehmen. Ohne die Halde über Aberfan hätte die Merthyr Vale Colliery wahrscheinlich schliessen müssen. Und ohne die Zeche wäre das ganze Dorf gestorben.»
Kommentar des örtlichen «Merthyr Express».

Die staatliche Kohlebehörde wurde wegen «Ignoranz, Inkompetenz und fehlender Kommunikation» schuldig gesprochen und zu einer Ausgleichszahlung von 500 Pfund pro Kind (heute ungefähr 11'800 CHF) verurteilt.

Queen Elizabeth II visits the coal mining village of Aberfan in Wales, following the disaster which resulted in the deaths of 116 children and 28 adults, UK, 29th October 1966. (Photo by Evening Stand ...
Königin Elisabeth II. besucht das Kohlebergbaudorf nach der Katastrophe.Bild: Hulton Royals Collection

Die verbliebenen Halden wollte sie nicht sichern, und entfernt wurden sie erst nach langem Kampf der Einwohner von Aberfan gegen das NCB und die Regierung, denen ein Abbau zu teuer war.

«Was damals in Aberfan passierte, war ein dunkles Geheimnis, über das wir Kinder nicht reden durften. Wir mussten stumm bleiben, vor allem auch um der anderen Leute willen, die ihre Kinder verloren hatten. Gleichzeitig haben sich die überlebenden Kinder aber auch nicht untereinander ausgetauscht. Wir haben das alles in uns weggeschlossen. Nach dem Unglück, als wir noch klein waren, war kaum noch ein Kind übrig. Und so wanderten wir durch die Strassen wie verlorene Seelen.»
Eine Überlebende

Reinkarnation

Figueres, Katalonien, Spanien, 1906:

UNSPECIFIED - JANUARY 05: Spanish painter Salvador Dali (1904-1989) here as a child c. 1906 (Photo by Apic/Getty Images)
Bild: Hulton Archive

Das ist der zweijährige Salvador Dalí (1904–1989), der genau neun Monate nach dem Tod seines Bruders geboren wurde – und dessen Namen er bekam. Als er fünf Jahre alt war, sagte ihm seine Mutter, er sei die Reinkarnation seines verstorbenen Bruders. Dieser Gedanke begleitete ihn ein Leben lang, liess ihn an seiner Identität verzweifeln und war auch Grund seines Dranges, der Welt zu beweisen, wie einmalig er sei.

Es ist ihm durchaus gelungen.

Hier gibt's 26 wunderliche Fakten zu Salvador Dalí:

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26 wunderliche Fakten zu Salvador Dalí
Wer kennt ihn nicht, Salvador Dalí, den berühmtesten Surrealisten der Welt, den Maler des Unbewussten, den kühn Träumenden und Schaffer verstörender Fantasiewelten. Den Mann, der 1955 einen weissen Rolls Royce mit 500 kg Blumenkohl füllte und damit von Spanien nach Paris fuhr. Alles, so erklärte er sein seltsames Tun, lande am Ende im Blumenkohl. Aha.
bild: reddit
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Obligatorischer Landdienst

Obergesteln, Wallis, Schweiz, 1940:

Im Rahmen des obligatorischen Landdienstes waehrend des Zweiten Weltkriegs hilft ein Student am 5. August 1940 bei der Heuernte in Obergesteln (VS). (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str)
Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Im Rahmen des obligatorischen Landdienstes während des Zweiten Weltkriegs hilft ein Schüler bei der Heuernte.

Vom Landdienst sprach man in der Schweiz erstmals in den 1920er Jahren. Die Technikfeindlichkeit manch eines Jugendlichen trieb ihn hinaus aus der Stadt auf die Felder, um den Bauern beim Heuen zu helfen. Während der Wirtschaftskrise wurde jene Hilfe dann institutionalisiert: Die Schweizerische Zentralstelle für freiwilligen Arbeitsdienst (ZEFAD) wurde gegründet und half fortan vielen arbeitslosen Jungen, eine Beschäftigung zu finden. Sie legten Bergwege an, halfen bei der Landgewinnung oder archäologischen Ausgrabungen im ganzen Land.

Students help with the hay harvest during the obligatory country service, pictured in Obergesteln in the Canton of Valais, Switzerland, on August 5, 1940. (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str)

Im Rahmen d ...
Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Als dann der Zweite Weltkrieg ausbrach und alle wehrpflichtigen Männer einberufen wurden, fehlten allerlei Hände auf dem Land. Erst halfen die Schüler freiwillig aus, ab 1941 wurde der Dienst dann obligatorisch für alle Frauen und Männer, Flüchtlinge und Emigrant:innen, selbst für Auslandschweizer:innen, die in ihre Heimat zurückgekehrt waren.

Im Rahmen des obligatorischen Landdienstes waehrend des Zweiten Weltkriegs werden im Sommer 1940 Winterthurer Schuelerinnen bei der Heuernte in Kempthal eingesetzt. (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str)
Sommer 1940: Winterthurer Schülerinnen bei der Heuernte in Kemptthal, Zürich. Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Die Landwirtschaft verfügte so über zusätzliche 100'000 Arbeitskräfte. Als der Dienst mit dem Ende des Krieges aufgehoben wurde, bestand er aber noch lange als Teil der Lehrpläne in verschiedenen Schulen. Man wollte die jungen Städter:innen mit dem Leben auf dem Land vertraut machen.

Bis heute melden sich über 1000 Jugendliche jedes Jahr für einen freiwilligen Einsatz auf dem Bauernhof.

Opium fürs Volk

UdSSR, 1922:

Soviet workers dismantling Orthodox Church furnishing for scrap metal, 1922 (1021x768)
Bild: reddit

Die russisch-orthodoxe Kirche, die seit 1700 unter staatlicher Verwaltung gestanden hatte, war vor allem ab den 1920er Jahren Repressalien ausgesetzt. Auf dem Bild ist zu sehen, wie sowjetische Arbeiter die Einrichtung einer Kirche schrotten.

Die Bolschewiki beriefen sich in ihrem Kampf gegen die Religion auf die Aufklärung, in deren moderner Ausführung der Glaube keinerlei Daseinsberechtigung besass. Man etablierte Atheismus als wissenschaftliche Disziplin, gründete Zeitschriften wie «Der Gottlose», man öffnete Reliquienschreine und Heiligengräber, um sie als «faulen Zauber» zu enttarnen.

Und dann kam die Gewalt. Man zerstörte Kirchen und tötete tausende Geistliche, mit und ohne Urteil. Unter Stalin, der einmal selbst Priesterkandidat gewesen war, erlebte die Verfolgung der Priester ihren Höhepunkt.

Dina Sanichar

Agra, Indien, 1876:

Dina Sanichar as a young man, c. 1889-1894
https://en.wikipedia.org/wiki/Dina_Sanichar#/media/File:Sanichar-cropped.png
Bild: Wikimedia

Sanichar, das heisst Samstag, weil Sanichar an einem Samstag ins Waisenhaus kam. Jäger hatten den sechsjährigen Jungen im Februar 1876 in einer Wolfshöhle in Bulandshahr gefunden.

Über zwanzig Jahre lang lebte er unter Menschen, ging anfangs auf allen Vieren und ass rohes Fleisch. Auch sprechen lernte er nie. Die Laute, die er von sich gab, ähnelten denen der Wölfe.

Sanichar starb 1895 im Alter von etwa 34 Jahren an Tuberkulose. Womöglich war er die Inspiration für die Figur Mogli in «Das Dschungelbuch» von Rudyard Kipling.

Halte das Kind!

Riederalp, Wallis, 1966:

Der Sesselift Greicheralp-Blausee auf dem Hochplateau der Riederalp oberhalb von Brig im Kanton Wallis, aufgenommen anlasslich seiner Einweihung am 30. Juni 1966. Von der Bergstation auf 2235 Meter ue ...
Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Entspannt sieht irgendwie anders aus. Aber wer kann es den Passagieren verdenken ... Der Sesselift Greicheralp-Blausee anlässlich seiner Einweihung am 30. Juni.

1995 wurde er aufgrund ungenügender Sicherheitsanforderungen ersetzt durch die moderne 12-er-Kabinenbahn Riederalp-Moosfluh.

Windows of the World

New York, USA, 1976:

Ezra Stoller
Windows on the World, Warren Platner, New York, NY, 1976
Bild: Ezra Stoller

So hiess das Restaurant auf der 107. Etage des 110-stöckigen Nordturms des World Trade Centers.

Es wurde am 12. April 1976 eröffnet und bei den Anschlägen vom 11. September 2001 zerstört. Alle 79 Mitarbeiter, die am Tag der Katastrophe anwesend waren, starben, dazu kamen 91 Gäste.

Weiblicher Aktivismus

London, 1910:

A suffragette arrest in London, circa 1910.
Bild: Library of Congress archives

Koloriertes Bild einer festgenommenen Suffragette.

Arnie forever

Santa Maria, Kalifornien, USA, 2003:

California Gubernatorial candidate Arnold Schwarzenegger hands out his own yard signs as he greets supports at the end of a campaign rally at Santa Maria Airport in Santa Maria, Calif., Sunday, Sept., ...
Bild: AP

Arnie als 38. Gouverneur Kaliforniens in spe.

So, wir müssen reden.

Es ist so: Mir gehen langsam aber sicher die guten Bilder von Arnold Schwarzenegger aus.

Es muss jemand anderes her. Aber natürlich wird uns das nicht davon abhalten, ihn ewiglich im Herzen mit uns rumzutragen! Oder was meint ihr? Wer oder was wäre ein würdiger Ersatz?

Ihr dürft sehr gern eure Ideen in den Kommentaren kundtun und dann stimmen wir beim nächsten History Porn darüber ab!

Bis dahin: He'll be back!

History Porn
Uns erreichen immer mal wieder kritische Kommentare bezüglich des Namens dieses Formats. Wir können verstehen, dass es teilweise etwas respektlos anmuten mag, von geschichtlichen Tragödien in Verbindung mit dem Begriff «Porno» zu lesen. Wir haben uns aber an «reddit» orientiert und lesen den Namen mehr als in Bildern erzählte, unzensierte Geschichte, die anregt und manchmal amüsiert, aber eben auch schockieren kann.
Mit «Porn» können im Englischen auch TV-Shows, Artikel oder eben Fotos gemeint sein, die ein übermässiges, unwiderstehliches Verlangen nach oder Interesse an etwas befriedigen sollen.

History Porn III

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History Porn Teil LXV: Geschichte in 23 Wahnsinns-Bildern
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History Porn Teil LXV: Geschichte in 23 Wahnsinns-Bildern
Das Prudential-Hochhaus in Warschau war in den 30ern das höchste Gebäude der Stadt und das zweithöchste Europas. Während des Warschauer Aufstandes 1944 wurde es vom überschweren deutschen Mörser «Ziu» (VI) der Mörserserie Karl mit 2-Tonnen-Granaten beschossen. Was blieb, war das Stahlskelett, das fortan als beliebtes Motiv für Antikriegs-Plakate der Nachkriegszeit diente.
bild: reddit
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So sieht eine Pizza-Party im Weltall aus
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zürischnurre
18.05.2025 14:39registriert Februar 2016
Mein Vater, geboren 1936 machte mit 14. auch Landdienst im Wallis.
Als Kind liebte ich diese Geschichte; der Bauer sei gemein gewesen aber man habe ihn gut behandelt. Als mein Vater seinem Vater in einem Brief schrieb, dass er die vereinbarten 50.- /M. nicht bekomme, hat sein Vater den Bauer angeschrieben, dieser behauptete Peter sei unbrauchbar, verfressen und faul, weshalb er mehr schade als nütze. Mein Grossvater antwortete, dass er ihm das Geld geben soll oder ihn zurück schicken und Peter habe die Anweisung den nächsten Zug zu nehmen, wenn ihm nochmals jemand den 🍑 versohle.
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Deep sea
18.05.2025 13:54registriert Juli 2015
Als würdiger Ersatz von Arnie fällt mir spontan Freddy Mercury ein
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