Nicht nur für viele Kinder ist der Mathematik-Unterricht der blanke Horror – auch den Eltern bereitet das Thema oftmals grosse Sorgen: «Was, wenn mein Kind in Mathe genauso schlecht ist, wie ich es früher war?!», ist ein Gedanke, den viele Mütter und Väter nur zu gut kennen.
Die Tatsache, dass Forscher im Jahr 2013 herausgefunden haben wollen, dass die jeweiligen Mathe-Skills (oder eben Nicht-Skills) weitervererbt werden, dürfte diese Sorge nicht gerade geschmälert haben.
Doch nun gibt ein Forscherteam der Johns Hopkins University im US-Bundesstaat Maryland Entwarnung: Denn ihrer Meinung nach kann man die mathematischen Fähigkeiten eines jeden Menschen positiv beeinflussen, indem man ihn bereits im Kindergartenalter spielerisch ans Rechnen heranführt.
Eignen soll sich den Wissenschaftlern zufolge dieses sehr einfache Spiel: Man zeigt Kindern, die etwa fünf Jahre alt sind, zwei Felder, in denen unterschiedlich viele Punkte zu sehen sind. Diese Bilder werden jeweils nur für ein paar Sekunden eingeblendet – sodass nicht genügend Zeit bleibt, um die Punkte zu zählen – und die Kinder müssen entscheiden, in welchem der beiden Felder mehr Punkte zu sehen sind. Dieses Spiel führt man etwa fünf Minuten lang mit unterschiedlichen Bildern durch.
So weit, so gut. Ob und wie sich dieses Spiel nun auf die Mathefähigkeiten der Probanden auswirkten, untersuchten die US-amerikanischen Forscher, indem sie die 40 teilnehmenden Kinder in drei Gruppen aufteilten. Alle drei Gruppen bekamen Bilder mit unterschiedlich hohen Schwierigkeitsgraden gezeigt, jedoch in verschiedener Reihenfolge:
Anschliessend mussten die Kinder entweder ein Vokabelquiz oder aber Mathematik-Aufgaben lösen. Dabei zeigte sich folgendes Ergebnis: Den Vokabeltest lösten alle Kinder mehr oder weniger gleich gut, bei den Mathe-Aufgaben waren jedoch deutliche Unterschiede zu erkennen.
Jene Kinder, die bei dem vorherigen Spiel erst die einfachen und dann die schwierigen Bilder gezeigt bekommen hatten, lösten 80 Prozent der Mathe-Aufgaben richtig und lieferten somit mit Abstand das beste Ergebnis ab.
Jene Gruppe, die als erstes mit den schwierigen Punkte-Aufgaben konfrontiert worden war, konnte dagegen nur 60 Prozent der Mathe-Aufgaben lösen. Die Kontrollgruppe, die einfache und schwierige Aufgaben abwechselnd gezeigt bekommen hatte, löste 70 Prozent der Mathe-Aufgaben richtig.
Das Forscher-Team um Jinjing «Jenny» Wang schliesst daraus, dass wenn man das Gefühl für Zahlen mittels des Spiels nach und nach schult, die mathematischen Fähigkeiten – zumindest kurzfristig – gesteigert werden können.
«Mathematische Fähigkeiten sind nicht statisch – wenn du schlecht in Mathe bist, heisst das nicht, dass du es für den Rest deines Lebens sein musst. Diese Fähigkeiten sind veränderbar, und das innerhalb sehr kurzer Zeit», erklärt Wang.
Die Ergebnisse dieser Studie werden in der Juli-Ausgabe des Journal of Experimental Child Psychology veröffentlicht, online sind sie bereits schon jetzt verfügbar. In einem nächsten Schritt soll gemäss den Forschern herausgefunden werden, ob sich dieser Effekt auch langfristig ausmachen lässt.
(viw)