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Wieso lässt Gott das Böse zu? Die Antwort einer Pfarrerin irritiert

FILE - Ukrainian emergency employees and police officers evacuate injured pregnant woman Iryna Kalinina, 32, from a maternity hospital that was damaged by a Russian airstrike in Mariupol, Ukraine, Mar ...
Angriff auf ein Spital in Mariupol im März 22.Bild: keystone
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Wieso lässt Gott das Böse zu? Die Antwort einer Pfarrerin irritiert

29.07.2023, 08:0530.07.2023, 09:00
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Bis in die Neuzeit war der christliche Glaube in unseren Breitengraden sakrosankt. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung glaubte, was in der Bibel stand und der Pfarrer von der Kanzel predigte. Allenfalls fand man einzelne Geschichten in der Bibel etwas eigenartig, doch an der Existenz von Gott als barmherziger und gütiger Vater im Himmel zweifelten höchstens geistig wache Skeptiker.

Mit der Globalisierung und Säkularisierung frassen sich die Zweifel quer durch die Gesellschaft. Der Glaube wollte nicht mehr so recht zum Weltbild passen, das zunehmend von Technik und Wissenschaft geprägt wurde. Bei der kritischen Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben drängte immer mehr eine Grundsatzfrage in den Mittelpunkt: Wieso lässt Gott das unsägliche Leid zu, das uns die Medien täglich vermitteln? Warum greift er nicht ein, wenn uns die Welt um die Ohren fliegt?

Bei solchen Fragen kommen die Theologen und Geistlichen ins Grübeln. Denn es ist zu offensichtlich, dass das Elend auf der Erde schlecht zu den Erlösungsrezepten der christlichen Heilslehre passt.

Ein Beispiel lieferte die SonntagsZeitung vom vergangenen Sonntag. Die Pfarrerin Sibylle Forrer wurde gefragt: «Warum lässt Gott Böses zu?»

Die bekannte Pfarrerin Sibylle Forrer.
Die bekannte Pfarrerin Sibylle Forrer.

Sie antwortete, auf der Erfahrungsebene stosse das Gottesbild vom ewigen Weltenlehrer, dem nichts unmöglich sei, an seine Grenzen. Dabei gibt sie zu, dass die Frage, wieso ein allmächtiger, gütiger Gott Unrecht nicht verhindert, sondern zulässt, irritieren kann. Dieses beklemmende und ungelöste Problem ziehe sich durch die Theologiegeschichte, schrieb sie.

Das ist ein mutiges Eingeständnis für eine Geistliche und man wartete als Leser und Leserin auf eine erhellende Antwort. Doch statt eine Erklärung zu liefern, schlägt Forrer einen geistigen oder theologischen Salto. Das sei eine falsche Frage, erklärt sie keck. Die richtige sei, warum wir ein Gottesbild vertreten, das ein solches Dilemma überhaupt zulasse.

Es gebe in der Bibel keinen Text, der es erlauben würde, von einem allmächtigen Gott zu sprechen, schrieb sie. Wir würden schliesslich beten: «Dein Wille geschehe.» Hoppla.

«Das kann man mit dem Verstand, den uns Gott angeblich mit auf den Weg gegeben hat, nicht begreifen.»
Sektenblogger Hugo Stamm

Wenn ein kleines Mädchen in der Ukraine von einer Splitterbombe getroffen wird, geschieht also Gottes Wille. Und wenn die trauernde Mutter schreit, warum hast du, lieber Gott, mein Kind sterben lassen? Sagen Sie ihr dann, die Mutter stelle die Frage falsch?

Forrer fährt fort, dass es an uns Menschen liege, dass Gottes Wille geschehe. Das würde bedeuten, dass er nicht nur Böses zulässt, sondern provoziert. Denn er weiss ja selbst am besten, dass Menschen, die er nach seinem Ebenbild geschaffen hat, sehr böse sein können, wie der Zustand der Welt zeigt.

Auch die Allmacht Gottes zu relativieren, ist ein starkes theologisches Stück.

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Dieser Gott hat es immerhin geschafft, die Welt und alle Kreaturen darauf zu erschaffen. Auch uns Menschen, seine Kinder. Ob in sechs Tagen oder mehr, sei dahin gestellt. Und nun soll er tatenlos zuschauen, wie wir sein schöpferisches Werk gegen die Wand fahren? Das kann man mit dem Verstand, den uns Gott angeblich mit auf den Weg gegeben hat, nicht begreifen. Da hilft auch ein Winkelzug einer Pfarrerin nicht weiter.

Noch eine Bemerkung zur Frage, die laut Sibylle Forrer falsch gestellt sein soll. Mit Verlaub, Frau Pfarrerin, Sie müssen es schon uns selbst überlassen, welche Fragen für uns richtig und wichtig sind. Die Deutungshoheit für sich zu beanspruchen, ist gerade bei einem so wichtigen Thema leicht anmassend. Man kann doch nicht eine unangenehme Frage kurzerhand umdeuten.

Noch etwas: In der Bibel wird Gott mehrere Male «der Allmächtige» genannt.

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Hugo Stamm, Sektenblog
Bild: zvg
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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984 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Händlmair
29.07.2023 08:18registriert Oktober 2017
Die Antwort auf die Frage, warum Gott böses zulässt ist relativ einfach zu beantworten. Weil es noch nie einen Gott gegeben hat, weil es kein Gott gibt und weil es auch nie einen geben wird.

Der Mensch hat eine ganz dumme Eigenschaft. Er übernimmt selten die Verantwortung und sucht für sein eigenes Versagen ständig jemanden, dem er die Schuld in die Schuhe schieben kann.

Gut nicht jeder Mensch, aber der Grossteil davon und vorallem diejenigen die das gefühl haben, Sie wissen, wie man ein Land regiert.
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Brummbär
29.07.2023 08:45registriert August 2020
Religion mag halt keine Fragen. Weil Religion keine Fragen beantworten kann.
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Don't look up!
29.07.2023 08:44registriert Juni 2021
Herr Stamm, kennen Sie denn einen Glaubenden, der seinen Glauben rational erklären kann?

Es ist die falsche Frage, weil sie Logik voraussetzt.
In Glaubensfragen hat Logik keinen Platz.
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    Wir suchen uns ein Unicorn
    Lara hatte noch nie einen Dreier und findet, 2025 ist das Jahr, in dem sie dies ausprobieren muss.

    Der Januar begann, wie Januare immer beginnen: beschissen. Alle sind mürrisch drauf, die eine Hälfte ist schlecht gelaunt und nur noch zuhause, weil: Ich kann eh grad nicht trinken, ich mache Dry January, weisch, und da ist es einfacher, wenn ich daheim bleibe. Die andere Hälfte bleibt zuhause, weil niemand mit ihr rausgehen würde. Alle sagen ständig, ach, ist schon wieder Januar, wo ist bloss das Jahr hin, als wäre es eine neue Erkenntnis, dass die Zeit viel zu schnell vorbeigeht. Das Wetter ist schlecht, der Kontostand bei vielen auch, die Gesamtstimmung: ungut.

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