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Das Recht auf eine Waffe kommt von Gott, sagt Trump. Denken wir das kurz zu Ende

President Donald Trump gestures from the podium as as speaks at the National Rifle Association-Institute for Legislative Action Leadership Forum in Dallas, Friday, May 4, 2018. (AP Photo/Sue Ogrocki)
Zu Besuch bei Freunden: Donald Trump an der NRA-Convention.Bild: AP/AP
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Das Recht auf eine Waffe kommt von Gott, sagt Trump. Denken wir das kurz zu Ende …

In seiner Rede vor den Waffenfans behauptete der Präsident, Gott habe das Waffengesetz gegeben. Das ist aus verschiedenen Gründen bemerkenswert.
15.05.2018, 08:45
Hugo Stamm
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US-Präsident Donald Trump überrascht uns immer wieder mit neuen Eskapaden. Wenn wir glauben, allmählich alle Facetten seiner schillernden und narzisstischen Persönlichkeit zu kennen, verblüfft er uns postwendend mit neuen Einsichten.

Zu seinen grössten Bewunderern gehören die frommen Christen und die Waffennarren. Vergangene Woche nahm er in Dallas die Mitglieder der Waffenlobby NRA an seine Brust.

Donald Trump bei seiner Rede vor der Waffenlobby NRA.Video: YouTube/FOCUS Online

Unter tosendem Applaus lief er zur Höchstform auf und beschwor den Verfassungszusatz, der das Tragen von Waffen regelt. Es sei das von Gott gegebene Recht, schrie er in die Menge. Das ist exakt der Code der NRA, die mehr und mehr zur Sekte mutiert.

Was heisst das konkret? Sezieren wir also die Aussage von Trump und die Losung der Waffenlobby. Das Gesetz ist angeblich gottgewollt, folglich entspricht es seinem Willen. Der Schöpfer hat veranlasst, dass die Amerikanerinnen und Amerikaner laut Verfassung fast beliebig Waffen kaufen und tragen dürfen. Somit handelt es sich quasi um eine religiöse (Ersatz-)Handlung.

Irgend etwas an dieser religiösen «Waffengleichung» kann nicht stimmen. Denn das zentrale göttliche Gebot lautet, du sollst nicht töten.

Das impliziert, dass Gott in die Welt wirkt, dass er die amerikanische Regierung beraten, gelenkt oder zumindest beeinflusst hat. Und mit ihr die legislativen Kammern. Es ist dem Schöpfer also ein Anliegen, dass gewöhnliche Bürger immer und überall zur Waffe greifen können. Und notfalls töten.

Gun rights advocate Drew Deal of Dallas, right, discusses the second amendment with a gun control advocate who would not give her name as dueling groups demonstrated outside Dallas City Hall during th ...
Eine Waffengegnerin diskutiert mit Drew Deal, einem Waffenbefürworter aus Dallas. Man beachte sein Schild.Bild: AP/The Dallas Morning News

Irgend etwas an dieser religiösen «Waffengleichung» kann nicht stimmen. Denn das zentrale göttliche Gebot lautet, du sollst nicht töten. Also müssten Gott und die Gesetze dafür sorgen, dass wir Menschen nicht in Versuchung kommen, andere niederzuschiessen. Und dass die Voraussetzungen dazu möglichst erschwert werden. Zum Beispiel mit restriktiven Waffengesetzen.

Ein weiteres christliches Credo lautet, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Oder liebet eure Feinde und haltet die andere Wange hin. Das angeblich Gott gegebene Waffengesetz hebelt diese christlichen Gebote radikal aus.

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Trump schiesst aus allen Rohren

Das kümmert vermutlich den rechtsradikalen Flügel der NRA wenig. Doch ein beträchtlicher Teil der NRA-Mitglieder sind fromme Christen aus den Freikirchen. Dass Trump, der alle Arten von Rohren über Verstand und Moral hebt, darin keine Widersprüche erkennen kann, verwundert nicht.

Dass aber auch die frommen Christen, die sich zu den Hüter von Moral und Ethik aufgeschwungen haben, Verdrängungskünstler der Extraklasse sind, erstaunt schon mehr. Gott müsste ziemlich schizophren sein, hätte er die amerikanischen Waffengesetze initiiert.

Waffen

Übrigens: Beim Auftritt von Trump in Dallas war es den Waffennarren verboten, Pistolen oder Revolver auf sich zu tragen. Vielleicht hatte der Präsident Angst, ein Zuhörer könnte vor Freude um sich ballern. Und ihn irrtümlicherweise treffen. Das Vertrauen in seine Verbündeten scheint beschränkt zu sein. Was man durchaus verstehen kann.

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Hugo Stamm; Religionsblogger
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Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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198 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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A_C_Doyle
12.05.2018 08:18registriert Januar 2017
Wann hat Amerika eigentlich angefangen zu vergessen dass Amerika als Nation frei von Religion gegründet wurde? Die Bill of Rights und die Verfassung sind Meisterwerke und erstere verlangt die Strikte Trennung von Staat und Religion. Wann erinnern sich die Amerikaner endlich wieder daran das Religion genau das ist was sie letztlich aus England weggehen liess und diese einst grossartige Nation gründeten. Es ist traurig zu sehen was die Staaten aus sich machen... Jefferson und Co. würden sich im Grab umdrehen.
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Luca Brasi
12.05.2018 08:35registriert November 2015
Vielleicht sind die sogenannten "frommen Christen" eben gar nicht so fromm und vielleicht genau das der Beweis, dass Menschen sich die Welt gern so machen wie es ihnen gefällt. Mit oder ohne Religion.
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Händlmair
12.05.2018 08:38registriert Oktober 2017
Das Zentrale göttliche Gebot lautet, du sollst nicht töten! Nur schon dieser Satz zeigt wie Schizophren Gott selber ist. Seine blutige Spur zieht sich quer durch die Bibel in dem Gegner des Jüdischen Volkes getötet werden. Tötliche Plagen oder Ägyptischen Soldaten im geteilten Meer, ja selbst die ganze Menschheit (Noah) wird ersäuft. Sodom und Gomorah oder Lots Frau. Warum sollen die Amerikaner nicht auch das göttliche Recht für sich in anspruch nehmen und alle Feinde der USA umbringen? Solange die Bibel einfluss in Staaten und Regierungen hat, wird es keine friedliche Welt geben.
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Mein Tiefpunkt? Als ich beim ersten Date auf den Boden kotzte!
Es ist Glühwein-Zeit. Und weil Glühwein-Zeit so viel Spass macht, wohne ich aktuell quasi auf den Weihnachtsmärkten dieser Stadt. Nach dem letzten Besuch lande ich mit Freunden in einer Bar, wo wir die ganz schmutzigen Geschichten auspacken.

Hallo, ich heisse Emma Amour und ich habe mal beim ersten Date auf den Boden gekotzt. Nicht nach Stunden des zu viel Trinkens. Oder nach einem verdorbenen Fisch. Nein, ich hab Hoi gesagt, drei Küsschen gegeben und gechörbled. Mitten auf die Brücke. In downtown Zürich.

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